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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 13
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Literatur / [Notizen] / Antiquariat / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0256

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234

Sammlungen — Ausstellungen

mustergültiger Weise die romanischen
Fresken im städtischen Museum zur
Schau gebracht hat, gebührt alles Lob.
* B.
Newark, U.S.A. Am 15. Oktober
wird das neue Gebäude des Newark-
Museums eröffnet. Einehesondere Ga-
lerie wird nur die Arbeiten der lebenden
amerikanischen Künstler enthalten. Dd.
*
Das Brooklyn - Museum hat eine
Ausstellung des vor kurzem verstorbenen
Malers John Singer Sargent veranstal-
tet. Das Museum besitzt 83 Aquarelle,
die eine sehr interessanteSeite imSchaffen
dieses Künstlers zeigen. Dd.
*
Philadelphia, U.S.A. Das Penn-
sylvania-U niversitätsmuseumhat
am 22. Mai eine Ausstellung chinesi-
scher Kunst eröffnet,welche Malereien
und Skulpturen enthält, die bisher dem
Publikum unbekannt waren. Dd.
AUSSTELLUNGEN
Berliner Ausstellungen
In den Bäumen des Antiquariats Paul
Graupe haben Lili Turel und Sacha
Niederstein eine kleine Ausstel-
lung französischer Extremer ver-
anstaltet. Man sieht u. a. ein sehr feines
Stilleben, grau in grau, von Braque, Ar-
beiten des durch seine Gobelins und
Tapeten bekannten Malers Lurcat. Wei-
ter sind vertreten Derain, Rousseau,
Utrillo, einige weniger bekannte junge
Maler, und zuletzt auch Marcoussis, den
wir aus früheren Ausstellungen im Sturm
nicht sehr angenehm in der Erinnerung
haben, der uns aber mit zwei ganz vor-
züglichen Bildern hier außerordentlich
entzückt. Ein Farbgeschmack, eine Kul-
tur und eine Selbstdisziplin sind auf
diesen Gemälden zu finden, wie sie ganz
wohl als beispielswürdig hingestellt wer-
den können.
Ebenfalls Französisches sieht man in
der Galerie Flechtheim, wo die Lieb-
lingskünstlerin des genannten Salons,
Marie Laurencin,in einer ganzen Reihe
von Bildern und Graphiken vorgeführt
wird. Die Malerin zeigt immer wieder
viel Grazie und Geschmack und ist sym-

pathisch in der bewußten Beschränkung,
die sie sich auferlegt, aber sie bietet am
Ende doch nichts Neues und nichts über
das hinaus,was wir vor nunmehr fünf Jah-
ren schon von ihr kennen gelernt haben.
Rudolf Jacobi zeigt die Früchte sei-
ner italienischen Jahre im Salon von
Gur litt. Schon im verflossenen Jahreha-
ben wir in der Kreuzzeitung mit Vergnü-
gen die Fortschritte dieses jungen Malers
festgestellt und wir sind in der angeneh-
menLage, auch heute eine weitereVertie-
fung und Befestigung seines Könnens
konstatieren zu dürfen. Jacobi ist ein
Musterbeispiel für alle, die beweisen wol-
len, daß die künstlerischen Anstrengun-
gen in der Malerei der letzten 15 Jahre
nicht vergebens waren. Man hat sich
gewöhnt, es so hinzustellen, als ob alles,
was nach 1910 gemalt worden ist, einem
wüsten Traume gleich zu achten sei: Tor-
heit, Unverständigkeit, revolutionäre
Unreife hätten sich von der soliden Ba-
sis des Realismus und des Impressionis-
mus entfernt, um Hirngespinsten nach-
zujagen, die Welt sei dabei an der Nase
herumgeführt worden und nun, nachdem
man eingesehen habe, daß alles nur Irr-
tum gewesen ist, kehre man reuemütig
wieder zum Anfang zurück und knüpfe
just da an, wo man seinerzeit stehen ge-
hliehen. Ist es an und für sich schon un-
denkbar, daß in irgendeiner geschicht-
lichen Entwicklung eine Zeit von 15 Jah-
ren einfach weggestrichen werden kann,
so doch erst recht auf dem Gebiet der
bildenden Kunst. Man kann sich schlech-
terdings nicht bewußt ein halbes Men-
schenalter zurückschrauben und alles in
demselben Geschehene als nicht gewesen
erachten. Die ganze stilkritische Me-
thode der Kunstgeschichte basiert ja
eben auf der Erkenntnis, daß kein we-
sentlicher Einfluß verloren gehe, daß
das Nächste sich organisch aus dem Vor-
hergehenden entwickle und daß man da-
her auf Grund exakter Beobachtungen
mindestens vom Anbruch der Renais-
sance ab ein Kunstwerk bis auf 5 Jahre
stilkritisch datieren kann. Was für die
Vergangenheit recht ist, wird für die
Gegenwart nur billig sein.
Kehren wir zum Fall Jacobi zurück.
 
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