Ausstellungen -—- Forschungen
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Kunstausstellung eröffnet, die einen
historischen Überblick über die
Darstellung des Hundes in Malerei
und Plastik darbringen wird. Durch
das Entgegenkommen der Albertina in
Wien ist es möglich, über 150 Blatt kost-
barster Kupferstiche, Schabblätter, fran-
zösischer Farbstiche und Handzeichnun-
gen vorzuführen. Auch die Akademie
der bildenden Künste in Wien, die Galerie
des XIX. Jahrhunderts, das Künstlerhaus
in Wien, das Landesmuseum in Graz
geben wertvolle Beiträge. Die Ausstel-
lung — wohl die erste dieser Art — wird
von Herrn Dr. Robert Graf geleitet und
bleibt bis Mitte August geöffnet.
FORSCHUNGEN
Eine Zeichnung Tizians
zu dem Paduaner Fresko
Die großen Sammlungen italienischer
Handzeichnungen des 18. Jahr-
hunderts bestanden in der Regel
aus zwei Gruppen von Blättern:
aus den Zeichnungen, die dem
Besitzer als Originalentwürfe
großer Künstler lieb und wert-
voll waren, und aus jenen, die
der Sammler nach berühmten
Bildern hatte anfertigen lassen,
um sich mit ihrer Hilfe die Ori-
ginale ins Gedächtnis zurückzu-
rufen. Diese zweite Gruppe, die
unserem heutigen photographi-
schen Hilfsmaterial entspricht,
durchdrang später die erstere, so
daß noch heute in fast allen gro-
ßen Zeichnungskabinetten echte
Entwürfe, erste Gedanken zu
Bildern und Skizzen zu niemals
ausgeführten Gemälden mit vie-
ler Mühe aus dem Wust der alten
Nachzeichnungen herausgeholt
werden müssen. Die Mühe ist
lang, aber die Freude groß, wenn
ein Blatt, das den Geist und die
Hand eines großen Meisters ver-
rät, zutage kommt. Hier sei ein
solcher kleiner Fund vorgelegt,
ein BlattTizians, aus der Samm-
lung des Louvre (Inv.-Nr.5517b).
Es ist eine Federzeichnung,
12 cm hoch, 11,8 cm breit, die
aus der Sammlung Mariette stammt.
Auf dem Boden vor zwei Baumstämmen
liegt eine Frau, der Dolch des Mannes
hatte sie in die Knie gezwungen, bevor
sie, die tödliche Wunde in der Brust, um-
gesunken war. Der Mörder blickt zu ihr
nieder, den Dolch in der erhobenen Rech-
ten vor sich hinhaltend, wie er ihn aus
der Wunde gezogen hat. Die Andeutung
des landschaftlichen Hintergrundes ist
durch einen starken Baumstamm rechts
bereichert.
Dieses Blatt scheint mir, wie die Zeich-
nung der Ecole des Beaux Arts in Paris
(abgebildet in Fischeis Einleitung zu
»Tizian«, Klassiker der Kunst, und von
Hadeln, »Zeichnungen des Tizian«) zu
dem Fresko in der Scuola del Santo in
Padua zu gehören. Vor einer Hügel-
kulisse spielt sich dort die Ermordung der
Gattin ab, die von ihrem eifersüchtigen
Karl Hofer, Zwei Mädchen am Fenster. 1924.
Anläßlich der Karl - Ilofer-Ausstellung der Galerie
Alfred Flechtheim, Düsseldorf
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Kunstausstellung eröffnet, die einen
historischen Überblick über die
Darstellung des Hundes in Malerei
und Plastik darbringen wird. Durch
das Entgegenkommen der Albertina in
Wien ist es möglich, über 150 Blatt kost-
barster Kupferstiche, Schabblätter, fran-
zösischer Farbstiche und Handzeichnun-
gen vorzuführen. Auch die Akademie
der bildenden Künste in Wien, die Galerie
des XIX. Jahrhunderts, das Künstlerhaus
in Wien, das Landesmuseum in Graz
geben wertvolle Beiträge. Die Ausstel-
lung — wohl die erste dieser Art — wird
von Herrn Dr. Robert Graf geleitet und
bleibt bis Mitte August geöffnet.
FORSCHUNGEN
Eine Zeichnung Tizians
zu dem Paduaner Fresko
Die großen Sammlungen italienischer
Handzeichnungen des 18. Jahr-
hunderts bestanden in der Regel
aus zwei Gruppen von Blättern:
aus den Zeichnungen, die dem
Besitzer als Originalentwürfe
großer Künstler lieb und wert-
voll waren, und aus jenen, die
der Sammler nach berühmten
Bildern hatte anfertigen lassen,
um sich mit ihrer Hilfe die Ori-
ginale ins Gedächtnis zurückzu-
rufen. Diese zweite Gruppe, die
unserem heutigen photographi-
schen Hilfsmaterial entspricht,
durchdrang später die erstere, so
daß noch heute in fast allen gro-
ßen Zeichnungskabinetten echte
Entwürfe, erste Gedanken zu
Bildern und Skizzen zu niemals
ausgeführten Gemälden mit vie-
ler Mühe aus dem Wust der alten
Nachzeichnungen herausgeholt
werden müssen. Die Mühe ist
lang, aber die Freude groß, wenn
ein Blatt, das den Geist und die
Hand eines großen Meisters ver-
rät, zutage kommt. Hier sei ein
solcher kleiner Fund vorgelegt,
ein BlattTizians, aus der Samm-
lung des Louvre (Inv.-Nr.5517b).
Es ist eine Federzeichnung,
12 cm hoch, 11,8 cm breit, die
aus der Sammlung Mariette stammt.
Auf dem Boden vor zwei Baumstämmen
liegt eine Frau, der Dolch des Mannes
hatte sie in die Knie gezwungen, bevor
sie, die tödliche Wunde in der Brust, um-
gesunken war. Der Mörder blickt zu ihr
nieder, den Dolch in der erhobenen Rech-
ten vor sich hinhaltend, wie er ihn aus
der Wunde gezogen hat. Die Andeutung
des landschaftlichen Hintergrundes ist
durch einen starken Baumstamm rechts
bereichert.
Dieses Blatt scheint mir, wie die Zeich-
nung der Ecole des Beaux Arts in Paris
(abgebildet in Fischeis Einleitung zu
»Tizian«, Klassiker der Kunst, und von
Hadeln, »Zeichnungen des Tizian«) zu
dem Fresko in der Scuola del Santo in
Padua zu gehören. Vor einer Hügel-
kulisse spielt sich dort die Ermordung der
Gattin ab, die von ihrem eifersüchtigen
Karl Hofer, Zwei Mädchen am Fenster. 1924.
Anläßlich der Karl - Ilofer-Ausstellung der Galerie
Alfred Flechtheim, Düsseldorf