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Kunstmarkt: Versteigerungen in London
ordentliche Sammlung italienischer Ma-
joliken, wahrscheinlich eine der schön-
sten und repräsentativsten, die sich
gegenwärtig noch in englischem Privat-
besitz befinden. Sie wurde um 1870 ge-
schlossen von dem verstorbenenMr. Alex-
ander Barker erworben, einem Sammler
von erlesenem Geschmack und Urteil,
und stammt den Angaben von Mr. Drury
Fortnum zufolge aus dem Palazzo Albani
in Rom. Von hoher Qualität ist eine
Caffagiolo-Schüssel (Lot 21 Nr. 26; siehe
Abb. der Anzeige) aus dem Jahre 1514.
Die Bemalung zeigt einen Knaben, der
mit einem Affen auf einem Pferde sitzt.
Die Szene ist Mantegnas »Triumph des
Cäsar« entnommen. Dieses Werk aus der
Montferrand - Sammlung, in Fortnums
»Catalogue of the. Maiolica in the South
Kensington Museum«, 1873, auf Seite 114
erwähnt, ist mit dem Buchstaben H. be-
zeichnet und gehört zu der gleichen Serie
wie eine andere J. gezeichnete Schüssel,
die sich im Victoria and Albert Museum
befindet. Ein sehr schönes Stück (Lot 29
Nr. 28) aus Caffagiolo, das aus der Solti-
koff-Sammlung stammt, datiert 1520,
trägt das Wappen Leos X. (Giovanni
de Medici 1513—21) umgeben von Amo-
retten (Abb. 1). Die Sgraffiato-Technik
kommt sehr gut zum Ausdruck in einer
norditalienischen Schale aus dem Jahre
1480 (Nr. 1). Die Bemalung zeigt die Ge-
burt Christi (Lot 33). Ferner weist die
Schale die kleinen Rosetten auf, die nach
Argnani das Zeichen der Fabrik von
Faenza sind. Aus Faenza sind weiter eine
Schüssel späteren Datums (Lot34 Nr. 11),
auf der man Kupido in einem Triumph-
wagen unter einem Baldachin sitzend
sieht, mit der Inschrift »AMORE VOL-
FEDEL«, eine Tasse aus den Jahren 1480
bis 1500 sowie eine seltene Plakette, dat.
1477, eine Darstellung der Jungfrau mit
dem Kinde in Hochrelief, Lot 66 (Abb. 2).
hinter den signierten Stücken verdient
besonderes Interesse ein
tiefer Faenza-Teller, der
F. B. bezeichnet ist, und
aus den Jahren 1530—40
stammt. Er ist inderCasa-
Pirota - Fabrik gefertigt.
Der Rand bringt die Szene,
wie Dido Äneas empfängt,
nach den Raffaelschen Il-
lustrationen der Äneis des
Virgil, die Mitte zeigt den
Tod der Dido; weiter er-
wähnen wir eine Gubbio-
Schale (Lot 16 Nr. 42) aus
dem Jahre 1572, deren Be-
malung dieWappen der Fa-
milie Vitelli aus Rom zeigt,
von der Hand des Maestro
Giorgio Andreoli, eine
SchüsselausUrbino (Lot 40
Nr. 64) mit einer Darstel-
lung des Damokles, der
unter dem Schwerte sitzt,
signiert von Francesco
Xanto Avelli da Rovigo
und datiert aus dem Jahre
1536, ein Apothekergefäß
aus Faenza (Lot 97 Nr. 7)
ungefähr aus den Jahren
1477—1480, auf dem eine
Abb. 1. Caffagioloschüssel um 1520. Durchm. 45 cm.
Sammlung Humphrey W. Cook.
Versteigerung bei Christie, London, vom 7—10. Juli
Kunstmarkt: Versteigerungen in London
ordentliche Sammlung italienischer Ma-
joliken, wahrscheinlich eine der schön-
sten und repräsentativsten, die sich
gegenwärtig noch in englischem Privat-
besitz befinden. Sie wurde um 1870 ge-
schlossen von dem verstorbenenMr. Alex-
ander Barker erworben, einem Sammler
von erlesenem Geschmack und Urteil,
und stammt den Angaben von Mr. Drury
Fortnum zufolge aus dem Palazzo Albani
in Rom. Von hoher Qualität ist eine
Caffagiolo-Schüssel (Lot 21 Nr. 26; siehe
Abb. der Anzeige) aus dem Jahre 1514.
Die Bemalung zeigt einen Knaben, der
mit einem Affen auf einem Pferde sitzt.
Die Szene ist Mantegnas »Triumph des
Cäsar« entnommen. Dieses Werk aus der
Montferrand - Sammlung, in Fortnums
»Catalogue of the. Maiolica in the South
Kensington Museum«, 1873, auf Seite 114
erwähnt, ist mit dem Buchstaben H. be-
zeichnet und gehört zu der gleichen Serie
wie eine andere J. gezeichnete Schüssel,
die sich im Victoria and Albert Museum
befindet. Ein sehr schönes Stück (Lot 29
Nr. 28) aus Caffagiolo, das aus der Solti-
koff-Sammlung stammt, datiert 1520,
trägt das Wappen Leos X. (Giovanni
de Medici 1513—21) umgeben von Amo-
retten (Abb. 1). Die Sgraffiato-Technik
kommt sehr gut zum Ausdruck in einer
norditalienischen Schale aus dem Jahre
1480 (Nr. 1). Die Bemalung zeigt die Ge-
burt Christi (Lot 33). Ferner weist die
Schale die kleinen Rosetten auf, die nach
Argnani das Zeichen der Fabrik von
Faenza sind. Aus Faenza sind weiter eine
Schüssel späteren Datums (Lot34 Nr. 11),
auf der man Kupido in einem Triumph-
wagen unter einem Baldachin sitzend
sieht, mit der Inschrift »AMORE VOL-
FEDEL«, eine Tasse aus den Jahren 1480
bis 1500 sowie eine seltene Plakette, dat.
1477, eine Darstellung der Jungfrau mit
dem Kinde in Hochrelief, Lot 66 (Abb. 2).
hinter den signierten Stücken verdient
besonderes Interesse ein
tiefer Faenza-Teller, der
F. B. bezeichnet ist, und
aus den Jahren 1530—40
stammt. Er ist inderCasa-
Pirota - Fabrik gefertigt.
Der Rand bringt die Szene,
wie Dido Äneas empfängt,
nach den Raffaelschen Il-
lustrationen der Äneis des
Virgil, die Mitte zeigt den
Tod der Dido; weiter er-
wähnen wir eine Gubbio-
Schale (Lot 16 Nr. 42) aus
dem Jahre 1572, deren Be-
malung dieWappen der Fa-
milie Vitelli aus Rom zeigt,
von der Hand des Maestro
Giorgio Andreoli, eine
SchüsselausUrbino (Lot 40
Nr. 64) mit einer Darstel-
lung des Damokles, der
unter dem Schwerte sitzt,
signiert von Francesco
Xanto Avelli da Rovigo
und datiert aus dem Jahre
1536, ein Apothekergefäß
aus Faenza (Lot 97 Nr. 7)
ungefähr aus den Jahren
1477—1480, auf dem eine
Abb. 1. Caffagioloschüssel um 1520. Durchm. 45 cm.
Sammlung Humphrey W. Cook.
Versteigerung bei Christie, London, vom 7—10. Juli