Forschungen
257
Wolken erscheint. Nun hat
1662 Papst Alexander VII.
ein Breve erlassen, das in
Spanien ganz besonderen
Jubel auslöste. Es verbot
jede Äußerung gegen das
Mysterium der Inmaculada
Concepcion in Wort und
Schrift. Damit wurde das
Breve Papst Paul V. von
1617 nicht nur aufs neue
bekräftigt, sondern noch
mehr zugunsten des den
Spaniern so teuren Dogmas
(das aber noch nicht aus-
drücklich zum Dogma er-
hoben war) verbessert. In
Valencia malte J. J. Espi-
nosa eine große Darstel-
lung der Stadtväter mit der
Inmaculada zur Erinne-
rung an dieses Ereignis. In
Sevilla benutzte man den
Abschluß der Bestaurie-
rungsarbeiten, d.h. des voll-
kommenen Umbaues der
Kirche Sa. Maria la Bianca
(den Murillos Freund, der
Kanonikus D. Justino de
Neve zum großen Teil ge-
zahlt hatte) zu großen
Feierlichkeiten. Fernando
de la Torre Farfan hat diese
Festlichkeiten, zu denen
neben Murillo auchValdes
Leal und Herrerad. J. be-
deutende Gemälde beisteu-
erten, in einemWerkbeschrieben, das den
charakteristischen Titel führt, »Relacion
de la fiesta que se celebrö en la iglesia
parroquial de Sa. Maria la Bianca usw., al
nuevo breve que la Santidad de Alejan-
dro VII expidiö en favor del Mysterio
purisimo de la Concepcion sin Mancha
de Maria Santlsima usw ... Sevilla 1665.«
Allem Anschein nach ist Murillos Skizze
der Entwurf zu einem größeren Bild, dem
im Gegensatz zu den berühmten Dar-
stellungen des Traumes des römischen
Patriziers, der Gründung von Sa. Maria
Maggiore in Rom, dem Göttlichen Hir-
ten und dem jugendlichen Täufer Jo-
hannes (alle 1665 für Sa. Maria la Blan-
Murillo: Alexander VII. unterzeichnet das Breve zur Ver-
teidigung der »Inmaculada Concepcion«.
Galerie Hansen, Luzern
ca geschaffen, heute im Prado) die Aus-
führung versagt blieb. Vielleicht glaubte
man, daß mit der — heute im Louvre
befindlichen — Darstellung der Inma-
culada mit den Halbfiguren einiger Gläu-
bigen das Thema besser, zeitloser gelöst
sei als mit der Verherrlichung des Pap-
stes, wofür man in der stets sich sehr
selbständig fühlenden spanischen Kirche
meist kein besonderes Verständnis auf-
brachte.
Wie so viele spanische Bilder, war auch
diese Skizze bis vor kurzem in englischem
Privatbesitz; sie ist gegenwärtig Eigen-
tum der Galerie Hansen in Luzern.
A. L. Mayer
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Wolken erscheint. Nun hat
1662 Papst Alexander VII.
ein Breve erlassen, das in
Spanien ganz besonderen
Jubel auslöste. Es verbot
jede Äußerung gegen das
Mysterium der Inmaculada
Concepcion in Wort und
Schrift. Damit wurde das
Breve Papst Paul V. von
1617 nicht nur aufs neue
bekräftigt, sondern noch
mehr zugunsten des den
Spaniern so teuren Dogmas
(das aber noch nicht aus-
drücklich zum Dogma er-
hoben war) verbessert. In
Valencia malte J. J. Espi-
nosa eine große Darstel-
lung der Stadtväter mit der
Inmaculada zur Erinne-
rung an dieses Ereignis. In
Sevilla benutzte man den
Abschluß der Bestaurie-
rungsarbeiten, d.h. des voll-
kommenen Umbaues der
Kirche Sa. Maria la Bianca
(den Murillos Freund, der
Kanonikus D. Justino de
Neve zum großen Teil ge-
zahlt hatte) zu großen
Feierlichkeiten. Fernando
de la Torre Farfan hat diese
Festlichkeiten, zu denen
neben Murillo auchValdes
Leal und Herrerad. J. be-
deutende Gemälde beisteu-
erten, in einemWerkbeschrieben, das den
charakteristischen Titel führt, »Relacion
de la fiesta que se celebrö en la iglesia
parroquial de Sa. Maria la Bianca usw., al
nuevo breve que la Santidad de Alejan-
dro VII expidiö en favor del Mysterio
purisimo de la Concepcion sin Mancha
de Maria Santlsima usw ... Sevilla 1665.«
Allem Anschein nach ist Murillos Skizze
der Entwurf zu einem größeren Bild, dem
im Gegensatz zu den berühmten Dar-
stellungen des Traumes des römischen
Patriziers, der Gründung von Sa. Maria
Maggiore in Rom, dem Göttlichen Hir-
ten und dem jugendlichen Täufer Jo-
hannes (alle 1665 für Sa. Maria la Blan-
Murillo: Alexander VII. unterzeichnet das Breve zur Ver-
teidigung der »Inmaculada Concepcion«.
Galerie Hansen, Luzern
ca geschaffen, heute im Prado) die Aus-
führung versagt blieb. Vielleicht glaubte
man, daß mit der — heute im Louvre
befindlichen — Darstellung der Inma-
culada mit den Halbfiguren einiger Gläu-
bigen das Thema besser, zeitloser gelöst
sei als mit der Verherrlichung des Pap-
stes, wofür man in der stets sich sehr
selbständig fühlenden spanischen Kirche
meist kein besonderes Verständnis auf-
brachte.
Wie so viele spanische Bilder, war auch
diese Skizze bis vor kurzem in englischem
Privatbesitz; sie ist gegenwärtig Eigen-
tum der Galerie Hansen in Luzern.
A. L. Mayer