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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Editor]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 11
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Literatur / [Notizen] / Antiquariat / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0228

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206

Antiquariat: Gewesene Versteigerungen

die Lair-Dubreuil und Giraud-Badin am
3. Mai abhielten, mit den entsprechenden
Ergebnissen derVersteigerung Descamp s-
Scrive (vgl. die Notiz im vor. Heft!):
Theatre de Corneille 1764 mit Kupfern
von Gravelot in Maroquin der Zeit
20000 Fr. (zu 24000 Fr.). La Borde
»Chansons« 1773 Vorzugsausgabe mit
Kupfern von Moreau 10000 Fr. (zu
21000 Fr.); Ovids Metamorphosen in der
Übersetzung von Banier 1767—71, illu-
striert von Boucher, Eisen u.a. lOOOOFr.
(zu 41000 Fr.); Fenelon »Telemaque«
1875 illustriert von Monnet in einem
Einband von Deröme lej. 9600 Fr. (zu
14000 Fr.). La Fontaine »Fahles« von
1755, Vorzugsausgabe, 7200 Fr. (zu
10100 Fr.). Selbst wenn man den ver-
schiedenen Erhaltungszustand, Einband
und Provenienz der einzelnen Exem-
plare in Betracht zieht, bleibtnochimmer
ein Preisunterschied, der sich nur durch
J mponderabilien erklären läßt. Moderne
Bücher in gepflegten Einbänden(nament-
lich des französischen Buchbinders Kief-
fer) brachte die Versteigerung von Bau-
doin am 10. Mai: Den Höchstpreis von
6500 Fr. erzielte ein Japanexemplar der
»Cathedrale« von Huysmans mit Illustra-
tionen von Jouas. Weitere Preise: Bal-
zac »Scenes de la vie de Campagne«, illu-
striert von Jeanniot 2600 Fr.; Baudelaire
»Fleures du mal« Vorzugsausgabe in 77
num. Exempl. 3800 Fr.; Flauhert, »Sa-
lammbo«, illustriert von Rochegrosse
3600 Fr.; Anatole France »Thais« in einer
bibliophilen Veröffentlichung mit Illu-
strationen von J. P. Laurens 3800 Fr.
S.-E.
England. Auf Sothebys Verstei-
gerung am 27. und 28. April 1925 wur-
den insgesamt 3078 £ erzielt, ein, an
den vorhergehenden Versteigerungser-
gebnissen gemessen, verhältnismäßig
bescheidenes Gesamtresultat. Immer-
hin lockten aber die gebotenen Stücke
— Dokumente zur französischen Revo-
lution, ein Sammelgebiet, das sich z. Z.
steigender Beliebtheit erfreut — zahl-
reiche Käufer an, die billig kaufen konn-
ten. Ein Brief Napoleons an Talleyrand
aus dem Jahr 1803 brachte 125 £, den
Höchstpreis des Tages, ein Brief Jose-

phines überraschenderweise nur 14 £ und
ein vom Kaiser und Josephine unter-
zeichnetes Schriftstück 39 £. Dagegen
stieg ein höchst interessanter Brief von
Rouget de Lisle (der Komponist der Mar-
seillaise beklagt sich darin, daß dieses sein
Lied ohne seine vorherige Einwilligung
im Opernhaus gesungen worden ist) auf
40 £. Im Vergleich dazu sind 27 £ für
eine Sammlung von 63 Briefen des Kar-
dinal Fesch aus den Jahren 1800—1804,
wertvolle Dokumente für die Zeit des Na-
poleonischen Konsulats, nicht viel. ■— Es
mag uns ein Trost sein, daß auch manche
englische Bibliothek heute nicht über
allzu große Mittel verfügt, denn selbst
der Sturm des Unwillens, den die Auk-
tionsankündigung einesTeiles der Schätze
aus dem Besitz der Royal Society in den
englischen Zeitungen erregt hatte, konnte
an der bedauerlichen Tatsache derVer-
steigerung nichts mehr ändern. Die Ver-
steigerung selbst übertraf entschieden
noch die Erwartungen, die man auf sie
gesetzt hatte. Als Gesamtresultat wur-
den 14749 £ erzielt — seit Beteiligung
der amerikanischen Rosenbach Company
ist man an diese hohen Summen gewöhnt.
Gleich zu Beginn der Auktion entfaltete
sich ein interessanter Wettkampf, in
dessen Verlauf Dr. Rosenbach über die
englischen Konkurrenten Maggs und
Quaritch siegte, indem er 6800 £ für die
Erstausgabe von Baxters »Call to the
Uncoverted«, übersetzt von dem »In-
dianerapostel« Eliot, bot. Wie die beige-
gebene Abbildung des Titelblattes zeigt,
handelt es sich hier um ein äußerlich un-
scheinbares Werk, das nun für den höch-
sten Preis, der bisher überhaupt für ein
amerikanisches Buch gezahlt wurde,
nach Amerika abgewandert ist. Auch
die Summe von 310 £, die Quaritch für
die erste Bibelübersetzung in einen In-
dianertext bot, ist erheblich. Weit mehr
interessiert uns jedoch das Schicksal der
deutschen Inkunabeln und Reformations-
drucke und der Werke aus deutschem
Besitz. Es brachten: Cicero »de officiis et
paradoxa« auf Pergament gedruckt 1466
bei Schoeffer 1000 £ (Goldschmidt, Lon-
don), ein Band, enth.Dürers Marienleben,
die beiden Passionen und die Apoka-
 
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