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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 6.1895

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Weile, J.: Prachtgeräte in Gold und Silber
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https://doi.org/10.11588/diglit.4566#0150

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PRACHTGERÄTE IN GOLD UND SILBER.

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sich eine reichere ornamentale und figürliche Gruppe
entwickelt, die nur so weit mit jenen Bildern ver-
bunden ist, dass sie den einheitlichen Charakter
wahrt. Unter diesem Hauptteile liegt der schma-
lere, obere Teil, der von einem schmalen Wulste
und einem breiteren Stücke gebildet wird, auf dem
eine Arabeske mit einem Genrebilde abwechselt.
Nach vorn und hinten ist je eine Maske ange-



Kanne in Silber vergoldet.
Schule des Cellini, Florenz, i'alazzo I'itti.

bracht. Aus dem Hanptteil erhebt sich in zwei
Teilen der Ausguss mit reichem ornamentalen
Schmuck versehen, während beim Henkel vorzugs-
weise figürliche Motive verwendet werden. — Wäh-
rend auf dem Hauptteile dieser Vase die Ara-
beske vor dem Figürlichen zurücktritt, hat ihr der
Künstler bei der anderen besondere Bedeutung
gegeben, so dass sie in diesem Falle vor dem
Figürlichen das Übergewicht erhält. Auch bei
diesem zweiten Beispiele findet sich die figürliche
Ausbildung beim Henkel und außerdem wrird der
Ausguss, der Kopf des Gefäßes, passend belebt durch
ein an demselben angebrachtes Medusenhaupt. An
der Rückseite des Ausgusses kauert ein kleiner Affe.
— So schwer es ist, die eben genannten Arbeiten
auf ihren Schöpfer zurückzuführen, ebensowenig sind
wir in der Lage, die Urheber von Kunstwerken zu
nennen, welche sich in so reicher Zahl noch immer
in den Kirchenschätzen aufbewahrt finden. Nur
höchst selten widmen Laien sowohl wie Kunstver-
ständige auf ihren Reisen ihr Interesse auch diesen
Gegenständen. Das hat wohl zunächst seinen Grund
darin, dass solche Schätze sorgsam in den Sakri-
steien gehütet werden, daher schwer zu besichtigen
sind und nur gelegentlich bei großen Festlichkeiten
es erraten lassen, welche reichen Kostbarkeiten so
manche Kirche ihr eigen nennt. — Es ist eine Aus-
nahme, wenn wir von der Abb. auf S. 131 den Urheber
kennen. Das Stück befindet sich zu Pietra sauta (Pro-
vinz Massa-Carrara) und stellt ein Kapitelkreuz dar.
Es ist eine Arbeit in Silber, angeblich im Jahre 1506
von Francesco Marti ausgeführt. — Unsere Abbil-
dung zeigt die reichere und schönere Rückseite des
Kreuzes. Man erkennt leicht, dass man es in dem
vorliegenden Stücke mit der Arbeit eines bedeuten-
den Künstlers zu thun hat. Er hat es verstanden,
das schon von früh auf bekannte Motiv, in der
Mitte des Kreuzes und an den Enden der Arme
Figureuschmuck anzubringen, hier in freiester und
doch gediegenster Plastik zu verwenden. In der
. Mittelfigur müssen wir den Bischof (den heiligen
Martin?) erkennen, die Figuren auf den Kreuz-Enden
stellen vier Heilige dar. In der Mitte der Kreuz-
arme verbinden zarte Fruchtschnüre die Figuren
miteinander. Die Ränder des Kreuzes zeigen eine
reiche und dabei doch zarte Profilirung, und selbst
durch die angebrachten zahlreichen Silberkugeln
wird der großartige Eindruck, den die Arbeit macht,
keineswegs gestört. Leider ist es nicht möglich,
die Urheber von den nun folgenden Arbeiten, welche
Altargeräte, Kelche und Reliquienbehälter wieder-

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