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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 5.1894

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Falke, Otto von: Zur Entwicklungsgeschichte des muhammedanischen Ornaments
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https://doi.org/10.11588/diglit.4565#0188

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176 ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DES MUHAMMEDANISCHEN ORNAMENTES.

Abb.

9. Türkische Fayenceschüssel mit Blumendekor.
(Kunstgewerbemuseum in Berlin.)

IC. .Talirli.

Abb. 10. Türkische Fayenceschüssel mit Blumendekor lfi .lalnb.
(Kunstgewerbemuseum in Berlin.)

Die Blumen werden das bevorzusf-
teste Ornament in allen Zweigen
des Kunstgewerbes. Für ihre Stili-
sirung sind im 18. Jahrhundert das
chinesische Porzellan der Periode
Kien-lung und besonders stark das
europäische Porzellan von Einfiuss.
Die persischen Porzellane des 18-
und 19. Jahrhunderts, die Seiden-
brokate und Yesder Sammete, die
älteren Buchdeckel in Lackmalerei
und die Fayencefliesen an den
Bauten Kerim Khans in Schiras
zeugen deutlich für den Sieg der
Naturalistik (Abb. 3 u. 4).

Diemenscbliche Figur ist schon
an den Denkmälern des 16. Jahr-
hunderts innerhalb der dekorativen
Grenzen vollkommen frei behan-
delt, soweit die auf diesem Gebiete
geringe Fähigkeit der Orientalen
es erlaubt. Datirte Beispiele dafür
sind die Fliesen an Ispahaner Pro-
fanbauten aus der Zeit Abbas' I.,
um 1600. (Die Kopie einer großen
Figurenfliese aus Dschulfa bei Is-
pahan im S. K. Mus. in London, ein
verwandtes Original im Bayr. Gew.-
Mus. in Nürnberg, zwei Fragmente
im K. Gew.-Mus. in Berlin.)

Die Tier dar Stellungen sind im
16. Jahrhundert, wahrscheinlich
schon im Mittelalter, ein wichtiger
Bestandteil der persischen Teppich-
muster. Die Motive sind im wesent-
lichen dieselben geblieben, wie schon
in sassanidischer Zeit; sie haben
sich, wenn auch verkümmert, bis
in das moderne Kunstbandwerk in
den gravirten Kupferarbeiten von
Kaschanin Persien erhalten (Abb. 5)
Ein charakteristisches Kennzeichen
der ostmuhammedanischen Orna-
mentik ist die Verwendung chine-
sischer Motive. Sie finden sich vor-
nehmlich in den Luxusteppichen
und in der Keramik. Ihr erstes
Auftreten lässt sich mit Sicherheit
über das 15. Jahrhundert nicht ZU-
rückverfolgen. EinzelnetextileZeug-
nisse, die schon für das 11. und 13.
 
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