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DAS REICHSGERICHTSGEBÄUDE IN LEIPZIG.
gerade jetzt, da die Erinnerung an die Siege unseres füllen und ist nicht durch die Bedachung eines Sitzungs-
Heeres allenthalben lebendig auflebt, nicht vergessen saales erfordert, wie die Flachkuppel des Reichstages,
werden. Die Stimmung ist eine andere geworden, seit sondern dient ganz allein dem ästhetischen Bedürfnis,
der patriotische Stolz kühn sein Haupt erheben darf, Die Einheit, die zusammenfassende und gipfelnde Be-
und es konnte nicht fehlen, dass die Kunst, wenigstens krönung, — das sind die rein künstlerischen Motive
die Baukunst, diesen Wechsel zum Ausdruck brachte, ihrer Entstehung. Das Bewusstsein jedoch, dem Ein-
Es ist hier nicht der Ort, diesen inneren Vorgängen im heitsgedanken ein redendes Denkmal und sichtbaren
tt^m'
Wandbrunneu an der Hoffassade dos Reiclisgerichtsgeliäudes zu Leipzig
Leben der Kunst nachzugehen. Doch vergleiche man
irgend einen Staatsbau vor dem Kriege, wie ihn jede
Residenz aufweist und die kuppelgekrönten, hoch in die
Lüfte ragenden Bauten des Reiches in Berlin und Leipzig.
Ja, wie sehr die Kunst nach pathetischem Ausdruck
ringt, das zeigt gerade der Reichsgerichtsbau. Denn
seine Kuppel hat keine praktischen Bedingungen zu er-
Ausdruck verleihen zu müssen, wohnte nicht nur im
Kopfe der Architekten, sondern wurzelt in der Volks-
seele.
Das allgemeine Interesse ist dem Reichsgerichtsbau
nicht in demselben Maße entgegen gekommen, wie dem
Berliner Reichstagsbau. Mag die provinzielle Stellung
Leipzigs gegenüber der bevorzugten Lage der Reichs-
DAS REICHSGERICHTSGEBÄUDE IN LEIPZIG.
gerade jetzt, da die Erinnerung an die Siege unseres füllen und ist nicht durch die Bedachung eines Sitzungs-
Heeres allenthalben lebendig auflebt, nicht vergessen saales erfordert, wie die Flachkuppel des Reichstages,
werden. Die Stimmung ist eine andere geworden, seit sondern dient ganz allein dem ästhetischen Bedürfnis,
der patriotische Stolz kühn sein Haupt erheben darf, Die Einheit, die zusammenfassende und gipfelnde Be-
und es konnte nicht fehlen, dass die Kunst, wenigstens krönung, — das sind die rein künstlerischen Motive
die Baukunst, diesen Wechsel zum Ausdruck brachte, ihrer Entstehung. Das Bewusstsein jedoch, dem Ein-
Es ist hier nicht der Ort, diesen inneren Vorgängen im heitsgedanken ein redendes Denkmal und sichtbaren
tt^m'
Wandbrunneu an der Hoffassade dos Reiclisgerichtsgeliäudes zu Leipzig
Leben der Kunst nachzugehen. Doch vergleiche man
irgend einen Staatsbau vor dem Kriege, wie ihn jede
Residenz aufweist und die kuppelgekrönten, hoch in die
Lüfte ragenden Bauten des Reiches in Berlin und Leipzig.
Ja, wie sehr die Kunst nach pathetischem Ausdruck
ringt, das zeigt gerade der Reichsgerichtsbau. Denn
seine Kuppel hat keine praktischen Bedingungen zu er-
Ausdruck verleihen zu müssen, wohnte nicht nur im
Kopfe der Architekten, sondern wurzelt in der Volks-
seele.
Das allgemeine Interesse ist dem Reichsgerichtsbau
nicht in demselben Maße entgegen gekommen, wie dem
Berliner Reichstagsbau. Mag die provinzielle Stellung
Leipzigs gegenüber der bevorzugten Lage der Reichs-