Die Jubiläumsausstellung Düsseldorf 1925
327
K. F. Lessing, Selbstbildnis. Privatbesitz.
Düsseldorfer Jubiläumsausstellung 1925
möglichend, die sie aus
sich selbst heraus her-
vorrufen können. Die
Belanglosigkeit und
Leere der deutschen
Produktion kommt auf
diese Weise ganz er-
schreckend zum Be-
wußtsein. In Düssel-
dorf sind nur ganz we-
nig Persönlichkeiten
nennenswert. Zunächst
Otto Dix, den man sich
übrigens besser vertre-
ten wünschen möchte,
obwohl seinEulenberg-
Porträt zum mindesten
als witziger Einfall ge-
wertet werden muß —•
gute Witze sind so sel-
ten! Voneinersehrvor-
teilhaften Seite zeigt
sich Gert Wollheim
mit zwei Porträts und
einem Abendmahl, die,
diesmal ganz unver-
krampft seine maleri-
sche Begabung und
künstlerische Gestal-
tungskraft klar erken-
nen lassen. Bezeich-
nend für Heinr. Nauen
ist nur das Stilleben,
sonst zeigt er sich ge-
gen seine früheren Arbeiten etwas ver-
schwommen. Die »Zeitgenossen« auf
Kaufmanns Gruppenbild sind zum Glück
in Wirklichkeit nicht so langweilig, wie
sie gemalt sind. Von Skulpturen seien
die Arbeiten von Buth Horadam und
Karl M. Schreiner erwähnt. Im übrigen
zeigt es sich, daß in Düsseldorf wie über-
all viel zu viel gemalt wird. Die Aufgabe
des neuen Akademieleiters, hier schon in
der Ausbildung auszulesen und einzu-
schränken, wird schwierig, aber reizvoll
sein.
Nicht viel andere Ergebnisse zeigt der
Querschnitt durch die deutsche Kunst,
den die Ausstellung vermittelt. Es gibt
da allerdings einige alte Herren, aus
deren Arbeiten eine große Kraft und
Elastizität, ein geradezu jugendliches
Temperament strömt; ich meine Lovis
Corinth und Christian Rohlfs. Und and-
rerseits gibt es eine ganze Reihe verhält-
nismäßig junger Menschen, die malen,
als ob sie wenigstens hundert Jahre alt
wären und vor deren Bildern man aus
Langerweile sterben könnte. So wirken
z. B. die Bilder von Ileckel und Pech-
stein ganz altmeisterlich, aber nicht nur
im besten Sinne des Wortes. Wie man
auch, auf seiner Linie verharrend, leben-
dig bleiben kann, zeigt Paul Klee, der für
Campendonck am besten nie gelebt
hätte; denn dieser Meister der stark be-
wegten Tierkompositionen und fein zu-
sammengefaßten Figurenbilder zeigt jetzt
nur Glasbildchen, die dünn und ge-
schmäcklerisch wirken. Vor der straffen
Folgerichtigkeit muß man Achtung
327
K. F. Lessing, Selbstbildnis. Privatbesitz.
Düsseldorfer Jubiläumsausstellung 1925
möglichend, die sie aus
sich selbst heraus her-
vorrufen können. Die
Belanglosigkeit und
Leere der deutschen
Produktion kommt auf
diese Weise ganz er-
schreckend zum Be-
wußtsein. In Düssel-
dorf sind nur ganz we-
nig Persönlichkeiten
nennenswert. Zunächst
Otto Dix, den man sich
übrigens besser vertre-
ten wünschen möchte,
obwohl seinEulenberg-
Porträt zum mindesten
als witziger Einfall ge-
wertet werden muß —•
gute Witze sind so sel-
ten! Voneinersehrvor-
teilhaften Seite zeigt
sich Gert Wollheim
mit zwei Porträts und
einem Abendmahl, die,
diesmal ganz unver-
krampft seine maleri-
sche Begabung und
künstlerische Gestal-
tungskraft klar erken-
nen lassen. Bezeich-
nend für Heinr. Nauen
ist nur das Stilleben,
sonst zeigt er sich ge-
gen seine früheren Arbeiten etwas ver-
schwommen. Die »Zeitgenossen« auf
Kaufmanns Gruppenbild sind zum Glück
in Wirklichkeit nicht so langweilig, wie
sie gemalt sind. Von Skulpturen seien
die Arbeiten von Buth Horadam und
Karl M. Schreiner erwähnt. Im übrigen
zeigt es sich, daß in Düsseldorf wie über-
all viel zu viel gemalt wird. Die Aufgabe
des neuen Akademieleiters, hier schon in
der Ausbildung auszulesen und einzu-
schränken, wird schwierig, aber reizvoll
sein.
Nicht viel andere Ergebnisse zeigt der
Querschnitt durch die deutsche Kunst,
den die Ausstellung vermittelt. Es gibt
da allerdings einige alte Herren, aus
deren Arbeiten eine große Kraft und
Elastizität, ein geradezu jugendliches
Temperament strömt; ich meine Lovis
Corinth und Christian Rohlfs. Und and-
rerseits gibt es eine ganze Reihe verhält-
nismäßig junger Menschen, die malen,
als ob sie wenigstens hundert Jahre alt
wären und vor deren Bildern man aus
Langerweile sterben könnte. So wirken
z. B. die Bilder von Ileckel und Pech-
stein ganz altmeisterlich, aber nicht nur
im besten Sinne des Wortes. Wie man
auch, auf seiner Linie verharrend, leben-
dig bleiben kann, zeigt Paul Klee, der für
Campendonck am besten nie gelebt
hätte; denn dieser Meister der stark be-
wegten Tierkompositionen und fein zu-
sammengefaßten Figurenbilder zeigt jetzt
nur Glasbildchen, die dünn und ge-
schmäcklerisch wirken. Vor der straffen
Folgerichtigkeit muß man Achtung