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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Zur Wiener Dekorationsmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0213
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ZUR WIENER DEKORATIONSMALEREI.

Mit besonderer Bedeutung' in technischer und
künstlerischer Hinsicht sind auch die Sgraffiten am k.
k. österreichischen Museum. Die von Lanfberger bei
Errichtung des Gebäudes hergestellten Bilder waren in
Folge mangelhafter Zusammensetzung des Bewurfes, wel-
cher dem Sgraffito zur Unterlage diente, im Laufe der
Jahre von der Witterung nahezu ganz zerstört worden.
Die Erneuerung erfolgte vor zwei Jahren; die Dekoration
musste, da die Laufberger'schen Kartons verloren ge-
gangen waren, neu komponirt werden. Dies geschah
an der Fachschule für Malerei, der Kunstgewerbeschule,
deren Schüler und Schülerinnen: Lukesch, Wimmer,
Lorenz, Goldfeld, Fuchs, Lasar, Eugenie Munk und
Susanne Granitsch, unter Leitung des Professors Karger,
die Entwürfe ausführten und auch die technische Her-
stellung des Sgraffito besorgten. Die Darstellungen sind
durchweg Allegorieen der einzelnen Zweige der Kunst
und des Kunstgewerbes, Frauengestalten mit den ent-
sprechenden Geräten der Keramik, Bildhauerei, Architektur,
Malerei, Goldschmiedekunst, Erzgießerei, Textilindustrie,
Kunstschreinerei, Glasindustrie und Eisenschmiedekunst.
Der Stil dieser Kompositionen ist im Münchener Geist
gehalten, der unter Karger's Einfluss hier stark zum
Durchbruche gelangt. Die Vortragsweise ist flott und,
soweit die gestellte Aufgabe dies zuließ, auch originell,
und es lässt sich nicht leugnen, dass zumal in unserer
Zone keine malerische Dekoration der Außenseite öffent-
licher Gebäude sich dermaßen empfiehlt, als diese viel zu
wenig erneuerte alte Technik. Dass die Laufberger'schen
Sgrafflten der Zerstörung ausgesetzt waren, liegt nicht
an der Technik, sondern nur an der schleuderischen Art,
mit welcher, wie erwähnt, der Bewurf seinerzeit her-
gestellt worden war. Sorgsam behandelt giebt es gar
kein dauerhafteres Verfahren. Die Ziegel werden mit
einer dünnbreiigen groben Mörtelschicht von 3—4 mm
beworfen; nachdem diese Schicht 2—3 Tage getrocknet
hat, wird der eigentliche aus zwei Jahre' altem ge-
löschten Kalk und gewaschenem Flusssand (Verhältnis 1:3)
unter Beigabe einer kleinen Menge ausgelaugten Dach-
ziegelmehls hergestellte Verputz aufgetragen, welcher
einen Monat trocknen muss. Dieser wird mit einer
Mörtelschicht aus feinem Sand überzogen, welche durch
Munganoxyde schwarz gefärbt ist (Stärke 3 mm). Auch
diese Schicht muss 4—5 Tage trocknen, ehe sie mit der
obersten elfenbeinfarbigen Stuckoschicht in der Dicke
von 1—1 "2 mm überzogen wird. Diese letzte Schicht
darf nicht trocknen, ehe mit scharfen Eiseninstrumenten
die Konturen des Bildes aus der unteren Schicht schwarz
herausgearbeitet sind. Bei größeren Bildern ist diese
Arbeit daher Stück für Stück zu vollenden, da andern-
falls die deckende Schicht undurchdringlich hart wird.
Es liegt nur an der Einhaltung dieser empirischen
Regeln, soll das Werk gelingen und von Dauer sein.
Gefehlt wird zumeist darin, dass von der ersten und
zweiten Schicht nicht aufs sorgsamste die Beimischung

Goldschmiedekunst, Sgraffitto von A. WlMMER,

am k. k. österr. Museum für Kunst und Industrie in Wien.

Aus: Figurale Kompositionen Wiener Künstler.

von Gips vermieden wird, der die Kohäsion der Schichten
stört und das Abbröckeln hervorruft, das so oft be-
klagt wird.

Unter den tüchtigsten, in echt österreichischer Manier
arbeitenden Künstlern ist ferner noch Rudolf Rössler
(geb. 1864) zu nennen, welcher gleichfalls aus der
 
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