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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 20/21
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[Notizen] / Antiquariat / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0368

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346

Die rheinische Jahrtausend-Ausstellung in Köln


Das früher dem Sippen-
meister zugeschriebene,
aber sicher einem eklekti-
schen Nachfolger gehören-
de Triptychon der Samm-
lung Virnich und das schö-
ne kleine F rauenbildnis auf
rotem Grund aus demsel-
ben Besitz, eine Halbfigur
der Maria mit Engeln aus
Kölner Privatbesitz, und
endlich ein wenig beach-
tetes schönes Bild der Ma-
donna mit zwei Heiligen
aus S.Severin von der Hand
des Anton Woensam aus
Worms sind die Haupt-
stücke dieser Spätzeit der
Kölner Schule.

Abb.

3. Sebastianslegende. Mainz, Erzbischöfliches Palais.
Rheinische Jahrtausend-Ausstellung; in Köln

Drei Könige, zu vereinigen. Daß die Vor-
stellung von dem Werte und Charakter
des Meisters mit diesen Proben klarer
geworden sei, kann man kaum sagen.
Im Gegenteil, es kompliziert sich die
Frage nach den eigenhändigen Haupt-
werken und der Zahl der Meister die an,
diesem sehr umfangreichen Opus teil
haben mögen. Von Bartel Bruyn,
von dessen Bildnissen in verschiedenen
historischen Abteilungen der Ausstellung-
einiges zu finden ist, sind nur die über-
vollen, als Renaissancekompositionen
recht bezeichnenden großen Altarflügel
aus Xanten und das schöne, auch ge-
schichtlich bedeutende Gemälde aus
Berlin zu sehen, in dem der Herzog von
Cleve in ganzer Figur sieh malen ließ,
wie er die Maria verehrt.

Vom Niederrhein ver-
dient noch der etwas trok-
kene stark niederländische
Meister des Altars von Or-
soy genannt zuwerden, in
dessen großen Flügelbil-
dern eine wirksam gezeich-
nete Kirchenhalle und ein
Straßenbild von sehr be-
tonter Tiefenwirkung den
Rahmen zu seiner undra-
matischen Legendenerzäh-
lung abgeben. Vom Mittel-
rhein und seiner besonde-
ren Ausdrucksweise konnte
aus vielen Gründen nur einiges zufälliges
Material beigeholt werden. Es fehlen die
Frühwerke, der Ortenberger und Seligen-
städter Altar, die man den Darmstädter
Sammlungen nicht wohl entziehen
konnte. Dafür ist die große Tafel aus
Orb hier und enttäuscht an Qualität
und Farbigkeit. Provinziell, bunt und
naiv in seiner Erzählungsweise wirkt der
große N ikolausaltar von 1506 aus S. G o a r.
W ichtig und der Forschung bisher wenig
zugänglich ist eine Folge von acht Ge-
mälden aus der Sebastianslegende, die
zum erstenmal ihren Platz im Erzbischöf-
lichen Palast in Mainz verlassen haben.
W'enn einmal, was eine dringende For-
derung für die nächsten Jahre bleibt, die
verwickelte Frage nach dem Haus-
buchmeister und seinen gleichge-
 
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