DAS HAUS DES DEUTSCHEN REICHSTAGES.
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Fries und Medaillon (s. unten) in der Wandelhalle (Königreich Württemberg). Modellirt von Professor 0. Lessinu.
Saales deckt ein stahlblauer Plüschteppich. Von den
eisernen Balken des Oberlichtes senken sich aus Zapfen
vergoldete Metallstangen herab, an denen milchweiße,
oval geformte Bogenlichtballons, die von vergoldeten
Bronzekronen gekrönt sind, wie große, schön gefasste
Perlen hängen. Die Verglasung des Oberlichtes, das
gegen die Kuppel abschließt, rührt von A. Linnemann
her, während J. C. Spinn & Sohn in Berlin die der Kuppel
besorgt haben. Die im Saale vorkommenden Vergoldun-
gen führte in Verbindung mit Bildhauer Vogel die Firma
C. Röhlich-Berlin aus, der gleichfalls die Vergoldung
der Kuppel und der Laterne übertragen war. Allen
den vorgenannten Kräften,
die unter Wallots Füh-
rung und künstlerischer
Kraft ihr Bestes eingesetzt
haben, ist es zu danken,
dass dieser Saal als ein
Kunstwerk von unvergleich-
licher Schönheit und als ein
Triumph echter Solidität da-
liegt. Über Farben und Gold
waltet einheitlich verbindend
das helle Braun des Eichen-
holzes, und aus Farben, Gold
und Holz strahlt der einheit-
lich strebende Geist des Ar-
chitekten !
Bezüglich seiner Akustik
giebt der Saal den Reichs-
tags- und Bundesratsmit-
gliedern zu keinen Ausstel-
lungen Anlass, kommen doch
glücklicherweise keine stö-
renden echoartigen Erschei-
nungen vor. Klagen, wel-
che die Presse erhebt, werden
sich voraussichtlich besei-
tigenlassen. Auch der Ver-
kehr vermag sich in bester
Weise zu vollziehen, werden doch die Stuhl- und Pult-
reihen von acht radial angeordneten Haupt- und sechs
Nebengassen, sowie von einer konzentrischen Ringgasse
geschnitten, und stehen doch nicht weniger als zwölf
Thüren zur Verfügung. Und was die Beleuchtung anbe-
trifft, so ist sie über jedes Lob erhaben. Bei dem weißen
Scheine des Bogenlichtes erhöht sich der Gesamteindruck
zu einem wahrhaft glänzenden.
Und nun der Wunsch, dass in diesem Saale, über
dem hoch oben die Kaiserkrone funkelt, stets ein deut-
scher Geist walte, ein Geist, der sich begeistert für
das herrliche Gelöbnis: in necessariis unitas, in reliquis
libertas, in omnibus Caritas!
Beherzigenswert ist auch
die Mahnung, die in dem
nördlichen und südlichen
Wandelgange zu finden ist;
aus Stein gemeißelte Halb-
figuren in altdeutscher Auf-
fassung stützen als Konsole
die kräftigen braunen Decken-
balken, und jede von ihnen
trägt in Händen einen ver-
goldeten Buchstaben — alle
diese Buchstaben zusammen-
gesetzt, ergeben die Worte:
„Erst das Reich und dann
die Partei!-' Die Köpfe
der Figuren wird Bildhauer
A. Vogel in nächster Zeit
durch die Porträtköpfe der
am Reichstagsbau beschäf-
tigten Künstler ersetzen, so
dass auch diese in effigie
der Erinnerung dauernd be-
wahrt bleiben.
Es ist begreiflich, dass
selbst die wässerigsten Re-
den eines Volksvertreters
nicht imstande sind, seinen
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Fries und Medaillon (s. unten) in der Wandelhalle (Königreich Württemberg). Modellirt von Professor 0. Lessinu.
Saales deckt ein stahlblauer Plüschteppich. Von den
eisernen Balken des Oberlichtes senken sich aus Zapfen
vergoldete Metallstangen herab, an denen milchweiße,
oval geformte Bogenlichtballons, die von vergoldeten
Bronzekronen gekrönt sind, wie große, schön gefasste
Perlen hängen. Die Verglasung des Oberlichtes, das
gegen die Kuppel abschließt, rührt von A. Linnemann
her, während J. C. Spinn & Sohn in Berlin die der Kuppel
besorgt haben. Die im Saale vorkommenden Vergoldun-
gen führte in Verbindung mit Bildhauer Vogel die Firma
C. Röhlich-Berlin aus, der gleichfalls die Vergoldung
der Kuppel und der Laterne übertragen war. Allen
den vorgenannten Kräften,
die unter Wallots Füh-
rung und künstlerischer
Kraft ihr Bestes eingesetzt
haben, ist es zu danken,
dass dieser Saal als ein
Kunstwerk von unvergleich-
licher Schönheit und als ein
Triumph echter Solidität da-
liegt. Über Farben und Gold
waltet einheitlich verbindend
das helle Braun des Eichen-
holzes, und aus Farben, Gold
und Holz strahlt der einheit-
lich strebende Geist des Ar-
chitekten !
Bezüglich seiner Akustik
giebt der Saal den Reichs-
tags- und Bundesratsmit-
gliedern zu keinen Ausstel-
lungen Anlass, kommen doch
glücklicherweise keine stö-
renden echoartigen Erschei-
nungen vor. Klagen, wel-
che die Presse erhebt, werden
sich voraussichtlich besei-
tigenlassen. Auch der Ver-
kehr vermag sich in bester
Weise zu vollziehen, werden doch die Stuhl- und Pult-
reihen von acht radial angeordneten Haupt- und sechs
Nebengassen, sowie von einer konzentrischen Ringgasse
geschnitten, und stehen doch nicht weniger als zwölf
Thüren zur Verfügung. Und was die Beleuchtung anbe-
trifft, so ist sie über jedes Lob erhaben. Bei dem weißen
Scheine des Bogenlichtes erhöht sich der Gesamteindruck
zu einem wahrhaft glänzenden.
Und nun der Wunsch, dass in diesem Saale, über
dem hoch oben die Kaiserkrone funkelt, stets ein deut-
scher Geist walte, ein Geist, der sich begeistert für
das herrliche Gelöbnis: in necessariis unitas, in reliquis
libertas, in omnibus Caritas!
Beherzigenswert ist auch
die Mahnung, die in dem
nördlichen und südlichen
Wandelgange zu finden ist;
aus Stein gemeißelte Halb-
figuren in altdeutscher Auf-
fassung stützen als Konsole
die kräftigen braunen Decken-
balken, und jede von ihnen
trägt in Händen einen ver-
goldeten Buchstaben — alle
diese Buchstaben zusammen-
gesetzt, ergeben die Worte:
„Erst das Reich und dann
die Partei!-' Die Köpfe
der Figuren wird Bildhauer
A. Vogel in nächster Zeit
durch die Porträtköpfe der
am Reichstagsbau beschäf-
tigten Künstler ersetzen, so
dass auch diese in effigie
der Erinnerung dauernd be-
wahrt bleiben.
Es ist begreiflich, dass
selbst die wässerigsten Re-
den eines Volksvertreters
nicht imstande sind, seinen