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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Scherer, Christian: Studien zur Elfenbeinplastik des 18. Jahrhunderts, [1]: der Elfenbeinbildner Ignaz Elhafen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0015

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STUDIEN ZUR ELFENBEINPLASTIK DES 18. JAHRHUNDERTS.

Das Verdienst, aufElhafen zuerst mit Nachdruck
aufmerksam gemacht und eine Würdigung seiner
Kunst versucht zu haben, gebührt dem verstorbenen
Professor A. Kuhn.') Er hat zum ersten Male die
Arbeiten des Meisters gründlicher untersucht, der
Persönlichkeit desselben den ihr zukommenden Platz
in der Kunstgeschichte angewiesen und seinem viel-
fach missverstandenen Monogramm die endgültige
richtige Deutung verschafft. Allein eine kritische
Sichtung seiner Werke und eine erschöpfende Be-
handlung des Meisters und seiner Kunst hat auch
er nicht zu geben vermocht. Beides soll nunmehr
im Folgenden versucht werden.

Die frühste Erwähnung unseres Künstlers findet
sich in Arnold Houbraken's „Groote Schouburgh der
nederlantsche Konstschilders en Schilderessen" III
(1721), 353 ff. Houbraken zählt hier die große Schar
von Künstlern auf, die zu Düsseldorf am Hofe des
prachtliebenden Kurfürsten Johann Wilhelm von der
Pfalz (f 1716) beschäftigt waren, und erwähnt an
dieser Stelle u. A. auch zwei „sehr geschickte Elfen-
beinarbeiter, den Italiener Antonio Leonio und Ig-
natius Eulhoffen, einen Deutschen, der lange in Rom
gelebt hatte."2) Es kann wohl keinem Zweifel unter-
liegen, dass der hier genannte Eulhoffen mit unserem
Elhafen identisch ist; denn, um diese Frage von vorn-
herein zu erledigen, ein merkwürdiges Missgeschick
hat den Namen des Künstlers verfolgt, der von Hou-
braken an bis in die neueste Zeit, so oft er erwähnt
wurde, sich stets eine andere Lesung gefallen lassen
musste. So finden wir außer der bereits genannten
noch folgende verschiedene Lesarten: Elhover3), van
Eulhoffer '), von Eulhofer5), von Elhoferc), Oelhafen ')
und andere, die zum Teil auf eine nur oberfläch-
liche Kenntnis der benutzten Quelle, zum weitaus
größten Teil aber auf Missverständnisse dialektischer

1) Kunst und Gewerbe XI, S. 17S ff. Vgl. auch Labarte,
Histoire des arts industriels I, S. 271.

2) Ich führe diese Stelle nach Wurzbach's Übersetzung
von Houbrakens Schouburgh in den Quellenschriften zur
Kunstgeschichte XIV, S. 424 an.

3) I. van Gool, De nieuve schouburg der nederlantsche
Kunstscbilders en Schilderessen II, 5G7 und Chr. Kramru, De
Levens en Werken der Hollandsche en Vlaanische Kunst-
schilders etc. I, S. 421.

4) Descamps, La vie des peintres flamands, allernands
et hollandais (1700) III, S. 350.

5) Füssli, Allgera. Künstlerlexikon (1779), S. 221.

0) Nagler, Monogramraisten III, Nr. 225S und Künstler-
lexikon IV, S. 105.

7) Trautmann, Kunst und Kunstgewerbe, S. CO. Dieser
hält übrigens unseren Oelhafen und Eulhofer für verschie-
dene Personen, vgl. S. 58.

Art zurückzuführen sein dürften. Der Meister selbst
hat sich an einigen seiner Arbeiten mit vollem Na-
men bezeichnet und zwar stets mit ,/. Elhafen, und
diese Lesart seines Namens wird daher gegenüber
allen anderen als die allein richtige festzuhalten sein.

So dürftig auch jene Angabe Houbraken's über
den Künstler ist, so giebt sie uns doch Aufschluss
über Vaterland, Lebenszeit und Vorbildung desselben.
Elhafen war demnach, worauf übrigens schon der
Name hinweist, ein Deutscher, und es liegt nahe,
hierbei an jenes bekannte süddeutsche Patrizierge-
schlecht der Oelhafen zu denken, das mehrere Gene-
rationen hindurch im Dienste Nürnbergs einfluss-
reiche Ämter bekleidete.') Allerdings ist eine Zu-
gehörigkeit Elhafen's zu diesem Geschlechte nicht
nachweisbar; doch dürfte bei der unzweifelhaf-
ten Verwandtschaft beider Namen die Vermutung,
dass der Künstler ebenfalls aus Süddeutschland, viel-
leicht sogar aus Nürnberg, stamme, nicht ungerecht-
fertigt erscheinen. Aus seinem Lebens- und Bildungs-
gange erfahren wir dann nur von einem längeren
Aufenthalt in Rom, wo er, dem Branche anderer
Elfenbeinbildner folgend2), seine künstlerische Aus-
bildung genossen haben wird und, wie es scheint,
von Michelangelo's Formenwelt in nachhaltiger Weise
beeinflusst worden ist. Ob Elhafen unmittelbar nach
diesem römischen Aufenthalt, der wahrscheinlich noch
den letzten zwei Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts
angehört, oder erst später in die Dienste Johann Wil-
helms getreten ist, lässt sich natürlich mit Sicherheit
nicht mehr sagen; jedenfalls wird er nicht vor 1690,
dem Jahre des Regierungsantrittes dieses Fürsten,
an den Düsseldorfer Hof berufen sein, wahrschein-
lich aber ist er, worauf verschiedene Anzeichen
hindeuten, erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts dort-
hin gekommen. Wie lange er dann daselbst ge-
blieben3) und wann er gestorben ist, ist ebenfalls
nicht mehr festzustellen; doch mag nicht unerwähnt
bleiben, dass sich als äußerster Zeitpunkt für sein
Leben auf einem seiner Werke die Jahreszahl 1710
findet.

Kaum minder dürftig als die Nachrichten über
des Künstlers Leben, die, wollte man davon Gebrauch
machen, Vermutungen aller Art einen weiten Spiel-

1) Vgl. über dieses Geschlecht Allgem. deutsche Bio-
graphie. Bd. 24, S. 292. Der Name Oelhafen wird mich er-
wähnt bei Doppelmayr, Histor. Nachrichten von den Nürnberg.
Mathematicis und Künstlern, S. 39, und Neudörffer, Nach-
richten v. Künstlern u. Werkleuten, S. 58.

2) Vgl. Labarte, Description der objets d'art qui cora-
posent la collection Debruge Dumenil, S. 5(1.

3) Johann Wilhelm starb 1710.
 
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