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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0040

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KLEINE MITTEILUNGEN.

31

Karlsruhe. Der badische Kunstgewerbeverein hat
seine regelmäßigen Monatsversammlungen für das kommende
Winterhalbjahr wieder eröffnet und dies mit einer interes-
santen Ausstellung englischer und japanischer Tapeten, zu
welcher Möbelfabrikant G. Himmelheber die nötigen Er-
läuterungen gab. Gleichzeitig war mit einem großen Aqua-
rellbilde der Originalentwurf der Ehrengabe ausgestellt,
welche von der deutschen nationalliberalen Partei zum 70.
Geburtstage von Rudolf von Bennigsen gewidmet wurde.
Diese reiche Arbeit ist von Direktor Götz gezeichnet und
wird auch unter dessen Leitung in Karlsruhe ausgeführt
werden. Der so prachtvolle figürlich-ornamentale Schmuck
mit den emaillirten Einlagen bietet dem badischen Kunst-
gewerbe eine neue Gelegenheit, Reine Leistungsfähigkeit zu
erproben. Auch von der Hofmöbelfabrik L. J. Peter in
Mannheim wurde in den letzten Tagen ein Teil des Getäfels
für das neue Reichstagsgebäude in Berlin nach den Ent-
würfen von Baurat Wallot fertiggestellt. Die trefflichen
Arbeiten mit ihren wohlgelungenen Schnitzereien waren vor
kurzem in Mannheim zur Besichtigung ausgestellt und er-
regten durch ihre künstlerische, wie technische Durchbildung
allgemeine Anerkennung. Für die malerische Ausschmückung
der Rathausfassade in Lahr wurden von Direktor Götz und
Professor Gagel die Entwürfe ausgeführt und von Professor
Eyth ein Projekt zur Bemalung der Fassade des alten Rat-
hauses in Villingen. Ebenso wurde vor einigen Tagen das
neuerbaute Rathaus in Wolfach eingeweiht, ein Renaissance-
bau von Architekt H. Lender in Heidelberg mit Bemalung
von G. Brünner. Für den reichen und interessanten Saal
des Rathauses in Villingen wird ferner nach dem Entwürfe
der Karlsruher Kunstgewerbeschule ein wertvoller Majolika-
ofen mit Darstellungen aus der Geschichte dieser Stadt
von Meister J. Glatz in Villingen gefertigt. Dieses
schöne Beispiel, welches die badischen Gemeindebehörden
im Interesse der Förderung des heimischen Kunstgewerbes
geben, ist ebenso nachahmenswert wie erfreulich. Im Ja-
nuar 1895 begeht der badische Kunstgewerbeverein seine
zehnjährige Stiftungsfeier mit einer Ausstellung, welche im
Lichthofe der Großh. Kunstgewerbeschule für die Dauer
von vier Wochen stattfindet. Dieselbe wird umfassen:
Aquarelle, Handzeichnungen und Reproduktionen von Innen-
dekorationen, kunstgewerbliche Entwürfe und Reisestudien.
Zur Beteiligung sind alle badischen Künstler und Meister
eingeladen und wird demnächst das Programm zur Ver-
sendung gelangen.

Karlsruhe. Das Ergebnis der vom badischen Kunst-
gewerbevereine veranstalteten Silberlotterie, die durch die
derzeitige Konkurrenz der bestehenden Geldlotterieen mit
vielen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, besteht in einem
Reingewinne von über 12 000 M. Nach dem Vorschlage
von Direktor Götz, der zu diesem Unternehmen die An-
legung gegeben hat, soll diese Summe die erste Grundlage
eines Fonds bilden, aus dessen Zinsen begabten und tüch-
tigen Kunsthandwerkern Aufträge zugewendet werden sollen.
Die Großh. Regierung leistet hierzu einen laufenden Jahres-
beitrag von 2500 M. Der so geschaffene Grundstock soll
mit der Zeit durch weitere Unternehmungen, sowie durch
('ie Kapitalzinsen derart vermehrt werden, dass er den ge-

dachten Zweck zu erfüllen vermag. Schon für das erste
Jahr konnten drei prächtige Silbergefäße und eine Arbeit
in Email erworben werden, wie auch für das nächste Jahr
bereits Bestellungen vorbereitet werden. Es sollen bei diesen
Aufträgen abwechselnd die verschiedenen Fachgebiete und
insbesondere die Arbeiten jüngerer Kunsthandwerker berück-
sichtigt werden.

Der Dresdener Kunstgeirerbeverein und der seit 1892
bestehende Verein für Kunsthandwerk „Albreckt Dürer" in
Leipzig haben sich dem Bezüge des Kunstgewerbeblattes
angeschlossen, das nunmehr Organ von elf Kunstgewerbe-
vereinen geworden ist. Auf Wunsch des letztgenannten
Vereins teilen wir mit, dass bis Ende des Jahres folgende
Vorträge stattfinden werden: Am 8. November Herr F. Kicf-
Itaber aus Magdeburg über Zeichenunterricht an Fachschulen;
am 15. November Herr Fink über seine Orientreise; am
22. November Herr C. Wanschura über Reklame und Inse-
rate; am 5. Dezember Herr Architekt Dreclisler über die
nordische Sage mit Beziehung auf das Kunstgewerbe. Der
erste Vortrag findet im Saal des Vereins für Volkswohl, die
anderen im Thüringer Hof statt.

MUSEEN.

Bayerisches Gcwcrbcmuscum in Nürnberg. Aus dem
uns vorliegenden Jahresberichte für das Jahr 1893 ent-
nehmen wir, dass das unter der Leitung des Direktors, Pro-
fessor Th. von Kramer, stehende Museum auch im verflos-
senen Jahre eine rührige und erfolgreiche Thätigkeit ent-
faltet hat. So hatte die Museumsleitung sich um die Zu-
sammenbringung und dekorativ wirksame Ausgestaltung
der Nürnberg-Fürther Sammelgruppe auf der Weltausstellung
in Chicago besonders verdient gemacht, wie sie jetzt auch um
das Zustandekommen der zweiten bayerischen Landesaus-
stellung erfolgreich sich bemühte, welche Ausstellung im
Jahre 1896 zur Feier der gleichzeitigen Einweihung des für
die Zwecke des Museums errichteten Neubaues stattfinden
wird. Die Mustersammlung des Museums erhielt eine Ver-
mehrung um 363 Gegenstände, und der Besuch der Vor-
bilder Sammlung nebst den Zeichensälen und dem Zeielien-
bureau erreichte die hohe Ziffer von 10 000 Personen. Des-
gleichen wurde die Bibliothek und das Lesezimmer gut be-
sucht und die mechanisch-technische Abteilung, sowie das
chemische Laboratorium entwickelten eine den unmittel-
baren, praktischen Bedürfnissen der Gewerbetreibenden zu
gute kommende, sehr segensreiche Thätigkeit durch Nach-
weisung von Bezugsquellen für Rohprodukte etc., durch
technische Untersuchungen und Gutachten, durch chemische
Analysen von Nahrungsmitteln etc., sowie technische Ana-
lysen von Baumaterialien, Farbstoffen, Papieren und Pappen
und dergleichen mehr, welche Untersuchungen meist von
Industriellen veranlasst waren, welche auf Grund der Prü-
fungsergebnisse ihre Fabrikate verbessern oder neue ein-
führen wollten. Die unter der Redaktion des Kustos der
Mustersammlung, Herrn Dr. J. Stockbauer, erscheinende Ge-
werbezeitung, welche den 6. Jahrgang vollendete, verfolgt
die Aufgabe, die Thätigkeit des Museums allgemeiner be-
kannt zu machen und neben der Hebung des Vereinslebens
des zur Zeit 57 Vereine umfassenden Verbandes bayerischer
Gewerbevereine vor allem in den Gewerbekreisen anregend
und belehrend zu wirken. //.

ZU UNSEREN BILDERN.
E)-läutenmg zu den zum Aufsatz „Schrift und Zeich-
twng" gehörigen Bildern. Die hier reproduzirten Beispiele
englischer neuer Drucke zeigen deutlich die oben erwähnten
 
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