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Kunstmarkt: Gewesene Versteigerungen
einer nicht sehr reichhaltigen, aber dafür
sehr gewählten Zusammensetzung eines
für den Markt sehr maßgebenden Käufer-
publikums einen überaus guten Erfolg,
der bei der heutigen Konstellation des
Kunstmarktes durchaus nicht ohne wei-
teres vorausgeahnt werden konnte. Frei-
lich wurden u. a. Kostbarkeiten, wie gute
Dürerblätter, ausgezeichnete Drucke von
Lucas van Leyden, eine seit langer Zeit
selten umfangreiche Zusammenstellung
von Hirschvogel (51 Blätter) und ein sehr
reichhaltiges Rembrandtoeuvre, ausge-
boten, die von vornherein hervorragende
Beachtung verdienten. Man machte wie-
derum die Beobachtung,
daß für hochwertige Qua-
litätenPreise angelegt wur-
den, die sich über die Sätze
aus Vorkriegszeiten mitun-
ter weit erhoben, während
das Interesse für gute Mit-
telqualität unberechtigter-
weise sehr zurückhaltend
blieb. Bedauerlich bleibt
dabei, daß ein wesentlicher
Teil der prachtvollen Ju-
welen in englische, ame-
rikanische und schweizeri-
sche Hände gespielt wurde,
obwohl sich die deutschen
öffentlichen Sammlungen
(Nürnberg,München,Dres
den, Leipzig u. a.) tapfer
dagegen wehrten. Trotz-
dem dürfte fast die Hälfte
des gesamten Materials in
deutschen Besitz überge-
gangen sein, also eine ähn-
liche Lage endlich wieder-
hergestellt sein, wie man
sie vor ca. zwanzig Jahren
auf dem Graphikmarkt ge-
wöhnt war. An wirklichen
Rekordpreisen sind vor
allem hervorzuheben: 4600
Mark für Altdorfers Ver-
suchung der beiden Ein-
siedler, 13 800 Mark für den
»Evangelisten Johannes«
desMeisters E. S., 10500 M.
für Rembrandts Bildnis de Jonghe und
24500 M. für den äußerst seltenen ersten
Plattenzustand des Jan Lutma. Die ge-
samte Versteigerung hinterließ den Ein-
druck, daß die Albertina beim Verkauf
der Dubletten aus ihrem reichen Be-
stände keinen besseren Weg als den der
Versteigerung wählen durfte und hierfür
sich keinem sichereren Sachwalter ver-
schreiben konnte, als C. G. Boerner, der
für die Abfassung eines nicht nur wissen-
schaftlich einwandfreien, sondern auch
für die Qualifizierung der einzelnen Ob-
jekte unbedingt zuverlässigen Katalogs
Sorge getragen hatte. Teupser
P. P. Rubens, Aus der Zeit von 1610—1612
Aus dem Besitz der Kunsthandlung van Diemen, Berlin
Verlag von E. A. Seemann, Leipzig. Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H., Leipzig.
Kunstmarkt: Gewesene Versteigerungen
einer nicht sehr reichhaltigen, aber dafür
sehr gewählten Zusammensetzung eines
für den Markt sehr maßgebenden Käufer-
publikums einen überaus guten Erfolg,
der bei der heutigen Konstellation des
Kunstmarktes durchaus nicht ohne wei-
teres vorausgeahnt werden konnte. Frei-
lich wurden u. a. Kostbarkeiten, wie gute
Dürerblätter, ausgezeichnete Drucke von
Lucas van Leyden, eine seit langer Zeit
selten umfangreiche Zusammenstellung
von Hirschvogel (51 Blätter) und ein sehr
reichhaltiges Rembrandtoeuvre, ausge-
boten, die von vornherein hervorragende
Beachtung verdienten. Man machte wie-
derum die Beobachtung,
daß für hochwertige Qua-
litätenPreise angelegt wur-
den, die sich über die Sätze
aus Vorkriegszeiten mitun-
ter weit erhoben, während
das Interesse für gute Mit-
telqualität unberechtigter-
weise sehr zurückhaltend
blieb. Bedauerlich bleibt
dabei, daß ein wesentlicher
Teil der prachtvollen Ju-
welen in englische, ame-
rikanische und schweizeri-
sche Hände gespielt wurde,
obwohl sich die deutschen
öffentlichen Sammlungen
(Nürnberg,München,Dres
den, Leipzig u. a.) tapfer
dagegen wehrten. Trotz-
dem dürfte fast die Hälfte
des gesamten Materials in
deutschen Besitz überge-
gangen sein, also eine ähn-
liche Lage endlich wieder-
hergestellt sein, wie man
sie vor ca. zwanzig Jahren
auf dem Graphikmarkt ge-
wöhnt war. An wirklichen
Rekordpreisen sind vor
allem hervorzuheben: 4600
Mark für Altdorfers Ver-
suchung der beiden Ein-
siedler, 13 800 Mark für den
»Evangelisten Johannes«
desMeisters E. S., 10500 M.
für Rembrandts Bildnis de Jonghe und
24500 M. für den äußerst seltenen ersten
Plattenzustand des Jan Lutma. Die ge-
samte Versteigerung hinterließ den Ein-
druck, daß die Albertina beim Verkauf
der Dubletten aus ihrem reichen Be-
stände keinen besseren Weg als den der
Versteigerung wählen durfte und hierfür
sich keinem sichereren Sachwalter ver-
schreiben konnte, als C. G. Boerner, der
für die Abfassung eines nicht nur wissen-
schaftlich einwandfreien, sondern auch
für die Qualifizierung der einzelnen Ob-
jekte unbedingt zuverlässigen Katalogs
Sorge getragen hatte. Teupser
P. P. Rubens, Aus der Zeit von 1610—1612
Aus dem Besitz der Kunsthandlung van Diemen, Berlin
Verlag von E. A. Seemann, Leipzig. Druck von Ernst Hedrich Nachf., G. m. b. H., Leipzig.