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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Kleine Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0187
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KLEINE MITTEILUNGEN.

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ausstellung und ihre Erbauer, der Verband deutscher Kunst-
gewerbevereine, sowie der Berliner Verein in warmen Worten
gefeiert wurden. Am Vormittag des 8. Juni fand eine
Besichtigung der Internationalen Kunstausstellung statt,
welcher sich am Nachmittag, begünstigt vom herrlichsten
Wetter, ein Ausflug nach Potsdam mit Besichtigung der
dortigen Schlösser und Gärten, verbunden mit einer Dampfer-
fahrt nach Wannsee, anschloss. Der 9. Juni endlich war
der Besichtigung der Museen und sonstigen Sehenswürdig-
keiten der Stadt gewidmet. Der ganze Verlauf des Kunst-
gewerbetages, der rege Austausch der Meinungen, der aus
allen Teilen Deutschlands erschienenen Vertreter des Kunst-
handwerks hat aufs neue bewiesen, dass der Wert solcher
allgemeiner Zusammenkünfte wesentlich zu suchen ist in
den persönlichen Beziehungen, die angeknüpft werden, in den
Anregungen, welche durch die gemeinsame Besprechung
der da und dort gemachten Erfahrungen auf den verschieden-
sten Gebieten gegeben werden, und in der Hebung des Ge-
fühls der Zusammengehörigkeit in den Bestrebungen, welche
auf die Förderung des deutschen Kunsthandwerks abzielen.
In diesem Sinne wird auch der Kunstgewerbetag in Berlin
reichlich Früchte tragen.

-u- Plauen i. V. Dem Jahresbericht des Vorstandes
des Vogtländisch-Erzgebirgischen Industrievereins für das
Vereinsjahr 1895/96 entnehmen wir folgendes: Seit der
Gründung des Vereins i. J. 1888 sind aus Vereinsmitteln
bereits 20471 M. zur Erwerbung von Vorbildern ausgegeben
worden. Die Abhaltung von 39 Wanderausstellungen in den
Industrieorten des Vereinsbezirks verursachte eine Ausgabe
von 5280 M., während die Unterhaltung der zwei ständigen
Vorbildersammlungen in Eibenstock und Annaberg 2333 M.
in Anspruch nahmen. Die weitere Einrichtung von Vor-
bildersammlungen ist in Aussicht genommen in den Städten
Falkenstein, Glauchau, Frankenberg, Meerane und Auerbach.
Das stete Anwachsen des Vereins beweist am besten, dass
seine Bestrebungen sich mehr und mehr Bahn brechen, mit
76 Mitgliedern wurde er begründet, und jetzt zählt er
336 Mitglieder. Wanderausstellungen wurden beschlossen
für Auerbach, Falkenstein, Frankenberg, Reichenbach und
Chemnitz, und in Aussicht genommen in Glauchau und
Meerane. Die Wanderausstellung in Falkenstein fand statt
vom 12.—16. Juni, diejenige in Frankenberg, welche auf
Ansuchen des dortigen Webwarenfabrikantenvereins vom
21.—27. Juni abgehalten 'wurde, war von außerordentlichem
Erfolge begleitet. Die Abhaltung einer Ausstellung in
Chemnitz musste verschoben werden, da ein geeigneter Aus-
stellungssaal nicht beschafft werden konnte. Die Ausstellung
in Reichenbach i. V. vom 15.—20. September hatte nicht den
erhofften Erfolg. Dagegen erregten diejenigen in Glauchau
und Meerane vom 26. November ■— 1. Dezember und vom
5.—11. Dezember das Interesse der Bevölkerung in hohem
Maße, wie auch die Wanderausstellung in Auerbach vom
17.—22. Dezember gut besucht wurde. Seit Anfang d. J.
ist durch die Direktion der Kgl. Industrieschule die Ein-
richtung getroffen worden, von allen Neuerwerbungen Photo-
graphieen aufzunehmen, welche als geschlossene Werke als-
dann den Sammlungen lieferungsweise zugestellt werden.
Recht bezeichnend für die immer mehr sich bahnbrechende
Geschmacksrichtung ist die Thatsache, dass im letzten Jahre
für gewisse Industriezweige vorwiegend Musterungen im
sogenannten englischen Stil entliehen wurden. Bei dem Ankauf
von Vorbildern muss deshalb besonderes Gewicht auf
die Erzeugnisse der englischen Tapeten- und Textilindustrie
gelegt werden. Es ist notwendig, diese Stilrichtung aufzu-
nehmen, sie aber deutsch zu gestalten und zu vervoll-

kommnen, wie dies einst die in Frankreich entstandene
und in Deutschland zur höchsten Vollendung gebrachte
Gotik erfahren hat.

A.-C. Leipzig. Mit der Sächsisch-Thüringischen In-
dustrie- und Gewerbe-Ausstellung zu Leipzig 1897 ist auch
eine Kunstausstellung und eine Vorführung alter kunst-
gewerblicher Erzeugnisse verbunden. Der geschäftsführende
Ausschuss erlässt nun einen Aufruf an alle Künstler, die in
dem Ausstellungsgebiete wohnen oder in demselben geboren
sind, zunächst unverbindliche Anmeldungen, betr. Beschickung
mit Werken, baldmöglichst an Herrn Prof. Dr. Schreiber,
Direktor des städtischen Museums der bildenden Künste in
Leipzig, gelangen zu lassen. Das Ausstellungsgebiet umfasst
das Königreich Sachsen, die Provinz Sachsen, die thüringischen
Staaten, das Herzogtum Anhalt, die preußischen Reg.-Bezirke
Potsdam, Frankfurt a. 0., Liegnitz und die drei fränkischen
Kreise Bayerns. Ferner wünscht der Ausschuss Anmeldungen
für die kunstgewerbliche Abteilung aus städtischen und
Privatbesitz, speciell von Sammlern derartiger Erzeugnisse.
Mit der Ausstellung ist eine Lotterie verbunden, deren
sämtliche Gewinne im Gesamtwerte von M. 500000 nur
aus den ausgestellten Gegenständen, insbesondere auch aus
den Kunstwerken, angekauft werden.

MUSEEN.

Berlin. Das Königliche Kunstgewerbe-Museum hat
zur Leihausstellung eine Sammlung von ganz außergewöhn-
licher Bedeutung erhalten. Es ist die Sammlung des Herrn
Martin Ileclcscher, die in Wien angelegt und hauptsächlich
auf den großen Kunstauktionen in London und Paris ge-
bildet ist. Dieselbe enthält Werke der Kleinkunst des
Mittelalters, der Renaissance und der Folgezeiten, durchweg
erlesene Stücke, sehr vieles darunter von höchster Seltenheit
und Kostbarkeit. Die Sammlung ist als ein geschlossenes
Ganze in dem Schlütersaale (hinter dem Silbersaale) auf-
gestellt und füllt diesen Raum in allen seinen Teilen, ob-
gleich die Gegenstände zumeist kleineren Umfanges sind.
Die Gruppe des Elfenbeins geht bis in die byzantinische
Zeit zurück, hieran schließen sich die frühmittelalterlichen
Kirchengeräte in Bronze und Email, sodann die gotischen
Kirchengeräte in Edelmetall, Bronzen weltlichen Charakters
aus italienischer Renaissance, silbernes Prunkgerät zumeist
deutscher Arbeit des XVI. Jahrhunderts, eine große Samm-
lung der Emails von Limoges in ungewöhnlich prachtvollen
Stücken, sodann in besonderem Glänze Kleinodien, Uhren,
Dosen und Kleingerät vom XV. bis XVIII. Jahrhundert.
Unter den Miniaturen steht obenan ein Gebetbuch mit zahl-
reichen Malereien der flandrischen Schule, dem hochbe-
rühmten Codex Grimani der S. Markusbibliothek nahe ver-
wandt, aber auch die Miniaturbilder des XVII. und
XVIII. Jahrhunderts sind ersten Ranges. Von den Möbeln
.und dekorativen Bronzen des XVIII. Jahrhunderts ist aus
der Sammlung nur so viel aufgenommen, als wünschenswert
war, um die Wände zu beleben. Dasselbe gilt von den
Wandteppichen, unter denen einige höchst wertvolle bis in
das XV. Jahrhundert zurückgehen. Die Sammlung wird
längere Zeit im Museum ausgestellt bleiben, wo sie den im
Staatsbesitz vorhandenen Stamm nach vielen Seiten hin auf
das dankenswerteste ergänzt.

WETTBEWERBE.

Wettbewerb um ein Plakat. In der Plakatkunst gehen
wir jetzt auch in Deutschland neuen Zeiten entgegen. Das
lässt sich aus dem außerordentlichen Interesse entnehmen,
 
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