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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Czihak, Eugen von: Bemaltes Schmiedeeisen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0089

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Schmiedeeisernes Oberlichtgitter. Gezeichnet von A. Lackneu

BEMALTES SCHMIEDEEISEN,

VON E. VON CZIHAK

ON Herrn Direktor Lessing
ist in einem früheren Bande
dieser Zeitschrift (3. Jahrg.
1887 S. 41 ff.) die Ansicht
ausgesprochen worden, dass
die Mehrzahl unserer älteren
Schiniedearbeiten ursprüng-
lich hunt bemalt gewesen
seien. Ich habe diese Beobachtung, die sich übrigens
aus den Kunstanschauungeu der früheren Zeiten voll-
ständig erklärt, fast in allen Fällen bestätigt gefunden,
in denen eine Prüfung möglich war, und bin heute
in der Lage, einige weitere Beiträge zu diesem
Kapitel zu liefern. Durch diese schiebt sich die
Zeitgrenze, in welcher die bunte Bemalung gepflegt
worden ist, etwas weiter gegen unser laufendes Jahr-
hundert herauf.

Die Bestrebungen, das Material überall mög-
lichst zu zeigen und äußerlich in der Erscheinung
zur Geltung zu bringen, gehören einer verhältnis-
mäßig jungen Zeit an. Sie sind naturgemäß zuerst
in der Baukunst zum Vorschein gekommen und
bilden ein Hauptverdienst der Hannoverschen Archi-
tektenschule, die unter Führung eines Hase,
Oppler zuerst den Kampf gegen das eingerissene
Kwutgewarbeblatt N\ F. V. H 5

Unwesen des Putz- und Blendbans aufgenommen hat.
Namentlich in Norddeutschland hatte diese Bauweise
in den kümmerlichen Zeiten nach den Freiheitskriegen
unter der Not der Verhältnisse sehr um sich ge-
griffen. Während noch bei den am Ende des IS.
Jahrhunderts aufgeführten öffentlichen und größeren
Privatgebäuden in der Regel zum wenigsten die
Gliederungen, Gesimse und Fenstereinfassungen aus
natürlichem Stein hergestellt wurden, war ein Schinkel
genötigt, das Königliche Schauspielhaus im Putzbau
aufzuführen. (Beiläufig sei bemerkt, dass dieser in
der Neuzeit einer Sandsteinverblendung gewichen ist.)
In der Folge ist jene in klassizistischen Formen sich
bewegende Stuck- und Gipsarchitektur erstanden, die
als Typus des großstädtischen Mietshausbaus leider
von Berlin aus in viele andere Städte der preußischen
Monarchie übertragen worden ist. In Süd- und
Südwestdeutschland hatten sich schon wegen des
größereu Reichtums an natürlichen Steinen und des
niemals ganz außer Übung gekommenen Werkstein-
baue im allgemeinen gesündere Prinzipien erhalten.
Dem Putzbau der Berliner Schule gegenüber
vntrat die Hannoversche, in Anlehnung an die
mittelalterlichen Bauwerke der Mark und Nieder-
sachsens, den Standpunkt, das Material unter allen

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