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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 17/18
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Literatur / [Notizen] / Antiquariat / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0328

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306

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Abb. 1. Kreis des Giovanni Pisano, Marmor.
Florenz, Museo Civico

v. Bode hat ihm damals an diesem Ort1)
einen längeren Nachruf gewidmet, der
den Verdiensten und menschlichen Vor-
zügen dieses Mannes wie seinen Schwä-
chen und Schrullen in gleicher Weise ge-
recht wird. Bardini hatte nach 1870
ganz klein, aber voller Zähigkeit und
Talent als Händler angefangen, immer
mehr und immer kostbarere Kunstwerke
durch seine Hände gehen lassen und sehr
beträchtliche Reichtümer gesammelt, die
1) »Kunstchronik« Jhrg. 58, N. F. XXXIV,
1922, S. 7 ff.

er zum Teil nachher in phantastischen
Bauprojekten wieder zerstreute. Er
wurde seinerzeit von italienischer Seite
vielfach angegriffen, weil er es war, der
in den Jahren, bevor Italien seine Kunst-
schutzgesetze erließ, im größten Stil zur
Abwanderung italienischen Kunstguts
aus dem Lande beigetragen hatte. Viel-
leicht zum Teil, um der gegen ihn gerich-
teten Stimmung zu begegnen, hat Bar-
dini den größten Teil des ihm verbliebe-
nen Kunstbesitzes zusammen mit seinem
Stadtpalast und einem eigens erbauten
Museum, das ihm vorher als Ausstel-
lungshaus gedient hatte, der Stadt Flo-
renz vermacht.
Das Museum ist als Bau ein sonder-
bares Machwerk: ein mächtiger Palast
im Stile des reifen Cinquecento, den Bar-
dini nach seinen eigenen Angaben aus
alten zusammengekauften Bauteilen hat
herstellen lassen. Als Fenster für das
Hauptgeschoß dienen riesige Altartaber-
nakel aus der ehemaligen Kirche San
Lorenzo in Pistoia. Alte Marmorkapi-
telle krönen die wuchtigen Säulen des
Portone, und ein weit ausladendes Adels-
wappen schmückt das Tympanon des
Mittelfensters.
Noch phantastischer ist das Innere des
Baues. Beiche Benaissancetore und
-türen gibt es da in den originalen stei-
nernen und hölzernen Umrahmungen,
ganze alte Treppenanlagen, Kamine,
schwere Kassettendecken, Wandvertäfe-
lungen usw. Schlimme Geschmacklosig-
keiten kommen vor: Ein fensterloser
Saal erhält dadurch sein Licht, daß in
der wundervollen Decke alle Kassetten-
felder herausgebrochen und durch Milch-
glasscheiben ersetzt sind. In eine andere
schöne Holzdecke schneidet roh das
Figurenkapitell eines riesigen, zentral
aufgestellten Marmorpfeilers ein. Auch
die Anbringung einzelner in die Wand
eingelassener Bildwerke ist nicht sehr
glücklich. Trotz allem ist aber der Ge-
samteindruck des Museums recht er-
freulich. Überfüllung wurde vermieden.
Die Beleuchtung ist durchweg günstig,
das Problem, mit Möbeln, Wandteppi-
chen und anderen kunstgewerblichen
Dingen einen Bahmen zu schaffen für
 
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