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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 20/21
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[Notizen] / Antiquariat / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0363

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Fülle verschiedenartigen Materials. Die
Unterzeichnete publiziert 12 Graphik-
Inkunabeln aus der Jagellonischen Bi-
bliothek in Krakau, darunter 6 Unica.
Prof. Dr. Reiß beschäftigt sich mit den
seltenen Musikbüchern des 16. und 17.
Jahrhunderts in der Jagellonischen Bi-
bliothek. Przeclaw Smolik schreibt über
die zeitgenössische Buchkunst in Polen.
Dr. Ivrzyzanowski veröffentlicht zum
ersten Mal eine Romanfolge des 16. Jahr-
hunderts mit interessanten Holzschnit-
ten. Es wäre zu viel, alles aufzuzählen,
ich erwähne nur die Arbeiten, welche für
den Kunsthistoriker eine Bedeutung ha-
ben. Sophie Ameisen
S A M MLUNGEN
Neu erworbene Plastiken
im Kaiser-Fried rieh- Museum
Im verflossenen halben Jahr hat die pla-
stische Abteilung des Berliner Museums
drei sehr wertvolle spätgotische Arbeiten
erworben. Der hl. Sebastian (Abb. 1)
aus der Smlg. Schnell in Ravensburg ge-
hört dem Stil um 1470 an, der Epoche, in
der der oberdeutsche Schnitzaltar durch
die Vereinheitlichung derBewegungsrich-
tungen zu einer letzten Reife gelangt wrar.
Die gezierte Stellung wie die mageren
Körperformen sind für diese Generation
typisch. Die Weichheit in der formalen
DurchbildungundderkontemplativeCha-
rakter des Ausdrucks gibt derPlastik einen
ganz individuellen Reiz. In der Literatur
ist das Werk bereits bekannt, ohne daß
die Probleme, die es aufgibt, gelöst wären.
Trotz der gesicherten Provenienz — die
Figur stammt aus Günzburg — ist. das
Werk nicht leicht in die schwäbische Ent-
wicklung einzureihen; denn ein derart in-
tensives Aufgreifen des Bewegungspro-
blems ist in Schwaben sonst nicht zu be-
legen. Gegen die Ableitung des Meisters
von Erasmus Grasser, wie es Gröber in
seiner schwäbischen Plastik tut, spricht
schon die zeitliche Einordnung des Wer-
kes; man dürfte damit nicht über 1480
hinausgehen.
Die Maria mit dem Kind (Abb. 2)
aus Sachsenberg in Waldeck gehört etwa
der gleichen Zeit an. Der Körper ist
spiralartig gewunden, die Gewänder set-

Abb. 1. Hl. Sebastian. Schwäbisch, um 1470.
Neuerwerbung desKaiser-Friedrich-Museums
zen in breitem Fluß an und unterstützen
die Verräumlichung der Gestalt dadurch,
daß die Faltenstege vom Rücken her
schräg vorbrechen. In der Art der Körper-
drehung, der Faltenanordnung, wie auch
im rein Motivischen der freistehenden
Gewandspitze, hinter der der Gewand-
saum durchgezogen ist, ist die Figur von
der oberrheinischen Kunst nach Gerhaert
 
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