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Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin [Hrsg.]
Kunstchronik und Kunstmarkt: Wochenschrift für Kenner und Sammler — 59.1925 (April-September)

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Nr. 25
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Literatur / [Notizen] / Antiquariat / Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41231#0435

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Stuttgarter Kunstleben im Sommer 1925

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Johann Baptist Pflug (1785—1866), Jahrmarkt in Biberach.
Ausstellung Schwäbischer Kunst des 19. Jahrhunderts

samte deutsche Kunst so er-
folgreich angebahnt hatte.
Sie führt in einer Auswahl
von rd. 500 Gemälden und
100 Skulpturen die Entwick-
lung der schwäbischen Ma-
lerei und Bildhauerei vom
Klassizismus bis zur Frei-
lichtmalerei in übersicht-
licher, auf die Klärung der
geschichtlichen Zusammen-
hänge wie auf die ästhetische
Wirkung gleichermaßen be-
dachter Anordnung vor.
Zeigt sich dabei, daß die
schwäbische Kunst alle
Wandlungen des 19. Jahr-
hunderts mitgemacht hat,
so zeichnen sich doch auch
gewisse, dauernd festgehal-
tene Grundeigenschalten ab:
Wirklichkeitssinn, Humor,
Gemüt, Liebe zum Kleinen-
Neben der Festigung man-
cher z. T. erst auf der Jahr.
hundertausstellungl906 ge-
wonnenen Erkenntnis von
der Hochwertigkeit dieses
und jenes lange vergessenen Künstlers
werden auch eine Reihe wichtiger Neu-
entdeckungen gemacht: dieFarbenfreude
Wintergersts, der als Klosterbruder von
S.Isidoro mit Pforr und Overbeck be-
freundetwar, Nördlingers überaus feine
Farben- und Formenbegabung, die groß-
zügige und höchst originale Koloristik
Dietrichs, die prachtvoll herbe Bildnis-
malerei Morffs und die minder bedeu-
tende, doch ansprechende Porträtkunst
Doerrs, die »Jordansgäste«, ein köstliches
Frühwerk B. v. Nehers, die trefflich kom-
ponierten Landschaften Joh. Jak.Müllers
(»vonRiga«), Martinis zarte Landschaften
mit Tieren, die temperamentvollen Land-
schaften des Schirmer-Schülers Funk,
Pilgrams Biedermeierhumor, das primi-
tiv barocke Genre des Pflug-Schülers
Goeser usw. Andere Künstler lernt man
erst hier ganz kennen. So Fr. v. Hetsch
mit seinem verfeinerten Farben- und
Formenempfinden; Schick, dessen Bild-
nis der Frau v. Cotta allein schon be-
weist, daß er zu den gestaltungskräftig-

sten und liebenswürdigsten Vertretern
des deutschen Klassizismus zählte; Joh.
Bapt.Seele, den Maler des Soldatenlebens,
der es mit manchem der feinsten Hol-
länder des 17. Jahrh. aufnimmt; Schnizer,
den machtvollen, temperamentreichen
Schlachtenmaler; den Riberacher Pflug,
dessen geistreiche, humordurchtränkte
Kleinmalerei voll entzückender farbiger
Einfälle so gar nicht kleinlich ist, und der
vielleicht als schwäbischster unter allen
schwäbischen Malern erscheint; IJaug in
seiner frühen, ungewöhnlich hohe Be-
gabung verratenden Zeit, usw. usw. Ein
ähnliches Bild ergibt die ergänzende Aus-
stellung des Kupferstichkabinetts von
Zeichnungen des gleichen Zeitraums, die
sich allerdings auf die erst durch Neu-
erwerbungen der letzten Jahre reicher
gewordenen Bestände der Sammlung
selbst beschränkt. Auch hier Bestäti-
gungen wertvollen Schaffens (Schick,
Hetsch, Seele, der Bildhauer Weitbrecht,
Keller, Grünenwald u. a. m.) und Neu-
entdeckungen wie die des jungverstorbe-
 
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