Ausstellungen — Öffentliche Kunstpflege
203
teressant ist die Beobachtung, daß der
Einfluß der Frau jedes Jahr zunimmt.
Valentine Prax, leider noch Expres-
sionistin, findet Gefallen an frohen Li-
nien und Farbrhythmen. Helene Per-
driat malt langweilige Figuren. Hermine
David, Olga Sakaroff, Genevieve Galli-
bert geben Landschaften zart und frau-
lich wieder. Sehr viele andere folgen
ihnen. Man muß ihnen wünschen, ernst
und frauenhaft zu bleiben und nicht eine
falsche Größe und eine erkünstelte Stärke
anzustreben. Der Salon des Tuileries
wurde so genannt, weil seine erste Aus-
stellung in einer Plalle amUfer desWassers
stattfand. Um die Schönheit des Jardin,
der die Ufer der Seine schmückt, nicht
weiter zu beeinträchtigen, zog man um
in das nach Plänen von A. und G. Perret
erbaute Palais de Bois an der Porte
Maillot. D.
*
Stuttgart. Jubiläumsausstel-
lung des Ausstellerverbandes
Künstlerbund 1925. Zur Feier sei-
nes 25 jährigen Bestehens veranstaltet
der Verband im Rahmen des Ausstel-
lungsunternehmens »Das Schwäbische
Land« in sämtlichen Sälen des Kunst-
gebäudes eine Ausstellung von Gemäl-
den, Graphik und Plastik, die einen Über-
blick über sein Schaffen während der
letzten 25 Jahre vermitteln will. Ins-
besondere der Gründer des Verbandes,
Graf Leopold von Kalckreuth, ist mit
einer ansehnlichen Auswahl seiner besten
Werke vertreten, daneben die übrigen
Maler der ersten Jahrzehnte dieses Jahr-
hunderts , die zu ihren Lebzeiten dem
Verbände angehörten, wie Carlos Grethe,
Robert von IJaug, Albert Käppis, Fried-
rich von Keller, Otto Reininger, Her-
mann Pleuer; ihnen schließt sich die
gegenwärtige Generation des Künstler-
bundes an. — Die Ausstellung dauert
bis Ende September.
ÖFFENTLICHE KUNSTPFLEGE
Kriegerdenkmal auf dem Schloß-
berg in Arnsberg i. W. ?
Eines der schönsten und ehrwürdig-
sten Städtebilder Deutschlands ist das
von Arnsberg an der Ruhr, der ehe-
maligen Residenzstadt des kurkölni-
schen Herzogtums Westfalen. Die von
der Ruhr umflossene Altstadt baut sich
mit ihren grauen Schieferdächern um
den Schloßberg auf, der von der unter
alten Bäumen fast versteckten Ruine
des ehemaligen Grafen- und späteren
erzbischöflichen Schlosses bekrönt ist.
Das in den deutschen Topographien des
16. und 17. Jahrhunderts abgebildete
turmreiche Schloß ist im siebenjährigen
Kriege durch den Herzog von Braun-
schweig in Trümmer geschossen worden,
als eine französische Truppenabteilung
darin Stellung genommen hatte. Aus
den Steinen der Ruine ist im späteren
18. Jahrhundert das Regierungsgebäude
am Fuß des Berges erbaut worden. Nur
einige Tore, gewölbte Verließe und
Turmunterbauten haben sich erhalten.
Nun hat ein von den Bürgern der
Stadt gebildeter Denkmalsausschuß den
an sich wohlgemeinten Plan gefaßt, auf
diesem Schloßberg einen Aussichts-
turm als Kriegerdenkmal zu errich-
ten und dazu den sogenannten »Weißen
Turm« auszubauen, über dessen Gestalt
man gar nichts weiß. Zahlreiche west-
fälische Kunstfreunde, doppelt beun-
ruhigt durch die vielen mißlungenen
Bauten von Aussichts- und Krieger-
gedenktürmen, die gerade im gebirgigen
Westfalen in dem letzten Menschenalter
entstanden — die unglücklichste Schöp-
fung ist das Denkmal auf der alten
Sachsenveste Hohensyburg -—, haben
gegen diesen Plan scharfen Einspruch er-
hoben. Auf den Vorschlag des Landes-
konservators Herrn Baurat Körner hat
die Beratungsstelle für Kriegerehrungen
einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben,
der die Frage in breitester Öffentlichkeit
zur Diskussion stellen soll. Die einsich-
tigen Kunstfreunde schlagen als schönste
Ehrung für die gefallenen Söhne der
Stadt die Anlage eines Baumhaines auf
einer der lieblichen Höhen vor, die das
Ruhrtal umsäumen, dem sogenannten
Lüsenberg. Der um die Denkmalspflege
Westfalens hochverdiente Herr Landes-
hauptmann Dieckmann in Münster hat
der Sache sein besonderes Interesse zu-
gewendet. So besteht die Hoffnung, daß
203
teressant ist die Beobachtung, daß der
Einfluß der Frau jedes Jahr zunimmt.
Valentine Prax, leider noch Expres-
sionistin, findet Gefallen an frohen Li-
nien und Farbrhythmen. Helene Per-
driat malt langweilige Figuren. Hermine
David, Olga Sakaroff, Genevieve Galli-
bert geben Landschaften zart und frau-
lich wieder. Sehr viele andere folgen
ihnen. Man muß ihnen wünschen, ernst
und frauenhaft zu bleiben und nicht eine
falsche Größe und eine erkünstelte Stärke
anzustreben. Der Salon des Tuileries
wurde so genannt, weil seine erste Aus-
stellung in einer Plalle amUfer desWassers
stattfand. Um die Schönheit des Jardin,
der die Ufer der Seine schmückt, nicht
weiter zu beeinträchtigen, zog man um
in das nach Plänen von A. und G. Perret
erbaute Palais de Bois an der Porte
Maillot. D.
*
Stuttgart. Jubiläumsausstel-
lung des Ausstellerverbandes
Künstlerbund 1925. Zur Feier sei-
nes 25 jährigen Bestehens veranstaltet
der Verband im Rahmen des Ausstel-
lungsunternehmens »Das Schwäbische
Land« in sämtlichen Sälen des Kunst-
gebäudes eine Ausstellung von Gemäl-
den, Graphik und Plastik, die einen Über-
blick über sein Schaffen während der
letzten 25 Jahre vermitteln will. Ins-
besondere der Gründer des Verbandes,
Graf Leopold von Kalckreuth, ist mit
einer ansehnlichen Auswahl seiner besten
Werke vertreten, daneben die übrigen
Maler der ersten Jahrzehnte dieses Jahr-
hunderts , die zu ihren Lebzeiten dem
Verbände angehörten, wie Carlos Grethe,
Robert von IJaug, Albert Käppis, Fried-
rich von Keller, Otto Reininger, Her-
mann Pleuer; ihnen schließt sich die
gegenwärtige Generation des Künstler-
bundes an. — Die Ausstellung dauert
bis Ende September.
ÖFFENTLICHE KUNSTPFLEGE
Kriegerdenkmal auf dem Schloß-
berg in Arnsberg i. W. ?
Eines der schönsten und ehrwürdig-
sten Städtebilder Deutschlands ist das
von Arnsberg an der Ruhr, der ehe-
maligen Residenzstadt des kurkölni-
schen Herzogtums Westfalen. Die von
der Ruhr umflossene Altstadt baut sich
mit ihren grauen Schieferdächern um
den Schloßberg auf, der von der unter
alten Bäumen fast versteckten Ruine
des ehemaligen Grafen- und späteren
erzbischöflichen Schlosses bekrönt ist.
Das in den deutschen Topographien des
16. und 17. Jahrhunderts abgebildete
turmreiche Schloß ist im siebenjährigen
Kriege durch den Herzog von Braun-
schweig in Trümmer geschossen worden,
als eine französische Truppenabteilung
darin Stellung genommen hatte. Aus
den Steinen der Ruine ist im späteren
18. Jahrhundert das Regierungsgebäude
am Fuß des Berges erbaut worden. Nur
einige Tore, gewölbte Verließe und
Turmunterbauten haben sich erhalten.
Nun hat ein von den Bürgern der
Stadt gebildeter Denkmalsausschuß den
an sich wohlgemeinten Plan gefaßt, auf
diesem Schloßberg einen Aussichts-
turm als Kriegerdenkmal zu errich-
ten und dazu den sogenannten »Weißen
Turm« auszubauen, über dessen Gestalt
man gar nichts weiß. Zahlreiche west-
fälische Kunstfreunde, doppelt beun-
ruhigt durch die vielen mißlungenen
Bauten von Aussichts- und Krieger-
gedenktürmen, die gerade im gebirgigen
Westfalen in dem letzten Menschenalter
entstanden — die unglücklichste Schöp-
fung ist das Denkmal auf der alten
Sachsenveste Hohensyburg -—, haben
gegen diesen Plan scharfen Einspruch er-
hoben. Auf den Vorschlag des Landes-
konservators Herrn Baurat Körner hat
die Beratungsstelle für Kriegerehrungen
einen Ideenwettbewerb ausgeschrieben,
der die Frage in breitester Öffentlichkeit
zur Diskussion stellen soll. Die einsich-
tigen Kunstfreunde schlagen als schönste
Ehrung für die gefallenen Söhne der
Stadt die Anlage eines Baumhaines auf
einer der lieblichen Höhen vor, die das
Ruhrtal umsäumen, dem sogenannten
Lüsenberg. Der um die Denkmalspflege
Westfalens hochverdiente Herr Landes-
hauptmann Dieckmann in Münster hat
der Sache sein besonderes Interesse zu-
gewendet. So besteht die Hoffnung, daß