Redaktion - FRlTZ hellwag,
IXeCläKIIOn . ßerlin „ Zehlendorf-
KUNSTGEWERBEBLATT
NEUE FOLGE - XXII. JAHRGANG
Heft 10 Juli 1911
Vereinsorgan
Wannfeebahn
den, DüfTeldorf, Frankfurt a. M., Ham-
burg, Hannover, Karlsruhei.B., Königs-
berg i. Pr., Leipzig, Magdeburg, Pforz-
heim und Stuttgart
\7prlf\nm E-A- SEEMANN, Leipzig,
V Cl lay . Onerftraße 13
HERMANN MUTHESIUS MUSIKZIMMER IM EIGENEN HAUSE
DAS MUSIKZIMMER
Von Aloys Fischer, München
AUS dem ursprünglichen allgemeinen Wohnraum
differenzieren sich mit dem Fortschritt der
■ menschlichen Kultur und Sinnesempfindlichkeit
immer zahlreicher gesonderte Räume heraus, ver-
schiedenen Verrichtungen und Zwecken in Raumform,
Ausstattung, Einrichtung und Wirkung eigens ange-
paßt, und unter sich soweit zusammenhängend, als
die Zwecke, denen sie zu dienen haben, sich näher
oder ferner liegen. Dieser Prozeß der Differenzierung
ist noch keineswegs abgeschlossen, und während in
den vergangenen Jahrhunderten hauptsächlich Fürsten-
palast und Adelsschloß eine große Zahl verschiedener
und verschieden ausgestatteter Räume umschloß, sind
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXII. H. 10
in der neueren Zeit auch die bürgerlichen Schichten
infolge des steigenden Reichtums, der wachsenden
Bildung und ästhetischen Verfeinerung immer an-
spruchsvoller, reinlicher und ausgesprochener in ihren
Bedürfnissen, milieuempfindlicher geworden. Die Ver-
einigung von Wohn-, Eß-, Arbeits- und Kinderzimmer
in einem Raume, für manche Schichten noch selbst-
verständliche Lebensgewohnheit, ist uns unerträglich
geworden, und unser Behagen ist erheblich gestört,
wenn wir selbst nur einmal in unserem Arbeitszimmer
auch essen müssen. Zu den Räumen, die wir eben
in statu nascendi studieren können, die in der augen-
blicklichen Entwicklungsetappe dort und da als Be-
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IXeCläKIIOn . ßerlin „ Zehlendorf-
KUNSTGEWERBEBLATT
NEUE FOLGE - XXII. JAHRGANG
Heft 10 Juli 1911
Vereinsorgan
Wannfeebahn
den, DüfTeldorf, Frankfurt a. M., Ham-
burg, Hannover, Karlsruhei.B., Königs-
berg i. Pr., Leipzig, Magdeburg, Pforz-
heim und Stuttgart
\7prlf\nm E-A- SEEMANN, Leipzig,
V Cl lay . Onerftraße 13
HERMANN MUTHESIUS MUSIKZIMMER IM EIGENEN HAUSE
DAS MUSIKZIMMER
Von Aloys Fischer, München
AUS dem ursprünglichen allgemeinen Wohnraum
differenzieren sich mit dem Fortschritt der
■ menschlichen Kultur und Sinnesempfindlichkeit
immer zahlreicher gesonderte Räume heraus, ver-
schiedenen Verrichtungen und Zwecken in Raumform,
Ausstattung, Einrichtung und Wirkung eigens ange-
paßt, und unter sich soweit zusammenhängend, als
die Zwecke, denen sie zu dienen haben, sich näher
oder ferner liegen. Dieser Prozeß der Differenzierung
ist noch keineswegs abgeschlossen, und während in
den vergangenen Jahrhunderten hauptsächlich Fürsten-
palast und Adelsschloß eine große Zahl verschiedener
und verschieden ausgestatteter Räume umschloß, sind
Kunstgewerbeblatt. N. F. XXII. H. 10
in der neueren Zeit auch die bürgerlichen Schichten
infolge des steigenden Reichtums, der wachsenden
Bildung und ästhetischen Verfeinerung immer an-
spruchsvoller, reinlicher und ausgesprochener in ihren
Bedürfnissen, milieuempfindlicher geworden. Die Ver-
einigung von Wohn-, Eß-, Arbeits- und Kinderzimmer
in einem Raume, für manche Schichten noch selbst-
verständliche Lebensgewohnheit, ist uns unerträglich
geworden, und unser Behagen ist erheblich gestört,
wenn wir selbst nur einmal in unserem Arbeitszimmer
auch essen müssen. Zu den Räumen, die wir eben
in statu nascendi studieren können, die in der augen-
blicklichen Entwicklungsetappe dort und da als Be-
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