Sammlung Oie Olsen in Kopenhagen
81
Abb. 2. Geißelung Christi. Große farbige Kaendlergruppe.
Meißen um 1740.
Sammlung Oie Olsen, Kopenhagen
Löwenpaar und der Luchs
— von der Löwin und dem
Luchs hat auch das Schloß-
museum vor einigen Jah-
ren Exemplare erworben,
denen sich noch der lie-
gende Ziegenbock Kaend-
lers aus dem Johanneum
hinzugesellthat. DieOlsen-
Sammlung besitzt aus dem
Johanneum zwei der gro-
ßen weißen Adler von
Kaendler, um 1730, die be-
weisen, wie stark der Mei-
ster im Barock seines Vor-
gängers Permoser wurzelt
(Abb. 1). Man vergleiche
nur die herrlichen, mit den
Flügeln schlagenden Adler
im Mezzaningeschoß an
Schlüters Berliner Schloß,
an dessen bildhauerischer
AusstattungPermoser kur-
ze Zeit mitgewirkt hat. Von
KaendlersMeisterhand fin-
den sich weiter aus dem
Johanneum der 1731 ent-
standene große Falke, eine
seiner frühesten Arbeiten,
der große fein dekorierte
Krongeier — ein Exemplar
besitzt augenblicklich die
Kunsthandlung van Dam
in Berlin—, die feurig bemalten Grün-
spechte und Pirole, die schreienden El-
stern — ein echtes der am meisten ge-
fälschten Meißener Vogelpaare — und
andere dieser entzückenden Gattung,
die zu den hervorragendsten Zeugnissen
der Tierdarstellung aller Zeiten gehört.
Kürzlich ist eine nur aus derartigen
Vögeln und Tieren bestehende Samm-
lung, Jay in Frankfurt, in den Han-
del gelangt; ein Überrest befindet sich
in der auf dem Gebiete des Meißener
Porzellans in Berlin seit Jahrzehnten
führenden Kunsthandlung van Dam.
Von Werken Kaendlers in der Olsen-
sammlung sind weiter beachtenswert: die
große, in starken Farben bemalteGruppe
der Geißelung Christi (Abb. 2), zwei der
um 1740 entstandenen Apostel nach den
Vorbildern der Berninischule an San Gio-
vanni in Laterano, ferner eine Beihe von
Liebes-, Schäfer- und Genregruppen, wie
die polnische Kußgruppe, das sich küs-
sende Paar und die erst nach Erscheinen
des Kataloges erworbene Gruppe von
Scaramuz und Kolombine um 1745, die
dem unserem Schloßmuseum vor eini-
gen Jahren geschenkten Exemplar ge-
genüber durch den reichen Dekor mit in-
dianischen Blumenbuketts sich auszeich-
net. Einige der Gruppen, wie das tan-
zende Schäferpaar usw. waren auch auf
der Auktion der Sammlung Darmstädter.
Der Jahrhundertmitte gehören die sechs
Handwerkerfiguren Kaendlers an. Von
Eberlein sind ein Jägerpaar und ein Har-
lekin, von Peter Beinicke August II. von
Sachsen und Polen als Berghauptmann,
von dem in Berlin nach dem Siebenjähri-
gen Kriege zu großem Einfluß gelangten
81
Abb. 2. Geißelung Christi. Große farbige Kaendlergruppe.
Meißen um 1740.
Sammlung Oie Olsen, Kopenhagen
Löwenpaar und der Luchs
— von der Löwin und dem
Luchs hat auch das Schloß-
museum vor einigen Jah-
ren Exemplare erworben,
denen sich noch der lie-
gende Ziegenbock Kaend-
lers aus dem Johanneum
hinzugesellthat. DieOlsen-
Sammlung besitzt aus dem
Johanneum zwei der gro-
ßen weißen Adler von
Kaendler, um 1730, die be-
weisen, wie stark der Mei-
ster im Barock seines Vor-
gängers Permoser wurzelt
(Abb. 1). Man vergleiche
nur die herrlichen, mit den
Flügeln schlagenden Adler
im Mezzaningeschoß an
Schlüters Berliner Schloß,
an dessen bildhauerischer
AusstattungPermoser kur-
ze Zeit mitgewirkt hat. Von
KaendlersMeisterhand fin-
den sich weiter aus dem
Johanneum der 1731 ent-
standene große Falke, eine
seiner frühesten Arbeiten,
der große fein dekorierte
Krongeier — ein Exemplar
besitzt augenblicklich die
Kunsthandlung van Dam
in Berlin—, die feurig bemalten Grün-
spechte und Pirole, die schreienden El-
stern — ein echtes der am meisten ge-
fälschten Meißener Vogelpaare — und
andere dieser entzückenden Gattung,
die zu den hervorragendsten Zeugnissen
der Tierdarstellung aller Zeiten gehört.
Kürzlich ist eine nur aus derartigen
Vögeln und Tieren bestehende Samm-
lung, Jay in Frankfurt, in den Han-
del gelangt; ein Überrest befindet sich
in der auf dem Gebiete des Meißener
Porzellans in Berlin seit Jahrzehnten
führenden Kunsthandlung van Dam.
Von Werken Kaendlers in der Olsen-
sammlung sind weiter beachtenswert: die
große, in starken Farben bemalteGruppe
der Geißelung Christi (Abb. 2), zwei der
um 1740 entstandenen Apostel nach den
Vorbildern der Berninischule an San Gio-
vanni in Laterano, ferner eine Beihe von
Liebes-, Schäfer- und Genregruppen, wie
die polnische Kußgruppe, das sich küs-
sende Paar und die erst nach Erscheinen
des Kataloges erworbene Gruppe von
Scaramuz und Kolombine um 1745, die
dem unserem Schloßmuseum vor eini-
gen Jahren geschenkten Exemplar ge-
genüber durch den reichen Dekor mit in-
dianischen Blumenbuketts sich auszeich-
net. Einige der Gruppen, wie das tan-
zende Schäferpaar usw. waren auch auf
der Auktion der Sammlung Darmstädter.
Der Jahrhundertmitte gehören die sechs
Handwerkerfiguren Kaendlers an. Von
Eberlein sind ein Jägerpaar und ein Har-
lekin, von Peter Beinicke August II. von
Sachsen und Polen als Berghauptmann,
von dem in Berlin nach dem Siebenjähri-
gen Kriege zu großem Einfluß gelangten