Große Schweizer Kunstausstellung in Karlsruhe
397
Abb. 3. R. Th. Robert (Ried), Nach dem Rad
Große Schweizer Kunstausstellung in Karlsruhe
farbigen Einfällen ausgehend: Ernst
Morgenthaler. Die handgreiflichen
Realitäten verwandeln sich unter seiner
Hand zu Wundern und das inhaltliche
Wunder zu aufregender Malerei.
Die vierte und mächtigste Gruppe
umfaßt ein Gebiet, das man am leich-
testen mit dem deutschen Verismus
vergleichen kann. Jedochistvon Deutsch-
land keinerlei Anregung gekommen. Wir
haben es hier vielmehr mit einer ganz ur-
sprünglichen , und höchstens leise an
Derainund Coubine orientierten Schwei-
zer Bewegung oder Empfindung zu tun.
Ganz klar ist französischer Zusam-
menhang bei Gimmi, dem einzigen,
den man neben Herrn. Huber bei uns
kennt. Eiuber wirkt auf die Dauer doch zu
phantasielos mit seinen Familien-Still-
leben,und Gimmihat seinebesteKraft der
leisen Vornehmheit Pariser Malkultur ge-
opfert. Wesentlich stärker sind Bla li-
ehet, Humbert, Robert; in Abstand
folgen Tscharner und Lauterburg.
Alexandre Blanchet besitzt die
großartige Schwerflüssigkeit einer ge-
diegenen, das ganze Bild mit latenter
Kraft erfüllenden Form. Der Menschen-
körper, meist der weibliche, gibt ihm
den Anlaß zu schweren Kurven, gewölb-
ter Flächen; in einem Riesenbilde von
acht lebensgroßen Figuren und Tieren
(»Markt«) hat er fast so etwas wie ein
Symbol der verhaltenen stiernackigen Ur-
kraft des Schweizers auf gestellt. Wie die-
ser neue Plastizismus überhaupt wieder
die Lust zu großer Komposition auslöst,
sehen wir auch an R. Th. R o b e rt (Abb.3),
dessen vollkommene Klarheit, in Bild-
nissenwieeinlustvolleresBiedermeiertum
strahlend, sich in einer Badeszene junger
Mädchen zu einer Synthese deutsch-
französischer Formgesinnung erhebt:
eins der vollkommensten Bilder der heu-
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Abb. 3. R. Th. Robert (Ried), Nach dem Rad
Große Schweizer Kunstausstellung in Karlsruhe
farbigen Einfällen ausgehend: Ernst
Morgenthaler. Die handgreiflichen
Realitäten verwandeln sich unter seiner
Hand zu Wundern und das inhaltliche
Wunder zu aufregender Malerei.
Die vierte und mächtigste Gruppe
umfaßt ein Gebiet, das man am leich-
testen mit dem deutschen Verismus
vergleichen kann. Jedochistvon Deutsch-
land keinerlei Anregung gekommen. Wir
haben es hier vielmehr mit einer ganz ur-
sprünglichen , und höchstens leise an
Derainund Coubine orientierten Schwei-
zer Bewegung oder Empfindung zu tun.
Ganz klar ist französischer Zusam-
menhang bei Gimmi, dem einzigen,
den man neben Herrn. Huber bei uns
kennt. Eiuber wirkt auf die Dauer doch zu
phantasielos mit seinen Familien-Still-
leben,und Gimmihat seinebesteKraft der
leisen Vornehmheit Pariser Malkultur ge-
opfert. Wesentlich stärker sind Bla li-
ehet, Humbert, Robert; in Abstand
folgen Tscharner und Lauterburg.
Alexandre Blanchet besitzt die
großartige Schwerflüssigkeit einer ge-
diegenen, das ganze Bild mit latenter
Kraft erfüllenden Form. Der Menschen-
körper, meist der weibliche, gibt ihm
den Anlaß zu schweren Kurven, gewölb-
ter Flächen; in einem Riesenbilde von
acht lebensgroßen Figuren und Tieren
(»Markt«) hat er fast so etwas wie ein
Symbol der verhaltenen stiernackigen Ur-
kraft des Schweizers auf gestellt. Wie die-
ser neue Plastizismus überhaupt wieder
die Lust zu großer Komposition auslöst,
sehen wir auch an R. Th. R o b e rt (Abb.3),
dessen vollkommene Klarheit, in Bild-
nissenwieeinlustvolleresBiedermeiertum
strahlend, sich in einer Badeszene junger
Mädchen zu einer Synthese deutsch-
französischer Formgesinnung erhebt:
eins der vollkommensten Bilder der heu-