Ausstellungen
235
Der Maler hat ehedem im
Sinne der Brücke-Leute ge-
malt. Uns sind die Bilder
ganz wohl in der Erinne-
rung, die er vor drei bis
vier Jahren in der Akade-
mie ausgestellt hatte, et-
was schwere , dickflüssige
Farben, das Ganze wild
aufgemacht. Eine Reise
nach Italien öffnete ihm
die Augen, zuerst für die
Farbe, dann für die Form.
Der Einfluß der großen Ab-
messungen in der Land-
schaft jenseits der Alpen,
andererseits aber auch der
europäische Einfluß der
jüngsten Entwicklung, die
wiederum bei Frankreich
liegt, haben ihn dazu ge-
führt, immer ernsthafter
seine Bilder aufzubauen.
immer intensiver das
Gleichgewicht in ihnen zu
suchen, kompositionell, for-
mal und farbig. Gewiß
muten diese gut gemalten,
leuchtenden, zarten, vor-
nehm gehaltenen Dinge bei
weitem sympathischer an
als die ungebändigten Pro-
dukte seiner früheren Ent-
wicklungsstufe; wenn man
aber glaubt, daß hier ein-
fach da angeknüpft sei, wo
man vor 15 Jahren stehen
geblieben, so zeugt dies
doch von mangelhafter Beobachtungs-
gabe. Es bedurfte der strengen Disziplin
des Kubismus —übrigens eine Stufe, die
wohl auf die Dauer nicht haltbar, aber
als Vorbereitung und als Schulung des
Einzelnen später sicherlich hoch bewer-
tet werden wird — wie gesagt, es be-
durfte der harten Lehrjahre, in die der
Kubismus die junge Malergeneration ge-
nommen hat, um das Bewußtsein des
Kompositionellen von neuem in die
Köpfe zu bringen, es bedurfte des stren-
gen Formalismus derValori plastici, um
die Grundlage für die neue Beruhigung
und Veredelung der malerischen Praxis
Alesso Baldovinetti, Madonna mit Kind (16x23)
Aus dem Besitz der Kunsthandlung van Diemen, Berlin
zu schaffen. Ob die Zeiten des deut-
schen Expressionismus ersprießlich oder
schädlich für die junge Generation ge-
wesen sind, das mag ruhig dahingestellt
bleiben. Kuhn
■k
Frankfurt a. M. Städelsches
Kunstinstitut. Ende Juni wird in
den Räumen des Museums eine Ausstel-
lung von Gemälden alter Meister
eröffnet. Die Leihgaben stammen aus
dem Besitz der Mitglieder des Museums-
vereins und befreundeter Sammlerkreise.
Es wird eine Auswahl bedeutenderWerke
des 14.—18. Jahrhunderts gezeigt. Be-
235
Der Maler hat ehedem im
Sinne der Brücke-Leute ge-
malt. Uns sind die Bilder
ganz wohl in der Erinne-
rung, die er vor drei bis
vier Jahren in der Akade-
mie ausgestellt hatte, et-
was schwere , dickflüssige
Farben, das Ganze wild
aufgemacht. Eine Reise
nach Italien öffnete ihm
die Augen, zuerst für die
Farbe, dann für die Form.
Der Einfluß der großen Ab-
messungen in der Land-
schaft jenseits der Alpen,
andererseits aber auch der
europäische Einfluß der
jüngsten Entwicklung, die
wiederum bei Frankreich
liegt, haben ihn dazu ge-
führt, immer ernsthafter
seine Bilder aufzubauen.
immer intensiver das
Gleichgewicht in ihnen zu
suchen, kompositionell, for-
mal und farbig. Gewiß
muten diese gut gemalten,
leuchtenden, zarten, vor-
nehm gehaltenen Dinge bei
weitem sympathischer an
als die ungebändigten Pro-
dukte seiner früheren Ent-
wicklungsstufe; wenn man
aber glaubt, daß hier ein-
fach da angeknüpft sei, wo
man vor 15 Jahren stehen
geblieben, so zeugt dies
doch von mangelhafter Beobachtungs-
gabe. Es bedurfte der strengen Disziplin
des Kubismus —übrigens eine Stufe, die
wohl auf die Dauer nicht haltbar, aber
als Vorbereitung und als Schulung des
Einzelnen später sicherlich hoch bewer-
tet werden wird — wie gesagt, es be-
durfte der harten Lehrjahre, in die der
Kubismus die junge Malergeneration ge-
nommen hat, um das Bewußtsein des
Kompositionellen von neuem in die
Köpfe zu bringen, es bedurfte des stren-
gen Formalismus derValori plastici, um
die Grundlage für die neue Beruhigung
und Veredelung der malerischen Praxis
Alesso Baldovinetti, Madonna mit Kind (16x23)
Aus dem Besitz der Kunsthandlung van Diemen, Berlin
zu schaffen. Ob die Zeiten des deut-
schen Expressionismus ersprießlich oder
schädlich für die junge Generation ge-
wesen sind, das mag ruhig dahingestellt
bleiben. Kuhn
■k
Frankfurt a. M. Städelsches
Kunstinstitut. Ende Juni wird in
den Räumen des Museums eine Ausstel-
lung von Gemälden alter Meister
eröffnet. Die Leihgaben stammen aus
dem Besitz der Mitglieder des Museums-
vereins und befreundeter Sammlerkreise.
Es wird eine Auswahl bedeutenderWerke
des 14.—18. Jahrhunderts gezeigt. Be-