Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 24.1913

DOI Artikel:
Schmidt, Paul Ferdinand: Buchkunstausstellung in Frankfurth a. M.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4432#0199

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PETER BEHRENS’ RUDERBOOTSHAUS

i no
1 yz


und heute gibt es keine auf ihr Ansehen bedachte, die
nicht mit mindestens einer Künstlerschrift und -zierat auf-
warten kann. Aber noch keine hat die ruhige Selbstver-
ständlichkeit der guten Form erreicht, die Klingspors Namen
berühmt gemacht hat. Doch haben sie schöne Leistungen
aufzuweisen, vor allen Flinsch, der Klingspor am nächsten
kommt, dann Bauer, Oenzsch und Fleyse, Ludwig und
Mayer, Stempel. Neben die bekannten Schriften der Offen-
bacher Gießerei stellen sich vor allem die Bernhard- und
die Ehmcke-Schriften von Flinsch, die in ihrer Gegensätz-
lichkeit gleichsam den ganzen Mikrokosmos der heutigen
Letternkunst umspannen. □
□ Von den berühmten Druckereien Deutschlands waren
nur Poeschel und Trepte und der neuerdings mit Privat-
drucken (den »Rudolfinischen Drucken«, von Rudolf Koch
besorgt) hervortretende Rudolf Gerstling in Offenbach be-
sonders namhaft gemacht. Dagegen konnte man den
hohen Stand unsrer Buchbindekunst an den handgear-
beiteten Bänden ersehen, die E. Ludwig und A. Osterrieth
in Frankfurt, vor allem aber der Leipziger E. A. Enders
ausstellten. Die Einbände und Papparbeiten von Enders
bedeuten, ob sie nun von Künstlern eigens entworfen sind,
oder allein von ihm herrühren, schlechthin einen Höhepunkt
dieses edlen, leider lange vernachlässigten Handwerks.
Es ehrt ihn, daß er sich nur von guten Künstlern beraten
läßt. □
□ Am stattlichsten unter den Betrieben nahmen sich natur-
gemäß die Verleger aus, deren Erzeugnisse fast alle Vitrinen
füllten. Liier ist es manchmal schwer, das Verdienst des

Verlegers von dem des Druckers zu trennen; der Künstler,
der die Ausstattung besorgte, wird regelmäßig und offiziell
genannt, der Name der Druckerei versteckt sich an wenig
beachteter Stelle, und doch hat sie oft einen wesentlichen
Anteil an der Schönheit des Buches. Es ist natürlich ein
Verdienst des Verlegers, sich gute Drucker auszusuchen,
und der Kenner wird auch gern nach diesem fragen. Das
Wichtigste bleibt doch, ob ein Verleger seinen Produkten
eine persönliche und vornehme Prägung, ein einheitliches
Ansehen, zu geben vermag, und davon konnte man sich
in der Ausstellung überzeugen. Vielleicht mit Ausnahme
von Cotta, Heyder, von Rütten & Loening, die bei allem
Streben nach künstlerischer Abrundung ungleichmäßig und
ohne starke Physiognomie wirkten, erhielt man klare Bilder
von dem Geschmack unserer großen Verleger. a
□ Die am ehesten begonnen haben, zeigen schon seit
einiger Zeit eine bemerkenswerte Neigung zum Archaisieren:
Diederichs und der Inselverlag, auch der Tempel, u. z.
nicht nur eine Rückkehr zu den altertümlichen Formen
des 16. Jahrhunderts, ja der Blockbücher, sondern auch
eine durchgehende Tendenz, ihren Schriften einen »echten
Biedermeierton« zu geben. Leider steht diese Mode nicht
vereinzelt da; unser gesamtes Kunstgewerbe laboriert daran
bekanntlich seit mehreren Jahren, ohne daß noch ein
Ende dieses Schreckens abzusehen ist. Dem gegenüber
bleiben der Janus- und Hyperion-Verlag, Bard, Zeitler und
Georg Müller bei ihrer vornehmen Klassizität; ihre Bücher
boten wohl das Erfreulichste in der Ausstellung. B. Cassirer
legt das Schwergewicht auf Illustrierung, Gerlach und
 
Annotationen