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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0186
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KLEINE MITTEILUNGEN.

chen 4, Breslau 1, Halle 1, Altenburg 2, Quedlinburg 3,
Dresden 2, Frankfurt a/M. 1, Hamburg 2, Hannover (Ge-
werbe- und Kunstgewerbeverein) 5, Pforzheim 2, Olden-
burg 3, Stuttgart 1, Leipzig 3, Hanau 2, Magdeburg 2,
Karlsruhe 1, Braunschweig 1, Schwab.-Gmünd. 1 officielle
Vertreter entsendet. Nachdem der Vorsitzende die Ver-
treter der Staatsbehörden, der Vereine und die Gäste be-
grüßt hatte, betonte er die Notwendigkeit der Befestigung
der kunstgewerblichen Bestrebungen im nationalen Sinne und
sprach die Hoffnung aus, dass auch diese Tagung neue An-
regungen in diesem Sinne geben möge. Er erklärte hierauf
den Kunstgewerbetag für eröffnet und teilte noch mit, dass
zur selben Stunde in Stuttgart das neue Gewerbemuseum
eröffnet werde, worauf die Versammlung ihre Zustimmung
zur Entsendung eines Begrüßungstelegrammes an den Stutt-
garter Kunstgewerbeverein erteilte. Bei der Bildung des
Bureaus wurden durch Zuruf gewählt: Architekt Hoffacker-
Berlin zum ersten, Direktor v. Länge-München zum zweiten
Vorsitzenden; Hofrat Prof. Graff-Dresden zum ersten, Direktor
Waag-Pforzheim zum zweiten Schriftführer. Zur Verhandlung
waren folgende Punkte angemeldet: I. Vom Verein für deut-
sches Kunstgewerbe in Berlin. 1. Die Stellung von Kunst
und Kunstgewerbe im öffentlichen Leben. 2. Wie ist das
Naturstudium für das deutsche Kunstgewerbe zu fördern?
II. Vom Kunstgewerbeverein Pforzheim: 1. Rückgang der
guten kunstgewerblichen Handarbeit in der Schätzung des
Publikums — Ursache, Wirkung und Abhilfe. 2. Künst-
lerische Erziehung des Volkes und der Jugend auf den Uni-
versitäten. 3. Pflichten der Gesetzgebung und des Staates
zur Förderung des Kunstgewerbes. III. Vom Kunstgewerbe-
verein Quedlinburg: 1. Wie können die Arbeiten des Ver-
bandes bezw. der Einzelvereine im allgemeinen nutzbringen-
der gemacht werden? 2. Wie kann das Leben in den Kunst-
gewerbevereinen im allgemeinen lebendiger gestaltet werden,
und wie kann das Verständnis und das Interesse an den
kunstgewerblichen Bestrebungen und den Aufgaben der
Kunstgewerbevereine bei allen Ständen unseres Volkes mehr
geweckt, gehoben und gefördert werden, um weitere Kreise
des Volkes zur Mitarbeit heranzuziehen. Zu Punkt I. 1. hatte
der Direktor der Sammlungen des Königl. Kunstgewerbe-
museums zu Berlin Herr Geh. Rat Prof. Dr. Julius Lessing
einen Vortrag zugesagt; zu Punkt 2 desgleichen der Direktor
der Bibliothek des Kgl. Kunstgewerbemuseums zu Berlin
Herr Dr. P. Jessen. Da diese beiden Vorträge voraussicht-
lich im Kunstgewerbeblatt vollständig zum Abdruck gelangen,
kann hier auf ein näheres Eingehen verzichtet werden. In
der Diskussion sprachen Kimbel-Breslau und Geh. Rat Lüders
vom Ministerium für Handel und Gewerbe, deren Äußerungen
sich auf die Frage des Schutzes der Musterzeichnungen be-
zogen. Geh. Rat Lüders betonte, dass in Deutschland längst
ein Musterschutzgesetz bestehe und dass die von Herrn
.Kimbel, der von einem solchen keine Kenntnis zu haben
scheine, deshalb ganz allgemein ausgesprochenen Ansichten
über Musterdiebstahl namentlich in der Textilbranche nicht
richtig seien. Im selben Sinne äußerten sich Hofrat Graff-
Dresden und Geh. Rat Lessing-Berlin, welcher auf Grund
von Thatsachen feststellte, dass es sich in gewissen von Herrn
Kimbel angeführten Fällen nicht um Diebstahl, sondern
um wohlerworbene Rechte handele. Als Praktiker beklagte
Maler Schulz-Leipzig die Unterdrückung der individuellen
Regungen der Kunsthandwerker durch die Architekten. Der
Vorsitzende hob als Extrakt der Verhandlungen hervor, dass
noch mehr als bisher darauf hingewirkt werden müsse, dass
Architekten und Kunsthandwerker sich in gleichem Empfinden
zusammenfinden. Bezüglich der vomPforzheimerKunstgewerbe-

verein eingebrachten Anträge beschloss die Versammlung unter
Zustimmung der Pforzheimer Delegirten, welche besonderer
Verhältnisse halber von einem Referat absehen mussten, auf
eine Diskussion der Fragen nicbt näher einzugehen, sondern
dieselben in Referaten und Korreferaten für den nächsten
Delegirtentag vorbereiten zu lassen. Das Referat über diese
Fragen übernimmt der Kunstgewerbeverein Pforzheim, das
Korreferat der Verein für Deutsches Kunstgewerbe in Berlin
und der Kunstgewerbeverein in Hanau. Da Herr Stadtbau-
rat Gaul, der als Delegirter des Kunstgewerbevereins in
Quedlinburg das Referat über die von jenem Verein ge-'
stellten Themata übernommen hatte, in letzter Stunde am
Erscheinen verhindert wurde, beschließt die Versammlung
diese Fragen ebenso wie die Pforzheimer zu behandeln und
wird der Vorstand des Verbandes ermächtigt, einen "Kor-
referenten zu bestimmen, unter der Annahme, dass der
Quedlinburger Kunstgewerbeverein das Referat selbst über-
nimmt. Nachdem noch ein Begrüßungstelegramm von Bau-
inspektor Necker-Hamburg zur Verlesung gelangt war, wurde
die Sitzung geschlossen. Am Nachmittag besuchten die
Teilnehmer die Gewerbeausstellung und vereinigten sich in
zwanglosem Beisammensein am Abend in den Räumen des
Alpenpanoramas. Am Sonntag den 7. Juni vormittags wurde
von den auswärtigen Gästen das Reichstagsgebäude be-
sichtigt. Um 12 Uhr fand im Hörsaale des Chemiegebäudes
in Treptow die Schlusssitzung statt, in welcher Architekt
Karl Hoffacker Mitteilung über Anlage und Bauten der Ge-
werbeausstellung machte. Er beleuchtete unter anderm die
Gründe, warum die geplante Sammelausstellung des deut-
schen Kunstgewerbes nicht zustande gekommen ist und
auch innerhalb des lokalen Rahmens der Berliner Gewerbe-
ausstellung von der Einrichtung einer besonderen kunst-
gewerblichen Abteilung Abstand genommen wurde. Ein-
gehend hob der Redner die Bestrebungen auf eine klare,
nach Fachgruppen getrennte Ausgestaltung der Ausstellung
und die Bemühungen hervor, für alles den künstlerischen
Rahmen zu schaffen, welchem Gedanken die Ausstellungs-
leitung dankbare Förderung gewährte. Der Redner schloss
mit dem warmen Appell an die Kunstgewerbevereine, dafür
Sorge zu tragen, dass diese Gedanken, welche schon in der
auf dem letzten Delegirtentag beschlossenen Denkschrift
niedergelegt sind, bei der nächsten Beteiligung des deutschen
Kunstgewerbes an einer deutschnationalen oder internatio-
nalen Weltausstellung zur Geltung kommen möchten zu Nutz
und Frommen des heimischen Gewerbes, und dass nicht, wie
1893 in Chicago, ein gemeinschaftliches, geschlossenes Vor-
gehen noch in letzter Stunde wieder scheitere. Nachdem
Obersteuerrat Dietrich-Altenburg dem Vortragenden den Dank
der Versammlung ausgesprochen, nahm noch Direktor von
Länge-München Veranlassung, seiner Freude über das, was
die auswärtigen Gäste in diesen Tagen in Berlin gesehen,
Ausdruck zu geben und hob besonders hervor, dass die
Berliner Gewerbeausstellung als eine sehr wertvolle Vorarbeit
für eine event. später stattfindende nationale oder inter-
nationale kunstgewerbliche Ausstellung anzusehen sei. Nach
Verlesung einiger Begrüßungsdrahtsendungen schloss der
officielle Teil des Kunstgewerbetages. Am Abend vereinigten
sich die Teilnehmer des Kongresses und eine große Anzahl
von Mitgliedern des Berliner Vereins zu einem Festbankett
im Hauptrestaurant der Gewerbeausstellung, bei welchem
nach einer mit brausendem Hoch auf Se. Majestät den deut-
schen Kaiser endenden Rede des Vorsitzenden, unter anderem
von Geheimrat Lüders, Direktor Dr. Jessen, Regierungsbau-
rat Küster und Hofgoldschmied Schaper bedeutsame Trink-
sprüche ausgebracht und die Reichshauptstadt, die Gewerbe-
 
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