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DAS REICHSGERICHTSGEBÄUDE IN LEIPZIG.
sei es gesagt, dass hierin eine der stärksten Seiten der
künstlerischen Leistung zu erblicken ist. Der leitende
Gedanke in der Verteilung der Eäume war, in dem
Gentrum der Anlage alle mit dem Publikum in direkte
Beziehung tretenden Abteilungen der Behörde zusammen-
zufassen, in die Flügel und die Peripherie alle Bureaus,
die großen Sitzungssäle und die Wohnung des Präsi-
denten zu verlegen. Aus dieser Erwägung entstand ein
Mittelbau mit einer großen Verkehrshalle im Charakter
als Annexe abzweigen. Diese überall sich wiederholende
Centralisation der Anlagen hat zu einer erstaunlichen,
meisterhaften Klarheit des Grundrisses geführt, und die
Orientirung in dem viergeschossigen Gebäude außer-
ordentlich erleichtert. Die Eingänge führen von Osten
durch das Hauptportal in die Halle, von Nord und Süd
in den Bibliotheks- und Wohnungsfiügel. Die Sitzungs-
säle des Westfiügels können nur von der Halle aus
erreicht werden.
Obergeschossgrnndriss vom Reichsgerichtsgebäude in Leipzig.
eines Lichthofes, um den sich in einem Parallelogramm
von 126 m Länge und 76 m Tiefe lange Flügelbauten
gruppiren. Zwei Höfe von 42 22 m blieben im Inneren
frei. Bei diesen bedeutenden Dimensionen konnte jede
der vier Fronten als ein selbständiges Ganzes behandelt
werden. Deshalb sind die Civil- und Strafsenatssitzungs-
säle, die Bibliothek, der Festraum der Präsidenten-
wohnung und der Hauptsaal für die Plenarsitzungen bei
Hochverratsprozessen in die Mitte der Flügel verlegt, so
dass die zugehörigen Nebenräume rechts und links sich
Mit Ausnahme der Kuppel ist der Außenbau der
ehrliche Ausdruck der inneren Disposition. Die vier
Fronten zeigen über einem niedrigen Erdgeschoss zwei
Obergeschosse, deren Mitten, wie das die Grundriss-
bildung bereits vorgesehen hat, durch eine starkbetonte
und reiche Säulengliederung als Hauptmotive der Fassade
hervorgehoben sind. Die lange Flucht der Seitenteile
giebt den ruhigen Grundton ab und ist daher glatt und
einfach gehalten. Alle Außenseiten des Gebäudes, auch
die Höfe, sind in Sandstein ausgeführt, dessen warmer
DAS REICHSGERICHTSGEBÄUDE IN LEIPZIG.
sei es gesagt, dass hierin eine der stärksten Seiten der
künstlerischen Leistung zu erblicken ist. Der leitende
Gedanke in der Verteilung der Eäume war, in dem
Gentrum der Anlage alle mit dem Publikum in direkte
Beziehung tretenden Abteilungen der Behörde zusammen-
zufassen, in die Flügel und die Peripherie alle Bureaus,
die großen Sitzungssäle und die Wohnung des Präsi-
denten zu verlegen. Aus dieser Erwägung entstand ein
Mittelbau mit einer großen Verkehrshalle im Charakter
als Annexe abzweigen. Diese überall sich wiederholende
Centralisation der Anlagen hat zu einer erstaunlichen,
meisterhaften Klarheit des Grundrisses geführt, und die
Orientirung in dem viergeschossigen Gebäude außer-
ordentlich erleichtert. Die Eingänge führen von Osten
durch das Hauptportal in die Halle, von Nord und Süd
in den Bibliotheks- und Wohnungsfiügel. Die Sitzungs-
säle des Westfiügels können nur von der Halle aus
erreicht werden.
Obergeschossgrnndriss vom Reichsgerichtsgebäude in Leipzig.
eines Lichthofes, um den sich in einem Parallelogramm
von 126 m Länge und 76 m Tiefe lange Flügelbauten
gruppiren. Zwei Höfe von 42 22 m blieben im Inneren
frei. Bei diesen bedeutenden Dimensionen konnte jede
der vier Fronten als ein selbständiges Ganzes behandelt
werden. Deshalb sind die Civil- und Strafsenatssitzungs-
säle, die Bibliothek, der Festraum der Präsidenten-
wohnung und der Hauptsaal für die Plenarsitzungen bei
Hochverratsprozessen in die Mitte der Flügel verlegt, so
dass die zugehörigen Nebenräume rechts und links sich
Mit Ausnahme der Kuppel ist der Außenbau der
ehrliche Ausdruck der inneren Disposition. Die vier
Fronten zeigen über einem niedrigen Erdgeschoss zwei
Obergeschosse, deren Mitten, wie das die Grundriss-
bildung bereits vorgesehen hat, durch eine starkbetonte
und reiche Säulengliederung als Hauptmotive der Fassade
hervorgehoben sind. Die lange Flucht der Seitenteile
giebt den ruhigen Grundton ab und ist daher glatt und
einfach gehalten. Alle Außenseiten des Gebäudes, auch
die Höfe, sind in Sandstein ausgeführt, dessen warmer