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Acad. Leseh.
28.SER1911

Der Kunstmarkt
Wochenschrift für Kenner und Sammler
Herausgegeben u. verlegt von E.A. SEEMANN, Leipzig, Querstrasse No. 13
fiUGönufiununufiURj Beiblatt der Zeitschrift für bildende Kunst fiununununufiufiunu
VIII. Jahrgang 1910/1911 Nr. 39. 8. September
Der Kunstmarkt erscheint am Freitage jeder Woche (mit Ausnahme der drei Sommermonate, in denen er nur je einmal erscheint) und kostet jährlich
(40 Nummern) frei ins Haus 6 Mark. Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten den Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigenpreis 30 Pf. für die
einspaltige Petitzeile. Redaktionsschluß Sonnabend mittag.
Die nächste Nummer des Kunstmarkt, Nr. 40, erscheint am 22. September
BEVORSTEHENDE AUKTIONEN

Septemb.
12.—13.
19.—21.
20.
22.—30.
26.-27.
Oktober
4-
6.
10.—11.
10.—13.
12.—14.
17.
18.-21.
Frankfurt a.M. R. Bangel. Gemälde, Antiquit.
usw. a. d. Nachlaß Rektor Müller-Eßlingen.
München. *Gal. Helbing. Antiquit., Kunst- u.
Einrichtungsgegenst. a. ausländ. Adelsbesitz.
Danzig. *M. Bruchstein. Bücherversteigerung.
Köln. J. M. Heberle. Bibliothek Prof. Vering-
Düsseldorf.
Frankfurt a. M. R. Bangel. Gemälde, Anti-
quitäten und Knnstsachen.
München. Gal. Helbing. Koll. Lord Sudeley-
Toddington: Schweizer Glasgemälde.
München. Gal. Helbing. Smlg. Prof. Heß-
München: Süddeutsches Kunstgewerbe.
Frankfurt a. M. R. Bangel. Gemälde, Anti-
quitäten usw.
Köln. J. M. Heberle. Smlg. Dr. Lohmeyer-Göt-
tingen: Gemälde u. Kunstsammlung.
Berlin. Max Perl. Bibi, seltener u. wertvoller
Werke, vornehml. Literatur u. Kunst.
Frankfurt a. M. R. Bangel. Gemälde, meist
mod. Meister, d. Herrn vanMaanen-Kampen.
Köln. /. M. Heberle. Sml. Dr. Lohmeyer u. a.:
Kupferstiche und Handzeichnungen.
Oktober
24.
31.
Mitte
Novemb.
3-~4-
6.-11.
9.-11.
13.—14.
14-—15-
27. ff.
28.-29.
1912
Frühjahr
München. Gal. Helbing. Smlg. Sturm-Mün-
chen: Bedeutende mod. Meister.
Frankfurt a. M. Kunstverein. Smlg. Jac. Klein,
Gemälde alter, meist niederländ. Meister.
Frankfurt a. M. Phil. Bode. Kupferstich-
sammlung.
München. Gal. Helbing. Sml. Prof. R. Piloty-
Würzburg: Kunstgewerbe d. 16.—19. Jahrh.;
Gemälde, Skulpturen usw.
Köln. J. M. Heberle. Bibliothek Red. Lennartz.
Berlin. Max Perl. Originalradierungen und
Handzeichnungen moderner Künstler.
Köln. /. M. Heberle. Gemälde älterer und
neuerer Meister.
München. Gal. Helbing. Ölgemälde alter
Meister aus Schweizer Besitz; ferner Koll.
Ethofer-Salzburg: Miniaturen d. 17.—19. Jh.
Köln. /. M. Heberle. Kunst u. Antiquitäten.
München. Galerie Helbing. Smlg. Gasser-
Petersburg: Porzellane u. Fayencen, ferner
Smlg. v. Holz-, Stein- u. Tonskulpturen aus
süddeutschem Besitz.
Berlin. R. Lepke. Gemäldesammlung Konsul
Weber-Hamburg.

Am 6. Oktober wird unter Leitung von Hugo Helbing,
München die Sammlung des Professors Anton Heß f,
München in dem Besitztum des verewigten Künstlers
Luisenstraße 35 versteigert.
Der verstorbene Kunstfreund hat sein Haus nach seinen
Kunstgegenständen erbaut. Schon seit den sechziger Jahren,
also zu einer Zeit, als noch wirklich hervorragendes deut-
sches Kunstgewerbe an seinem ursprünglichen Bestimmungs-
ort zu erwerben war, kaufte er in Tirol, Ulm, München und
Oberbayern Vertäfelungen und Möbel auf; diesen paßte
er dann sein Heim an. Auf diese Weise entstanden so
vollkommen stilechte Räume, wie das gotische Zimmer,
das Wohnzimmer, das Schlafzimmer und eine Reihe von
kleineren Stuben. Prächtige Vertäfelungen der Gotik und
Renaissance, meist aus Zirbelholz, verdecken die Wände;
reich eingeteilte Plafonds bilden die Decken, schöne Türen
und Fensterverkleidungen schließen sich dem Ganzen an.
Die gotische Holzvertäfelung um 1500 ist mit gekehlten
Leistenstäben eingeteilt; eine Renaissancevertäfelung aus
Montane (Tirol) von 1576 zeigt dagegen reiche jonische
und korinthische Pilaster, die Türen sind mit Intarsien
eingelegt; ähnlich durchgebildet, jedoch auch mit reicheren
Halbsäulen ist die aus Kurtatsch (Tirol) aus der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts. Reizend ist ein Jagdfries in
einem Zimmer des 17. Jahrhunderts. Die Möbel: Schränke,
Halbschränke, Betten, Truhen, Tische, Stühle, Bänke zeigen

uns in zum Teil auserlesenen und sehr gut erhaltenen
Exemplaren die Entwicklung der süddeutschen Möbel von
der einfacheren gotischen Schreinertechnik mit Flachschnitze-
reien bis zur architektonischen, monumental und massig
angelegten Renaissance und herauf zum üppigeren Früh-
barock. Hervorzuheben sind einige gotische Schränke und
Stühle, ein Renaissance-Halbschrank um 1520—30 mit
Figurenreliefs in den Spiegeln (sogen. Holbeinschrank),
mehrere sehr große zweigeschossige, doppelflügelige Renais-
sanceschränke in streng architektonischem Aufbau mit In-
tarsien, zwei Ulmer Truhen, ein Augsburger Kredenz-
schränkchen, ein großes Barockbrett. Unter den Holzfiguren
ragt ein großer vollständig altpolychromierter Flügelaltar der
Münchner Schule um 1470—80 hervor, der aus der Frauen-
kirche stammen soll. Beachtenswert ist auch ein bayerischer
Hl. Sebastian um 1490 sowie zahlreiche reizende Renais-
sance- und Barockengel, Steinzeug, Fayencen, Porzellan,
Gläser, Wappenscheiben, Waffen, Fenstergitter, Zinnkrüge,
Bücher; einige Marmorbrunnen geben dem altertümlichen
Heim die letzte künstlerisch-wohnliche Vollendung. Der
vornehm ausgestattete Katalog mit einem Vorwort von
Professor Gabriel von Seidl gibt eine ausführliche Be-
schreibung der einzelnen Gegenstände, von denen die wich-
tigsten auf 32 Lichtdrucktafeln abgebildet sind. Kataloge
(Preis 4 Mark) wie jegliche Auskunft sind durch Hugo
Helbing, München zu erhalten.
 
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