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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

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Kühl, Hugo: Die Bildung der Patina
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https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0160

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DIE KUNSTGEWERBESCHULE IN ELBERFELD
153


Römerbecher, Silber vergoldet Fachlehrer H. Lauterbach Kupferbecher, getrieben und emailliert

Patina fast gar keinen Einfluß ausübt. Man sollte an-
nehmen, daß der Edelrost infolge der Bildung von Eisen-
sauerstoffverbindungen eine in das Rötliche überspielende
Farbe erhielte. Das Eisen bewirkt, falls es in einer größeren
Masse vorhanden ist, eine Härtung der Bronze una erzeugt
eine blasse Patina. Philipps untersuchte eine aus 92 Teilen
Kupfer und 8 Teilen Eisen bestehende Legierung, welche
so hart war, daß sie sich kaum bearbeiten ließ. □
□ Die schönste Patina zeigen die antiken Bronzen, sie
bildeten daher, wie wir schon erwähnten, die Ursache zur
Gründung der Patinakommission. Hausding, ein bekannter
Fachmann, sagt: Schöne antike Patina ist eine durch Zeit
und äußere Einflüsse eingetretene chemische und physi-
kalische Veränderung der Metalloberfläche, indem das ur-
sprüngliche gelbrote Metall ins Grüne oder Braune über-
geht und gleichzeitig allmählich eine glatte, eigentümlich
reizvolle, mattglänzende, durchscheinende, fast speckige
Oberfläche annimmt, welche über das darunter befindliche
Metall keinen Zweifel läßt. n
□ Diese mattglänzende, dichte Oberfläche entsteht im Laufe
von Jahrhunderten. Man hat versucht, sie künstlich zu er-
zielen durch Abreiben der Bronzen mit Olivenöl. Dieses
zersetzt sich leicht unter Bildung freier Fettsäure, welche
das Metall angreift. Die fettsauren Metallsalze werden
durch Kohlensäure verhältnismäßig rasch angegriffen. Es
stellte sich aber heraus, daß eine solche künstliche Patina
sehr schnell matt und unansehnlich, das Metall selbst aber
leichter korrodiert wird. In unserer Atmosphäre bräunt
sich die künstliche Patina leicht, die natürliche dagegen
behält ihren herrlichen grünen Ton. Diese Tatsache findet

eine einfache, natürliche Erklärung. Der im Laufe der
Zeit von selbst, d. h. durch atmosphärische Einflüsse ge-
bildete Edelrost hat eine gleichmäßige Beschaffenheit und
stellt infolgedessen trotz seines kristallinischen Gefüges
eine ebene Fläche dar, die als schützende Hülle das Metall
umgibt. Seine Zusammensetzung ist infolge der natür-
lichen Bildung derartig, daß athmosphärische Einflüsse
kaum eine Veränderung herbeiführen. Die künstliche Pa-
tinierung dagegen, welche durch stark einwirkende Säuren,
z. B. Essig- oder alkalische, das Kupfer angreifende Lö-
sungen, eingeleitet wurde, erzeugt ein viel derberes Gefüge.
□ Nachdem wir die verschiedensten Einflüsse, die sich
bei der Edelrostbildung geltend machen, würdigten, wollen
wir zum Schluß noch einmal die Metallkompositionen ins
Auge fassen. n
o Kupfer und Zinn liefern die antike Bronze, das Zink
tritt zuerst unter den römischen Cäsaren auf, diese waren
es auch, welche das Blei einführten. Wir kennen aus dem
Altertum Zinn-, Zink- und Bleibronzen. Die schönste Edel-
rostbildung zeigen die Zinnbronzen, eine Schwärzung wurde
niemals beobachtet; die ungleichmäßigste Patina finden wir
bei den Bleibronzen. Es war daher die Verwendung dieser
Legierungen kein Fortschritt der Technik. — Moderne
Bronzen erhalten aus bestimmten, hier nicht weiter zu er-
örternden Gründen einen kleinen Zusatz von Phosphor,
Wolfram, Aluminium oder Mangan. Der Phosphor- und
Manganbronze spricht man eine schöne Patinierung zu,
ein Vergleich mit antiker Bronze ist natürlich aus den
schon mehrfach erörterten Gründen ausgeschlossen.
 
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