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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 17/18
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Literatur / [Notizen] / Antiquariat / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0334

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312

Forschungen


Abb. 2. Zwei der kleineren Seidenteppiche
Schah Abbas II. in Kum.
aus Seide, aber ohne Goldfäden. In der
Mitte ist eine große Öffnung gelassen, da-
mit das Stück über den Sarkophag gelegt
werden kann. Für jede Seite dieses Haupt-
teppichs ist noch ein kleineres Begleit-
stück vorhanden, ebenfalls aus Seide;
unter sich sind diese etwas verschieden
in Form und Größe und messen durch-
schnittlich etwa 1 bis 2 m in der Breite
und 3 m in der Länge (Abb. 2).
Aus Gründen, die an anderer Stelle
näher auszuführen sein werden, scheint
die Herstellung der ganzen Serie in
Djausheghan erfolgt zu sein. Hier sei nur
auf die besondere Wichtigkeit der In-
schrift auf einem der Flügelteppiche hin-
gewiesen, die lautet: »Werk des Meisters
Na'amat’ ullah aus Djausheghan, im
Jahre 1072« (1661 n. Chr.)'2). Es gibt außer
2) Die Schreibung des Datums könnte die
Lesung »1082« nahe legen; damals regierte
aber Schah Abbas II., auf den die Stiftung
zurückgeht, nicht mehr.

diesem Dokument noch weitere
Belege, daß Djausheghan Gold-,
Silber- und Seidenteppiche in
Mengen herstellte und daß es als
das Fabrikationszentrum der sog.
Polenteppiche anzusehen ist, die
hauptsächlich, aber keineswegs
ausschließlich für den Hof in Ispa-
han gearbeitet wurden.
Ebenso wichtig wie diese Fest-
stellung dürfte eine andere sein:
daß nämlich Djausheghan auch
als Heimat der sog. Vasenteppiche
in Frage kommt. Abgesehen von
dem metalldurchwirkten Mittel-
stück würde wohl jeder Fach-
mann selbst aus unzulänglichen
Photographien die ganze Serie mit
dem späten Vasenteppichtypus in
Zusammenhang bringen, da viele
Lbereinstimmungen in den Mu-
stern mit wohlbekannten Frag-
menten in europäischen und ameri-
kanischen Sammlungen vorliegen,
t berzeugende Bestätigung findet
diese Beziehung nun in dem Sar-
kophagteppich selbst, der nicht nur
dieselbeÄhnlichkeitinEinzelheiten
der Zeichnung aufweist, sondern
vier der charakteristischen Vasen
selbst enthält, die der ganzen Gattung den
Namen gegeben haben. Die übliche Zu-
schreibung der Vasenteppiche an die Pro-
vinz Kirman kann nicht aufrecht erhalten
werden; denn eineNachprüfung der für die
Verwendung der Vasenmuster in Kirman
gewöhnlich herangezogenen Argumente
wird die Hinfälligkeit der alten These er-
weisen, während andererseits sich weitere
Belege finden dürften, daß diese Motive
charakteristisch für die Knüpfkunst von
Djausheghan im 16. und 17. Jahrhundert
waren.
Diese Dinge sowie die Beziehungen
zwischen bekannten Teppichen der ge-
nannten Gattungen in amerikanischen
und europäischen Sammlungen gedenke
ich ausführlich in einem Katalog der
Teppiche im Besitz von Mrs. Edith Rocke-
feller McCormick in Chicago zu diskutie-
ren, der hoffentlich in nicht zu langer
Zeit wird erscheinen können.
Arthur Upham Pope
 
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