Literatur — Sammlungen
321
Delacroix, Skizze zum »Tod des Sardanapal«. Neuerwerbung des Louvre
Phot. CI. Archives photographiques, Paris
Kirchner denkt gewissermaßen mit dem
Stift in der Hand und jedes Erlebnis
drängt ihn zur Gestaltung. So sind
seine Zeichnungen, ob sie nach der Na-
tur oder aus der Vorstellung gemacht
sind, ob es Studien oder fertige Bild-
zeichnungen sind, voll suggestiver Kraft
und voll »Spannungsenergien«, sie'zwin-
gen zum Miterleben, vorausgesetzt, daß
man ihre Sprache versteht und nicht zu
jenen Analphabeten gehört, die neue
Kunst, die noch nicht in die allgemeine
Konvention eingegangen ist, nicht zu
lesen verstehen.
In einer klugen, sympathischen Ein-
leitung, erfüllt von Ehrfurcht, wie sie
dem großen Schaffenden gegenüber allein
am Platz ist, charakterisiert Grohmann
Kirchners Art. Die Reproduktionen,
auch die Vierfarbendrucke, sind tech-
nisch so vollendet, daß es eine große
Freude ist, in dem ganz nach Angaben
des Künstlers ausgeführten Buch zu
blättern und in Kirchners mit dem Stift
gestaltete Welt einzutauchen. R. Schapire
SAMMLUNGEN
Paris. Der Louvre hat kürzlich eine
Skizze von Delacroix zu dem großen
Gemälde »Der Tod des Sardanapal«
erhalten. Dies Gemälde ist bezeichnend
für die Art des Meisters. Man merkt ihm
an, wie es in Eile geschaffen wurde, je-
doch mit dem Schwung und der Leiden-
schaft des Genies. Jean Guiffrey, der es
in allen Einzelheiten studiert, ist sogar
der Ansicht, daß es nur in zwei Sitzungen
gemalt wurde. Das erstemal war es schon
fast völlig fertig; darauf wurde es an
mehreren Stellen mit einem sehr verdünn-
ten Bernsteinfirnis versehen, den Dela-
croix in England gefunden hatte, und der
321
Delacroix, Skizze zum »Tod des Sardanapal«. Neuerwerbung des Louvre
Phot. CI. Archives photographiques, Paris
Kirchner denkt gewissermaßen mit dem
Stift in der Hand und jedes Erlebnis
drängt ihn zur Gestaltung. So sind
seine Zeichnungen, ob sie nach der Na-
tur oder aus der Vorstellung gemacht
sind, ob es Studien oder fertige Bild-
zeichnungen sind, voll suggestiver Kraft
und voll »Spannungsenergien«, sie'zwin-
gen zum Miterleben, vorausgesetzt, daß
man ihre Sprache versteht und nicht zu
jenen Analphabeten gehört, die neue
Kunst, die noch nicht in die allgemeine
Konvention eingegangen ist, nicht zu
lesen verstehen.
In einer klugen, sympathischen Ein-
leitung, erfüllt von Ehrfurcht, wie sie
dem großen Schaffenden gegenüber allein
am Platz ist, charakterisiert Grohmann
Kirchners Art. Die Reproduktionen,
auch die Vierfarbendrucke, sind tech-
nisch so vollendet, daß es eine große
Freude ist, in dem ganz nach Angaben
des Künstlers ausgeführten Buch zu
blättern und in Kirchners mit dem Stift
gestaltete Welt einzutauchen. R. Schapire
SAMMLUNGEN
Paris. Der Louvre hat kürzlich eine
Skizze von Delacroix zu dem großen
Gemälde »Der Tod des Sardanapal«
erhalten. Dies Gemälde ist bezeichnend
für die Art des Meisters. Man merkt ihm
an, wie es in Eile geschaffen wurde, je-
doch mit dem Schwung und der Leiden-
schaft des Genies. Jean Guiffrey, der es
in allen Einzelheiten studiert, ist sogar
der Ansicht, daß es nur in zwei Sitzungen
gemalt wurde. Das erstemal war es schon
fast völlig fertig; darauf wurde es an
mehreren Stellen mit einem sehr verdünn-
ten Bernsteinfirnis versehen, den Dela-
croix in England gefunden hatte, und der