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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 7.1896

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Liebetanz, F.: Eine moderne Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.4885#0215
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EINE MODERNE KUNST.

187

die alten Bronzen auf-
weisen. Das hat seinen
Grund in den Unreinlich-
keiten, die beim Gießen
in den Guss kommen. Das
auf dem gewöhnlichen
Hüttenwege gewonnene
Kupfer und Zink ist sel-
ten rein. Oft auch trägt
die unverständliche matte
Ciselirung der Oberfläche,
die das Ansetzen von Staub,
Kuß und Schmutz in die
Fugen und Rillen begün-
stigt, Schuld an dar un-
schönen Patina. Man be-
hauptet oft, selbst in maß-
gebenden Kreisen, dass die
Atmosphäre der Städte
mit ihrer rauchdurchzoge-
nen Luft eine schöne Pa-
tina verhindere, jedoch
dies widerlegen die Re-
sultate, die der Verein zur
Beförderung" des Gewerbe-
fleißes in Berlin erzielt
hat. Der Verein unterhielt
19 Jahre lang eine stän-
dige Patina-Kommission;
doch gelang es nach dem
Bericht des Geh. Rates
Busse nicht, die antike
Patina zu erzielen, trotz-
dem die Probirbüsten aus
Bronzeguss in reiner Luft

in Gärten aufgestellt
waren. — Eine Statue
oder ein Ornament, über-
haupt jedes dem Wetter

ausgesetzte Kunstwerk
aus Bronze oder Kupfer
erhält aber erst dann
seine eigentümliche, an-
ziehende Schönheit, wenn
es mit einer vortrefflichen
Patina überzogen ist. Die

Galvanoplastik ermög-
licht dieselbe durch das
chemisch rein ausgeschie-
dene Kupfer.

Außerdem übertrifft
sie die Erzgießerei und
Kupfertreiberei auch bei
weitem hinsichtlich der
getreuen Wiedergabe des

Originals. Prof. Pfuhl in
Charlottenburg, der den

galvanoplastischen Nie-
derschlag für seine Kolos-
salstatue des früheren
Kriegsministers Grafen
v. Roon anwenden ließ,
schrieb nach der Enthül-
lung und genauen Prüfung
der 2 '/2 m hohen Figur
unterm 14. Juli 1895:
„Jedes Verfahren der
(bildlichen) Darstellungs-
weise trägt ja bekannt-
lich den Stempel seiner
Eigenart an sich. Wie
sich die kupfergetriebene
Arbeit von der gegossenen
wesentlich unterscheidet,
so unterscheidet sich das
galvanoplastische Verfah-
ren wiederum wesentlich
von beiden. Es macht
nicht den Eindruck einer
gegossenen oder in Kupfer
getriebenen Arbeit, son-
dern den eines noch in
Thon befindlichen Origi-
nals. Es mag das daher
kommen, dass eine Über-
arbeitung der vom Künst-
ler geschaffenen Oberfläche
nicht wie beim Bronze-
guss oder der Kupfer-
treibarbeit nötig ist, da
weder Ansätze noch Ein-
güsse für das Metall fort
zu ciseliren sind, noch
eine Zusammensetzung
durch Lötung oder Nie-
tung einzelner Platten
stattfindet und infolge-
dessen nichts von der
technischen Eigenart des
Künstlers verloren geht.
Außerdem gewährleistet
das zur Verwendung kom-
mende reine Kupfer in
kurzer Zeit eine schöne
Patinabildung."

Und wenn man die
Metallmassen in Betracht
zieht, die bei den gegos-
senen Monumenten ver-
braucht werden, wenn

Kanaelaber für die Terrasse des Neuen Palais in Potsdam, Figur von
Bildhauer W. Schott, Selimiedeeisenarbeit von F. P. Krüger, Berlin.
 
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