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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Hofmann, Albert: Die Berliner Gewerbeausstellung 1896, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0174
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150

DIE BERLINER GEWERBE-AUSSTELLUNG 1896.

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Gemalter Fries zwischen den Dachsparren der Nahrungsmittelhalle der Berliner Gewerbe-Ausstellung.

genommen, der Schmuck/bau seltene Triumphe feiert.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass in der Ausbildung
der Hauptgruppe der Ausstellungsgebäude das im höchsten
Sinne des Wortes genommene dekorative Können des
Architekten Bruno Schmitz den richtigen Ort für eine
richtige, der besonderen Veranlagung des Künstlers ent-
sprechende Thätigkeit gefunden hat. Und diese in so
hohem Grade ausgeprägte künstlerische Eigenart dieser
Bauten, sowie eine Eeihe anderer mit gleich glücklichem
künstlerischem Geiste ausgeführter anderer Bauten möge
es rechtfertigen, wenn das Kunstgewerbeblatt nicht ganz
an den Bauten selbst vorübergeht, sondern versucht,
den bedeutungsvollsten Umstand in ihrer Erscheinung
festzuhalten.

Zu einer Gruppe von unvergleichlicher Großartig-
keit haben die Architekten der Ausstellung Haupt-
gebäude, See und Hauptrestaurant als Mittelpunkt der
ganzen Anlage zusammengefasst. Wie der Markusplatz
in Venedig der ideale Empfangsplatz für die venetianische
Republik in ihrer Glanzzeit war, so ist diese Anlage
der Empfangsplatz der Gewerbeausstellung für die
hier zusammenströmenden Besucherschaaren. Zwei viertel-
kreisgeschwungene Hallenanlagen, deren Kopfenden mit
Kuppelbauten geschmückt sind, umfassen den Platz gegen
das Hauptgebäude und schließen sich in der Mitte zu
einem kleinen Kuppelraume zusammen, der in seiner
schlichten, orientalisirenden Linie unter Abwesenheit
aller Farben einen sammelnden Vorraum für den großen
Kuppelraum für die Besucher bietet, welche vor dem
Eintritt in das Hauptgebäude nicht die Hallen benutzt
haben, sondern unter der Einwirkung der vom glänzen-
den Sonnenlichte überfluteten weißen Architektur, der
roten Dächer, der silberglänzenden Aluminiumbedachungen,
des frischen Grünes der landschaftlichen Umgebung und
des strotzenden Goldes des dreibogigen Einganges durch
diesen den Eintritt gewählt haben: dem durch die Ab-
messungen und die bescheidene Zurückhaltung der kleinen
Kuppelhalle entsprechend vorbereiteten Besucher wird
die große Kuppelhalle wie ein glücklich zusammenge-
stimmter, dithyrambischer Accord aus Baukunst, Bildner-
kunst und Malerei erscheinen, der, im Zusammenhang
mit der rechtsseitig gelegenen Ausstellung der könig-

lichen rorzellaumanufaktur und der in gleicherweise
linksseitig gelegenen Ausstellung der kaiserlichen Beiträge
mit ungemein festlicher Stimmung den Eintretenden um-
fängt. Auch die schwungvollste Schilderung würde hinter
dem Eindrucke, den die Wirklichkeit bietet, zurück-
bleiben müssen. Der Versuch zu einer solchen unter-
bleibe daher. Vielleicht ist es möglich, ihn durch eine
Abbildung nach der Wirklichkeit zu ersetzen. Die
Künstler der Kuppelhalle sind neben dem Architekten
Schmitz der Bildhauer Vogel und der Maler Klein-
Chevalier. — An die Kuppelhalle schließt sich, um eine
Anzahl Stufen vertieft, die 25 m breite Hauptgalerie an, auf
welche die fischgrätenartig angeordneten Seitengalerieen,
welche die einzelnen Gruppen enthalten, stoßen. Der
Schmuck dieser Hauptgalerie beschränkt sich auf die
künstlerische Ausbildung der beiden Langseiten, welche
Anklänge an die französische Kenaissance und mit Eecht
einen so kleinen Maßstab zeigen, dass das Ausstellungs-
gut durchaus nicht beeinträchtigt wird. Der Charakter
des Schmuckes ist ein im wesentlichen plastischer. Leider
kommt die Halle als solche und als Fortsetzung der
Kuppelhalle in keiner Weise zur Geltung, da man sie
mit den anspruchsvollen Pavillons einiger Berliner Groß-
Armen so vollgesetzt hat, dass jede Raumwirkung ver-
loren geht.

Von gleich glücklicher Erscheinung ist das am ent-
gegengesetzten Ufer des langgestreckten Sees gelegene,
gleichfalls nach den Entwürfen von Bruno Schmitz
errichtete Hauptrestaurant, welches durch eine Verbin-
dung von Obelisken, Balustraden und Leucht mästen,
welche den Rand des Sees umfassen, mit dem Haupt-
gebäude eine geschlossene Einheit bildet. Der spanisch-
orientalisirende Charakter, der das Äußere des Haupt-
gebäudes beherrscht, giebt auch dem Restaurationsbau
die erfrischende sommerlich südliche Stimmung. Auch
hier umschließen viertelkreisförmige Bogenhallen, welche
sich in der Mitte zu einem Kuppelraum vereinigen, den
ein gewaltiger Wasser- und Aussichtsturm überragt, den
halbkreisförmigen Seeabschluss. Die zweigeschossige
Hallenanlage ist in ihrem untern Geschosse eine aus-
gesprochene Bogenhalle, nimmt in ihrem obern Geschoss
dagegen mehr den Charakter einer Pergola an. Den
 
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