KLEINE MITTEILUNGEN.
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getroft'en werden, aufs äußerste erschwert, denn in den meisten
Fällen wird vom Kaufe Abstand genommen, wenn der ge-
wünschte Gegenstand erst nach Schluss der Ausstellung aus-
gehändigt werden kann, oder ein Duplikat desselben erst
vom fernen Mutterlande auf umständlichem Wege bezogen
werden muss. Es empfiehlt sich daher dringend, in künftigen
Fällen in dieser für die Aussteller außerordentlich wichtigen
Angelegenheit ein klares, zielbewusstes und energisches Vor-
gehen einzuschlagen, allzu ängstliche Ehrbegriffe fallen zu
lassen, wohl aber unter Wahrung der Würde alle jene Ge-
legenheiten aufzusuchen und zu verfolgen, welche den Aus-
stellern einen direkten Nutzen und Lohn zu bieten vermögen.
Ferner bietet die Überwachung und Reinigung für die Aus-
steller die größten Schwierigkeiten. Dieselbe könnte in
gleicher Weise wie bei Ausstellungen von Kunstgegenständen,
bei Gegenständen des Kunstgewerbes einheitlich und vom
Reiche unentgeltlich, resp. gegen eine Provision beim Ver-
kaufe geschehen. Gerade Chicago bot in der Art des Auf-
tretens anderer Nationen nach dieser Richtung mancherlei
beherzigenswerte Vorbilder, so die Errichtung gleichzeitiger
Verkaufslager innerhalb und außerhalb der Ausstellung, die
Abgrenzung der Ausstellungsgegenstände in solche der Re-
präsentation und solche des sofortigen Verkaufs, die Reklame
in der Presse, und ähnliches." Wir schließen unsere Aus-
führungen mit dem Wunsche, dass unsere Wahrnehmungen
und Anregungen als lediglich einer guten Sache dienend
erkannt weiden, zugleich aber auch der Zustimmung des
kaiserlichen Reichsamtes des Innern sieh erfreuen möchten,
um zur Förderung des Ausstellungswesens, im Speciellen zur
möglichsten Wahrung der Interessen des deutschen Kunst-
gewerbes bei Beschickung auswärtiger internationaler Aus-
stellungen mit beitragen zu können. In größter Ehrerbietung
(Dresden, Antonsplatz 1, am 30. Oktober 1895): Im Auftrage
des Delegirtentages des Verbandes deutscher Kunstgewerbe-
vereine der Dresdner Kunstgewerbeverein C. Graff, Hofrat,
Professor, Direktor derKönigl Kunstgewerbeschule zu Dresden;
Harald Richter, Professor an der Königl. Kunstgewerbeschule
zu Dresden; der Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin
Karl Hoffacker Architekt, Berlin; Ernst Flemming, I. Lehrer
a. d. städt. Webeschule zu Berlin.
-u- Nürnberg. Nach dem' Jahresbericht über die Kgl.
Kunstgetverbeschulc wurde dieselbe im Schuljahr 1894/95
von 39 ordentlichen Schülern, 74 Hospitanten und 75 Abend-
schülern besucht; die Gesamtzahl der Inskribirten betrug
demnach 188. Von den ordentlichen Schülern treffen auf
den Vorkurs 12, auf die Architekturschule 14, auf die Mo-
dellirschule 7, auf die Schule für Dekorationsmalen 6. Im
Lehrerpersonal haben sich während des Schuljahres keine
Änderungen ergeben. Der fakultative Unterricht im Zeichnen
und Malen nach Gegenständen verschiedenen Materials als:
Möbel, Gefäße, Geräte aus Holz, Metall, Majolika, sowie
Gobelins, dann Stoffen aus Seide, Wolle, von Stillleben
und ganzer Interieurs erfuhr im Sommersemester wie bisher
eine Erweiterung durch Studien im Freien. Konkurrenz-
aufgaben wurden bei großer Beteiligung in sehr zufrieden-
stellender Weise gelöst. Für die besten drei Arbeiten wurden
Preise verteilt. An Stipendien wurden verliehen aus der
Maximilians IL - Stiftung für kunstgewerbliche Ausbildung
7020 M. an 20 Schüler; aus der Johann Friedrich Klett-
schen Familienstiftung 1371 M. an 8 Schüler; aus dem Lokal-
studienfond 480 M. an 8 Schüler. Außerdem erhielten mehrere
Schüler Stipendien aus der Witteisbacher Landesstiftung.
-u- Wien. Wie der Bericht über das 10. Schuljahr
1894)95 der fachlichen Fortbildungsschule der Gürtler,
Bronzearbeiter und Ziseleure in seiner Einleitung hervor-
hebt, ist dieselbe hervorgegangen aus dem durch die Wiener
Weltausstellung erweckten Bestreben, für die Kunstindustrie
tüchtige Arbeiter heranzubilden, um der Konkurrenz des
Auslandes, namentlich Frankreichs, wirksam zu begegnen.
Schon im Jahre 1875 waren die Verhandlungen eingeleitet
für die Errichtung einer Fachschule für Bronzearbeiter im
Vereine mit den Gold- und Silberarbeitern; da aber die
Beschaffung der nötigen Geldmittel auf Schwierigkeiten
stieß, so wurde die Gründung der Schule auf Jahre hinaus-
geschoben. Erst zehn Jahre später, nachdem es dem Vor-
stande der Genossenschaft der Gürtler und Bronzewaren-
fabrikanten gelungen- war, aus den Einkünften derselben
einen Teil der nötigen Mittel herbeizuschaffen und durch
Beihilfen seitens des Staates und der Stadt konnte die
fachliche Fortbildungsschule gegründet und am 20. Sep-
tember 1885 eröffnet werden. Schon in der Mitte des
nächsten Schuljahres gelang es, die Schülerzahl um 22 zu
vermehren. Zwar machte sich bei der Ausgestaltung und
Vervollkommnung des Unterrichts nach der theoretischen
und praktischen Seite der Geldmangel oft fühlbar, doch
gelang es der Schule, ihren guten Ruf immer mehr zu
begründen und auszudehnen, sodass der Vicepräsident der
Centralgesellschaft für dekorative Kunst in Paris, Henry
Bouilhet bei seiner im Jahre 1891 dem Studium des gewerb-
lichen Unterrichtes in Österreich gewidmeten Reise die
Schule mehrmals besuchte und seine Wahrnehmungen in
einer sich mit der Schule, ihrer Verfassung und Unterrichts-
methode befassenden Schrift niedergelegt. Durch diese
Schrift aufmerksam gemacht, haben auch die Franzosen
G. Murat und Le Turq, Abgesandte der Syndikatskammer
der Gold-, Silberarbeiter und Juweliere in Paris die Fort-
bildungsschule eingehend besichtigt. (Ihr Bericht ist im
Augustheft des Kunstgewerbeblattes auszugsweise mitgeteilt
worden. D. Red.) Gleichen Schritt mit den Erfolgen hält
auch die Frequenz der Schule, welche stets so bedeutend
ist, dass jedes Jahr nur ein Teil der Aufnahmesuchenden
untergebracht werden kann. Während des zehnjährigen
Bestehens der Schule haben 439 Schüler dieselbe verlassen,
etwa 44 in jedem Jahre, und nimmt man den niedrigsten
Durchschnitt der Ausgaben zu 5400 fl. an, so verwenden
Staat, Stadt und Genossenschaft auf jeden Schüler 123 fi. an
Unterrichtskosten. Diese Kosten des Unterrichtes aber auf-
zubringen hat dem Schulausschusse und der Genossenschaft
von jeher große Sorgen bereitet, denn ungeachtet weit-
gehender Sparsamkeit kann es nicht gelingen, die Ausgaben
mit den Einnähmen ins Gleichgewicht zu bringen. Daher
hat das Defizit bereits die Höhe von 5577 fl. erreicht, ob-
wohl sich im Laufe der Jahre wohlwollende Mitglieder der
Genossenschaft gefunden haben, welche der Schule in
Würdigung ihres großen Nutzens für die Entwicklung und
den gedeihlichen Fortbestand der Bronzeindustrie namhafte
Summen zugewiesen haben. Der Unterricht selbst umfasst
Freihandzeichnen, Projektionslehre und Schattenbestimmung,
Modelliren, Ziseliren und Chemie. Bei letzterem Lehr-
gegenstande wurde auf Galvanoplastik und Galvanotypie
das Hauptgewicht gelegt. Der Lehrstoff wird auf drei Jahre,
verteilt,
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getroft'en werden, aufs äußerste erschwert, denn in den meisten
Fällen wird vom Kaufe Abstand genommen, wenn der ge-
wünschte Gegenstand erst nach Schluss der Ausstellung aus-
gehändigt werden kann, oder ein Duplikat desselben erst
vom fernen Mutterlande auf umständlichem Wege bezogen
werden muss. Es empfiehlt sich daher dringend, in künftigen
Fällen in dieser für die Aussteller außerordentlich wichtigen
Angelegenheit ein klares, zielbewusstes und energisches Vor-
gehen einzuschlagen, allzu ängstliche Ehrbegriffe fallen zu
lassen, wohl aber unter Wahrung der Würde alle jene Ge-
legenheiten aufzusuchen und zu verfolgen, welche den Aus-
stellern einen direkten Nutzen und Lohn zu bieten vermögen.
Ferner bietet die Überwachung und Reinigung für die Aus-
steller die größten Schwierigkeiten. Dieselbe könnte in
gleicher Weise wie bei Ausstellungen von Kunstgegenständen,
bei Gegenständen des Kunstgewerbes einheitlich und vom
Reiche unentgeltlich, resp. gegen eine Provision beim Ver-
kaufe geschehen. Gerade Chicago bot in der Art des Auf-
tretens anderer Nationen nach dieser Richtung mancherlei
beherzigenswerte Vorbilder, so die Errichtung gleichzeitiger
Verkaufslager innerhalb und außerhalb der Ausstellung, die
Abgrenzung der Ausstellungsgegenstände in solche der Re-
präsentation und solche des sofortigen Verkaufs, die Reklame
in der Presse, und ähnliches." Wir schließen unsere Aus-
führungen mit dem Wunsche, dass unsere Wahrnehmungen
und Anregungen als lediglich einer guten Sache dienend
erkannt weiden, zugleich aber auch der Zustimmung des
kaiserlichen Reichsamtes des Innern sieh erfreuen möchten,
um zur Förderung des Ausstellungswesens, im Speciellen zur
möglichsten Wahrung der Interessen des deutschen Kunst-
gewerbes bei Beschickung auswärtiger internationaler Aus-
stellungen mit beitragen zu können. In größter Ehrerbietung
(Dresden, Antonsplatz 1, am 30. Oktober 1895): Im Auftrage
des Delegirtentages des Verbandes deutscher Kunstgewerbe-
vereine der Dresdner Kunstgewerbeverein C. Graff, Hofrat,
Professor, Direktor derKönigl Kunstgewerbeschule zu Dresden;
Harald Richter, Professor an der Königl. Kunstgewerbeschule
zu Dresden; der Verein für deutsches Kunstgewerbe in Berlin
Karl Hoffacker Architekt, Berlin; Ernst Flemming, I. Lehrer
a. d. städt. Webeschule zu Berlin.
-u- Nürnberg. Nach dem' Jahresbericht über die Kgl.
Kunstgetverbeschulc wurde dieselbe im Schuljahr 1894/95
von 39 ordentlichen Schülern, 74 Hospitanten und 75 Abend-
schülern besucht; die Gesamtzahl der Inskribirten betrug
demnach 188. Von den ordentlichen Schülern treffen auf
den Vorkurs 12, auf die Architekturschule 14, auf die Mo-
dellirschule 7, auf die Schule für Dekorationsmalen 6. Im
Lehrerpersonal haben sich während des Schuljahres keine
Änderungen ergeben. Der fakultative Unterricht im Zeichnen
und Malen nach Gegenständen verschiedenen Materials als:
Möbel, Gefäße, Geräte aus Holz, Metall, Majolika, sowie
Gobelins, dann Stoffen aus Seide, Wolle, von Stillleben
und ganzer Interieurs erfuhr im Sommersemester wie bisher
eine Erweiterung durch Studien im Freien. Konkurrenz-
aufgaben wurden bei großer Beteiligung in sehr zufrieden-
stellender Weise gelöst. Für die besten drei Arbeiten wurden
Preise verteilt. An Stipendien wurden verliehen aus der
Maximilians IL - Stiftung für kunstgewerbliche Ausbildung
7020 M. an 20 Schüler; aus der Johann Friedrich Klett-
schen Familienstiftung 1371 M. an 8 Schüler; aus dem Lokal-
studienfond 480 M. an 8 Schüler. Außerdem erhielten mehrere
Schüler Stipendien aus der Witteisbacher Landesstiftung.
-u- Wien. Wie der Bericht über das 10. Schuljahr
1894)95 der fachlichen Fortbildungsschule der Gürtler,
Bronzearbeiter und Ziseleure in seiner Einleitung hervor-
hebt, ist dieselbe hervorgegangen aus dem durch die Wiener
Weltausstellung erweckten Bestreben, für die Kunstindustrie
tüchtige Arbeiter heranzubilden, um der Konkurrenz des
Auslandes, namentlich Frankreichs, wirksam zu begegnen.
Schon im Jahre 1875 waren die Verhandlungen eingeleitet
für die Errichtung einer Fachschule für Bronzearbeiter im
Vereine mit den Gold- und Silberarbeitern; da aber die
Beschaffung der nötigen Geldmittel auf Schwierigkeiten
stieß, so wurde die Gründung der Schule auf Jahre hinaus-
geschoben. Erst zehn Jahre später, nachdem es dem Vor-
stande der Genossenschaft der Gürtler und Bronzewaren-
fabrikanten gelungen- war, aus den Einkünften derselben
einen Teil der nötigen Mittel herbeizuschaffen und durch
Beihilfen seitens des Staates und der Stadt konnte die
fachliche Fortbildungsschule gegründet und am 20. Sep-
tember 1885 eröffnet werden. Schon in der Mitte des
nächsten Schuljahres gelang es, die Schülerzahl um 22 zu
vermehren. Zwar machte sich bei der Ausgestaltung und
Vervollkommnung des Unterrichts nach der theoretischen
und praktischen Seite der Geldmangel oft fühlbar, doch
gelang es der Schule, ihren guten Ruf immer mehr zu
begründen und auszudehnen, sodass der Vicepräsident der
Centralgesellschaft für dekorative Kunst in Paris, Henry
Bouilhet bei seiner im Jahre 1891 dem Studium des gewerb-
lichen Unterrichtes in Österreich gewidmeten Reise die
Schule mehrmals besuchte und seine Wahrnehmungen in
einer sich mit der Schule, ihrer Verfassung und Unterrichts-
methode befassenden Schrift niedergelegt. Durch diese
Schrift aufmerksam gemacht, haben auch die Franzosen
G. Murat und Le Turq, Abgesandte der Syndikatskammer
der Gold-, Silberarbeiter und Juweliere in Paris die Fort-
bildungsschule eingehend besichtigt. (Ihr Bericht ist im
Augustheft des Kunstgewerbeblattes auszugsweise mitgeteilt
worden. D. Red.) Gleichen Schritt mit den Erfolgen hält
auch die Frequenz der Schule, welche stets so bedeutend
ist, dass jedes Jahr nur ein Teil der Aufnahmesuchenden
untergebracht werden kann. Während des zehnjährigen
Bestehens der Schule haben 439 Schüler dieselbe verlassen,
etwa 44 in jedem Jahre, und nimmt man den niedrigsten
Durchschnitt der Ausgaben zu 5400 fl. an, so verwenden
Staat, Stadt und Genossenschaft auf jeden Schüler 123 fi. an
Unterrichtskosten. Diese Kosten des Unterrichtes aber auf-
zubringen hat dem Schulausschusse und der Genossenschaft
von jeher große Sorgen bereitet, denn ungeachtet weit-
gehender Sparsamkeit kann es nicht gelingen, die Ausgaben
mit den Einnähmen ins Gleichgewicht zu bringen. Daher
hat das Defizit bereits die Höhe von 5577 fl. erreicht, ob-
wohl sich im Laufe der Jahre wohlwollende Mitglieder der
Genossenschaft gefunden haben, welche der Schule in
Würdigung ihres großen Nutzens für die Entwicklung und
den gedeihlichen Fortbestand der Bronzeindustrie namhafte
Summen zugewiesen haben. Der Unterricht selbst umfasst
Freihandzeichnen, Projektionslehre und Schattenbestimmung,
Modelliren, Ziseliren und Chemie. Bei letzterem Lehr-
gegenstande wurde auf Galvanoplastik und Galvanotypie
das Hauptgewicht gelegt. Der Lehrstoff wird auf drei Jahre,
verteilt,