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KLEINE MITTEILUNGEN.
Titclzeiclinung von Josef Sattler zu Sarre: Die Berliner Goldschmiede-Zunft. 1)
graphieen, doch nur wenige zeichnen sich wie die vorge-
nannte Kollektion so aus durch ihre außerordentliche Schön-
heit und die erstaunliche Plastik in der Darstellung des
nackten menschlichen Körpers. Den Aufnahmen kommt als
besonderer Vorzug zu statten, dass sämtliche photographische
Aufnahmen nach dem Leben in freier Natur gemacht sind,
wobei der gerade im Augenblick sich bietende Vor- und
Hintergrund benutzt wurde. Das prächtige Licht Siziliens
hat also ungehindert die oft an die Antike erinnernden meist
jugendlichen Körperlinien beleuchten und so eine natürliche
Plastik hervorbringen können, die bei anderen derartigen,
in geschlossenen Räumen vorgenommenen Aufnahmen un-
möglich ist. In Künstlerkreisen erfreuen sich deshalb diese
Studien, welche bereits in der stattliehen Zahl von etwa 1500
verschiedenen Aufnahmen in zweierlei Größen vorliegen, des
größten Interesses. Wir können somit allen, welchen derlei
Studien bei ihrer künstlerischen Thätigkeit von Nutzen sein
können, diese Freilichtstudien aufs wärmste empfehlen.
Friedrich Sarre, Die Berliner Goldschmiede-Zunft von
ihrem Entstehen bis zum Jahre 1S00. Ein Beitrag zur
Kunst- und Gewerbe-Geschichte Berlins. Mit einem Titel-
blatt von Joseph Sattler, 4 Porträts, 10 Lichtdrucktafeln
und mehreren Textabbildungen. Berlin, J. A. Stargardt,
1S95. 4«. Preis 20 M.
Im Jahre 1555 haben sich die Goldschmiedemeister der
Schwesterstädte Berlin und Köln an der Spree zu einer
1) Obiges Cliche verdanken wir der Güte des Verlegers.
Innung zusammengethan. Von der ziemlich lebhaften Thätig-
keit dieses Gewerkes im 10. Jahrhundert sind leider nur
spärliche Nachrichten und bislang keine erhaltenen Arbeiten
bekannt geworden. Erst der große Kurfürst und die preu-
ßischen Könige haben an den echt fürstlichen Aufträgen
für ihre Schlösser auch die heimischen Kräfte entwickelt,
die besonders durch den belebenden Zuzug geschulter fran-
zösischer Genossen zu größeren Aufgaben befähigt worden
waren. Bekanntlich hat zumal der sparsame Friedrich-
Wilhelm I. einen ansehnlichen Silberschatz geschaffen, frei-
lich mit dem Nebengedanken, dadurch eine letzte Geld-
reserve festzulegen. Der große Friedrich hat nicht nur in
schweren Nöten von diesem Bestände zehren müssen, sondern
in besseren Tagen sich bemüht, das königliche Tafelsilber
zu ergänzen durch eigene Kräfte. In den Freiheitskriegen
hat das Königshaus auch diesen Besitz dem Staatswohl zum
Opfer gebracht. So erklärt es sich, dass die Werke der
Berliner Meister auch aus diesen späteren Zeiten selten und
wenig bekannt sind. Die fleißige Arbeit, die hier einen
stattlichen Band durch Text und Bilder gefüllt hat, wird
nach verschiedenen Richtungen hin geschätzt werden. Die
Mitteilungen über die Organisation des Berliner Goldschmiede-
Amtes bieten mancherlei neue Züge für die Zunftgeschichte;
die Geschichte der Innung, der Meister und ihrer bislang
bekannt gewordenen Arbeiten lehrt uns einige tüchtige
Meister kennen, von denen wir Daniel Männlich, die zwei
Lieberkühn und J. Sandrart nennen; einige Hauptmeister
sind auch in sauber reproduzirten Porträtstichen vorgeführt.
Viele Leser werden erst hier mit Erstaunen sehen, dass der
bekannte edle Nautiluspokal des Grünen Gewölbes, den man
KLEINE MITTEILUNGEN.
Titclzeiclinung von Josef Sattler zu Sarre: Die Berliner Goldschmiede-Zunft. 1)
graphieen, doch nur wenige zeichnen sich wie die vorge-
nannte Kollektion so aus durch ihre außerordentliche Schön-
heit und die erstaunliche Plastik in der Darstellung des
nackten menschlichen Körpers. Den Aufnahmen kommt als
besonderer Vorzug zu statten, dass sämtliche photographische
Aufnahmen nach dem Leben in freier Natur gemacht sind,
wobei der gerade im Augenblick sich bietende Vor- und
Hintergrund benutzt wurde. Das prächtige Licht Siziliens
hat also ungehindert die oft an die Antike erinnernden meist
jugendlichen Körperlinien beleuchten und so eine natürliche
Plastik hervorbringen können, die bei anderen derartigen,
in geschlossenen Räumen vorgenommenen Aufnahmen un-
möglich ist. In Künstlerkreisen erfreuen sich deshalb diese
Studien, welche bereits in der stattliehen Zahl von etwa 1500
verschiedenen Aufnahmen in zweierlei Größen vorliegen, des
größten Interesses. Wir können somit allen, welchen derlei
Studien bei ihrer künstlerischen Thätigkeit von Nutzen sein
können, diese Freilichtstudien aufs wärmste empfehlen.
Friedrich Sarre, Die Berliner Goldschmiede-Zunft von
ihrem Entstehen bis zum Jahre 1S00. Ein Beitrag zur
Kunst- und Gewerbe-Geschichte Berlins. Mit einem Titel-
blatt von Joseph Sattler, 4 Porträts, 10 Lichtdrucktafeln
und mehreren Textabbildungen. Berlin, J. A. Stargardt,
1S95. 4«. Preis 20 M.
Im Jahre 1555 haben sich die Goldschmiedemeister der
Schwesterstädte Berlin und Köln an der Spree zu einer
1) Obiges Cliche verdanken wir der Güte des Verlegers.
Innung zusammengethan. Von der ziemlich lebhaften Thätig-
keit dieses Gewerkes im 10. Jahrhundert sind leider nur
spärliche Nachrichten und bislang keine erhaltenen Arbeiten
bekannt geworden. Erst der große Kurfürst und die preu-
ßischen Könige haben an den echt fürstlichen Aufträgen
für ihre Schlösser auch die heimischen Kräfte entwickelt,
die besonders durch den belebenden Zuzug geschulter fran-
zösischer Genossen zu größeren Aufgaben befähigt worden
waren. Bekanntlich hat zumal der sparsame Friedrich-
Wilhelm I. einen ansehnlichen Silberschatz geschaffen, frei-
lich mit dem Nebengedanken, dadurch eine letzte Geld-
reserve festzulegen. Der große Friedrich hat nicht nur in
schweren Nöten von diesem Bestände zehren müssen, sondern
in besseren Tagen sich bemüht, das königliche Tafelsilber
zu ergänzen durch eigene Kräfte. In den Freiheitskriegen
hat das Königshaus auch diesen Besitz dem Staatswohl zum
Opfer gebracht. So erklärt es sich, dass die Werke der
Berliner Meister auch aus diesen späteren Zeiten selten und
wenig bekannt sind. Die fleißige Arbeit, die hier einen
stattlichen Band durch Text und Bilder gefüllt hat, wird
nach verschiedenen Richtungen hin geschätzt werden. Die
Mitteilungen über die Organisation des Berliner Goldschmiede-
Amtes bieten mancherlei neue Züge für die Zunftgeschichte;
die Geschichte der Innung, der Meister und ihrer bislang
bekannt gewordenen Arbeiten lehrt uns einige tüchtige
Meister kennen, von denen wir Daniel Männlich, die zwei
Lieberkühn und J. Sandrart nennen; einige Hauptmeister
sind auch in sauber reproduzirten Porträtstichen vorgeführt.
Viele Leser werden erst hier mit Erstaunen sehen, dass der
bekannte edle Nautiluspokal des Grünen Gewölbes, den man