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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Hofmann, Albert: Die kunstgewerbliche Bewegung in Nordböhmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0027
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DIE KUNSTGEWERBLICHE BEWEGUNG IN NORDBÖHMEN.

19

Werkstätten und Arbeitspalästen der modernen Welt-
industrie , in welchen fleißige Menschenkraft im Ver-
eine mit der Maschine die kostbaren Güter des Handels
hervorbringt, die den Nationalwohlstand eines Volks be-
deuten und ihm seine wirtschaftliche Stellung im or-
ganischen Gefüge des modernen Staatswesens anweisen.
Diesen Umständen verdankt das Kronland Böhmen
seine prädominirende Stellung unter den Kronländern der
österreichisch-ungarischen Monarchie, verdankt der nord-
böhmische Industriebezirk seine Stellung auf dem Welt-
markte. Außerordentlich vielseitig sind seine Erzeugnisse.
Im äußersten Südosten des gebirgigen Streifens, mit dem
sich ungefähr die Grenzen des Bereiches
der Handels- und Gewerbekammer in
Keichenberg, deren Bezirk zusammen
mit dem Bezirk der Kammer in Eger
das gesamte nordböhmische Industrie-
gebiet umfasst, decken, beginnend, sind
es bei Grulich Holzarbeiten, bei König-
grätz Schmiedearbeiten, in Horic die
Bearbeitung des natürlichen
Gesteins, in Nachod, Lom-
nitz, Hohenelbe, Starken-
bach, Kochlitz, und Trau-
tenau Leinen- und Baum-

wollgewebe, in Turnau und seiner Umgebung die Be-
arbeitung der Halbedelsteine und ihrer Nachahmungen,
in Keichenberg die Tuchweberei, hier und in Böhmisch-
Aicha die Kattundruckerei, in Keichenberg und Maffers-
dorf die Teppichknüpferei, in Gablonz und Reichenau
die Industrie der Kurzwaren, des Volksschmuckes, der
Perlen, der geschliffenen Glasflüsse, Knöpfe, der Ar-
beiten zum Schmuck des unedlen Metalles, in Polaun,
Neuwelt, Haida und Steinschönau die Erzeugung und
Raffinirung des Hohlglases, in Warnsdorf, Schluckenau,
Schönlinde u. s. w. das Gewebe der Möbelstoffe und
Sammete, in Friedland und Teplitz die Thonwaren-
industrie, in Karlsbad mit Umgebung
die Porzellanwaren und die Klöppel-
spitze, welche in Hausindustrie und
Fabrikbetrieb zahllose fleißige Hände
beschäftigen.

Es liegt auf der Hand, dass eine
so vielseitige und eine so intensiv ent-
wickelte industrielle Thätigkeit an das
industrielle Bildungswesen
ungewöhnliche Anforderun-
gen stellte. Diesen Anfor-
derungen ist die österrei-
chische Unterrichtsverwal-

Salzfass in italienischer Majolika.
Aus den Sammlungen des Nordbö'kmischen Gewerbemuseums in Reichenberg. Aufgenommen von Karl Lederle.
 
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