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DER KUNSTMARKT

mit Augsburger Montierung, 3010 M.; Nr. 1113, ein Meißner
Mops, 6750 M.
Von den Metallgeräten erzielten zwei große Zinn-
leuchter mit Bergknappen, Nr. 1224/25, 6500 M. (Prager
Museum); Nr. 1234, ein Aquamanile, 15. Jahrh., 3200 M.;
Nr. 1236, eine romanische gravierte Bronzeschüssel, 2100 M.
(nach Köln); Nr. 1370, ein Mailänder Degen, 16. Jh., 5600M.;
Nr. 1466, ein Bernsteinpokal, 2690 M. Die Antiken, Bronzen,
Goldarbeiten und namentlich Gläser, gingen im allgemeinen
nicht hoch, obwohl interessante Stücke darunter waren,
so Nr. 1628, eine Glasplakette mit Bacchantin, 1100 M.
(nach London); Nr. 1652, eine Millefiorischale, 1010 M.;
Nr. 1726, ein Glasnapf, 1230 M.
Die Bilder spielten in der Sammlung Lanna keine
große Rolle und die bereits in Nr. 27 und 28 des Kunst-
marktes mitgeteilten Preise bedürfen keines Kommentars.
Das glänzende Ergebnis der zweiten Versteigerung
Lanna — der immer noch einige kleinere nachfolgen wer-
den — hat wieder bewiesen, daß die Sammelleidenschaft
mit der zunehmenden Wohlhabenheit in Deutschland in
schnellem Tempo zunimmt. Sie beweist ferner, daß bei
der wachsenden Seltenheit und Kostbarkeit guter Altsachen
den öffentlichen Sammlungen der Erwerb museumsfähiger
Stücke in einer Weise auf Auktionen erschwert wird, die
zu ernsten Besorgnissen Anlaß gibt. Die Museen, die
dank ihrem alten Erbe und einer frühzeitig mit gehörigen
Mitteln betriebenen Sammeltätigkeit in den Besitz wert-
voller Kunstsachen gelangt sind, können wohl mit Voll-
kraft auf den Ankauf einzelner teuerer Stücke ausgehen
und mit dem Kunsthandel wetteifern. Die Spätgeborenen
aber, die sich mit den Brosamen von des reichen Mannes
Tafel nicht genügen lassen wollen, werden bald überhaupt
nicht mehr mittun können. Es sei denn, daß ihnen starke
private Hilfe zur Seite tritt. Und auch dann! r.g.

Die großartigste Privatsammlung von Manuskripten
der Welt, die der verstorbene Sir Thomas Phillips in
Cheltenham zusammengebracht hat, wird bei Sotheby,
Wilkinson and Hodge in London, beginnend am 24. April,
versteigert. Besonders für Deutschland hat diese Samm-
lung das größte Interesse, denn eine ganze Anzahl von
illuminierten, wie nicht illuminierten Handschriften deut-
schen Ursprungs, deren historischer und künstlerischer
Wert gar nicht abzuschätzen ist, hat der verstorbene Sammler
zusammengebracht. Aus dem Inhalt des sorgfältig zu-
sammengestellten Kataloges seien hervorgehoben: ein
Kommentar des hl. Hieronymus zum Buch Daniel, deutschen
Ursprungs, 11. Jahrh. (aus dem Jakobskloster bei Mainz);
Acta sanctorum monasterii Sancti Maximini Treverorum,
15.—16. Jahrh., mit prächtigen Initialen; eine ornamentierte
und mit Handzeichnungen geschmückte Cassiodor-Hand-
schrift, nordfranzösisch, 12. Jahrh.; ein Kölner Breviarium
mit Miniaturen aus dem 13. Jahrh.; eine Handschrift der
Regel des hl. Benediktus aus Ottobeuren, um 1400, mit
feinen Miniaturporträts der Ordensheiligen. Die bevor-
stehende Auktion erschöpft die Sammlung nicht, sondern
bringt nur einen kleinen Teil davon. b.
Eine kleine, aber gewählte Sammlung Ölgemälde
verzeichnet (mit Preisen) der neue Katalog 50 von Franz
Meyer, Kunstantiquariat in Dresden-A, Sidonienstraße 28.
Wien. Die 210. Kunstauktion im Dorotheum, ent-
haltend den künstlerischen Nachlaß von Ludwig Ferdinand
Schnorr von Carolsfeld, findet nicht am 11., sondern am
18. Mai statt. Ausstellung vom 15 —17. Mai.

Das Sammeln guter moderner Graphik ist seit
einigen Jahren in raschem Aufschwung begriffen. Der Kreis
der Interessenten wächst täglich, und heute werden für
einzelne besonders begehrte Stücke der ganz großen Meister
Preise bezahlt, die man noch vor zehn Jahren einfach für un-
möglich gehalten hätte. Wer hätte damals für die Klinger-
sche Brahmsphantasie vier- bis fünftausend Mark gegeben?
(Noch zehn Jahre weiter und sie wird zehntausend kosten.)
Die Freude an der modernen Radierung und Litho-
graphie wächst, nachdem sich den großen, bereits allseitig
anerkannten Künstlern (wie z. B. in Deutschland Geyger,
Greiner, Klinger, Liebermann, Orlik) in letzter Zeit so
hervorragende junge Talente zugesellt haben wie Walter
Zeising mit seinen reizvoll-malerischen Sädtebildern, der
durch seine italienischen Bettler und andere originelle Typen
und feinen Akte bedeutende Greinerschüler Erich Wolfsfeld,
dessen Blätter auf allen graphischen Ausstellungen hervor-
ragen, und vor allem Joseph Uhl, dessen neuste Radie-
rungen in ihrer entzückenden technischen Schönheit (sie
wirken eminent plastisch) nur mit den reifsten Arbeiten
Stauffer-Berns verglichen werden können. Daß das Publikum
Uhls Meisterblätter zu schätzen weiß, zeigt die Nachfrage
nach den beiden in der Münchner Sezession ausgestellt
gewesenen Radierungen »Stichelstudie« (Knabenakt) und
»Mädchenkopf« (als Kunstbeilage im Februarheft 1911 der
»Zeitschrift für bildende Kunst« erschienen); die beiden
Werke sind dort in München während der Ausstellung jedes
ca. achtmal verkauft worden, sie waren also die begehrte-
sten Blätter, von allen die überhaupt gezeigt wurden.
In diesem Jahre dürfte die umfangreichste Versteigerung
moderner Graphik die vom 8. bis 11. Mai bei Max Perl
in Berlin stattfindende sein. Es scheint immer schwerer
zu werden, Sammlungen mit wirklich bedeutenden Stücken
zu einer Auktion zusammenzubringen. Deshalb steht zu
erwarten, daß die Versteigerung Perl mit ihren 1722 Num-
mern, bei denen sich auch eine Anzahl feiner Hand-
zeichnungen und Aquarelle befinden, lebhaft besucht sein
wird, wenn auch die meisten der bekannten großen »Schla-
ger« fehlen. Ein paar Hauptstücke von Greiner in vor-
züglichen signierten Frühdrucken (Hexenschule, Feilbietung,
Siegfrid Wagner,) von Klinger (Vom Tode II. Teil voll-
ständig), Leibi, Zorn (Im Omnibus, Ernst Renan und
andere Porträtradierungen), die frühen Abdrücke von Le-
grand (die ebenfalls in ständigem Preissteigen begriffen
sind) dürften voraussichtlich die höchsten Summen er-
zielen. Dazu treten Original-Arbeiten von Bauer, Beur-
deley, Boehle, Bracquemond, Brangwyn, Cameron, Carriere,
Corot, Fantin-Latour, Forain, Ooff, Haden, Jacque, Israels,
Kalckreuth, Kollwitz, Laughlan, Legros, Leibi, Leistikow,
Lunois, Manet, Meryon, Mißet, Orlik, Pennell, Raffaelli,
Raffet, Rodin, Rops, Schmutzer, Shannon, Strang, Thoma,
Tissot, Toulouse-Lautrec, Vogeler, Wistler u. a.
Die letzte Abteilung »Handzeichnungen und Aquarelle«
mit Arbeiten von Karl Blechen, Francois Boucher, Jacques
Callot, Edouard Detaille u. a. enstammt dem Besitze eines
süddeutschen Malers. s.-B.
Frankfurt a. M. Als Rudolf Bangels 787. Katalog
ist ein Verzeichnis der Porzellane von Höchst, Fulda,
Frankenthal, Fürstenberg, Meißen, Arbeiten in Silber,
Gold, Juwelen und anderes erschienen, die aus dem be-
kannten Besitz der Familie Schaberik, der Privat-China-
Sammlung Y-Ching-Chong-Shanghai und kleiner wertvoller
Gemäldekollektion stammen. Die Versteigerung findet im
Auktionssaal Nr. 1 für Kunstsachen Dienstag den 2. Mai 1911,
vormittags 10 und nachmittags 3 Uhr unter Leitung von
Rudolf Bangel statt, die Ausstellung vom 29. April bis
1. Mai.
 
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