Literatur
301
Pompeji, Nordseite der neuausgegrabenen Abbondanzastraße mit Säulenstellung im 2. Stock
(Aus Albert Ippel, Pompeji. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig.)
LITERATUR
Berühmte Kunststätten. Bd. 68:
Pompeji. Von Albert Ippel. Leip-
zig 1925, E. A. Seemann. M. 7.-—.
Ippels gründliches und doch auch dem
Laien verständliches Buch wird beson-
ders wertvoll dadurch, daß es als erstes
die neuen Ausgrabungen der letzten
Jahre berücksichtigt, die Spinazzolr und
andere italienische Forscher nach mo-
dernster Methode und mit überraschen-
dem Erfolge veranstaltet haben. Ist uns
doch dadurch statt ausgeraubterMauern
ein antikes Städtebild voll unmittel-
baren, gleichsam erstarrten Lebens
wiedergeschenkt worden. — Ippel führt
uns zunächst in anschaulichen, kultur-
geschichtlich belebten Schilderungen
durch die gewaltige Trümmerstätte. Wir
durchleben die Entwicklung Pompejis
vom Palissadendorf des 8. Jahrhunderts
bis zur villenumrahmten Stadt der
Kaiserzeit. Der archäologisch Inter-
essierte wird dem Verfasser besonders
dankbar sein für die Aufrollung der
wissenschaftlichen Probleme, die es in
der scheinbar so gut bekannten Stadt
noch zu lösen gibt, und für die Hinweise,
wo und wie der Spaten angesetzt werden
müßte. Der Glanzpunkt des Buches ist
die Behandlung der pompejanischen
Kunst, besonders der Malerei. Hier
wächst der Schwung der Darstellung; ein
Fachmann spricht aus der Fülle seines
W issens. Unter lehrreichen Hinweisen
auf die Vorbilder der großen Malerei
werden die Linien vom klassischen Grie-
chentum zur römischen Kaiserzeit ge-
zogen. Deutlich sondern sich die Stile
voneinander, deren dritter, wie Ippel
schon früher erwiesen hat, aus Ägypten
eingeführt, sich zwischen die organische
Entwicklung des zweiten zum vierten
schiebt; die Vorliebe des zweiten für
301
Pompeji, Nordseite der neuausgegrabenen Abbondanzastraße mit Säulenstellung im 2. Stock
(Aus Albert Ippel, Pompeji. Verlag von E. A. Seemann, Leipzig.)
LITERATUR
Berühmte Kunststätten. Bd. 68:
Pompeji. Von Albert Ippel. Leip-
zig 1925, E. A. Seemann. M. 7.-—.
Ippels gründliches und doch auch dem
Laien verständliches Buch wird beson-
ders wertvoll dadurch, daß es als erstes
die neuen Ausgrabungen der letzten
Jahre berücksichtigt, die Spinazzolr und
andere italienische Forscher nach mo-
dernster Methode und mit überraschen-
dem Erfolge veranstaltet haben. Ist uns
doch dadurch statt ausgeraubterMauern
ein antikes Städtebild voll unmittel-
baren, gleichsam erstarrten Lebens
wiedergeschenkt worden. — Ippel führt
uns zunächst in anschaulichen, kultur-
geschichtlich belebten Schilderungen
durch die gewaltige Trümmerstätte. Wir
durchleben die Entwicklung Pompejis
vom Palissadendorf des 8. Jahrhunderts
bis zur villenumrahmten Stadt der
Kaiserzeit. Der archäologisch Inter-
essierte wird dem Verfasser besonders
dankbar sein für die Aufrollung der
wissenschaftlichen Probleme, die es in
der scheinbar so gut bekannten Stadt
noch zu lösen gibt, und für die Hinweise,
wo und wie der Spaten angesetzt werden
müßte. Der Glanzpunkt des Buches ist
die Behandlung der pompejanischen
Kunst, besonders der Malerei. Hier
wächst der Schwung der Darstellung; ein
Fachmann spricht aus der Fülle seines
W issens. Unter lehrreichen Hinweisen
auf die Vorbilder der großen Malerei
werden die Linien vom klassischen Grie-
chentum zur römischen Kaiserzeit ge-
zogen. Deutlich sondern sich die Stile
voneinander, deren dritter, wie Ippel
schon früher erwiesen hat, aus Ägypten
eingeführt, sich zwischen die organische
Entwicklung des zweiten zum vierten
schiebt; die Vorliebe des zweiten für