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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 8.1894-1895

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Heft 3
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11729#0052

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Natschläge siir Ansänger sochen, nm etwaiger Entmutigung var
,;ubeiieien. Lvbann kmnnit ein nnkbringender Hichrer zn arnicha
lvchschen Ansfliiqen i LchilderuiMN deS Bagellebcns bei Gängen
durch Mrten nnd Anlinten nach eineni Laubwaldc (Lnde
Mär,', nnd Anfan§ Mai, 'Ansslnge durch einen Nadelwald, dnrch
! Felder, Wiesen, Brachen, Dbrser, nach Teiche», Liinipscn, Hlnssen.

! Mit einer niiblichen Tabelle ,;uui Bestininien der geiväbnlicheren
! Bagelstiininen nnd eineni alpl)nbetische» Bagelnainen Ber,',eichnic'
schliestt dac' Bnch.

Nach Einiges iiber Baigtc selpistliche Tarstellnng van
Bagelstininien. Pagelgesang, selbst in deutlichen s.änen pfeifend
vargetragenen, wie die Bieisen der Nnisel, der Mänchcgraciniiele,
der N'achtigall, ivie anch die seststilisirten llcinen Bivtivchen des
Hänflings, des pivtlelchens, sagar das Ter,',enpfeifen der Bi'eisen,
den stnliiksrilf, ja den sterevtstpe lpaldaininerschlag init seineni
deutlichen Tchlustintervall alle diese Natnrtäne in 'N'aten
sassen,pi nwllen, in die dcatenschrist dcr Mnsiker, bleibt durchans
vergebliches Beniichen, weil sic nicht wie kiinstlich epzengte Täne
strcng gesetnnästig an die Halbtanstnfen nnseres Tansststenis ge
bnnden sind, die wechselnden Tanstnfen des Pagelgesangs sagar
,pi allernieist in sestr geringen Nbständen van einandcr sich be
j wegen nnd Biertel , Nchteltänc, ja nach engerc Intervalle bilden.
Ta ist es dein Berfasser denn auch in keinein T-all ivirklich iiber-
zengend gelnngen, in Naien ein dentliches Blangbild vain Bvgel
gesang ,pi verinitteln. Wir paben gewissenhast nnd wirklich sehr
aptiinistisch entgegenkaimnend alle scine Versuche geprüft, die ihin
Miihe genng gekastet staben inägcn.

Wesentlich anders allerdings stestl es inn Baigts besandere
Feichen, die Bewegnng, den Nststthiims des Bagelgesangs gn
veranschaulichen i eine ?salge van Pnnkten fiir knrz angescstlagene,
van Ztricsten sür gestaltene Täne, .pcanimata init der Tpiste nach
aben sür Tänc init Barschlag ästnlicsteni Nnsaü, anf einen 5tnch
eng ancinander ansgereistte Punkte sür scstnelle gebnndene Tan
- salgen, Tappelstricste sür Lchrill nnd Tcreiscsttäne u. s. w.

Tainit ist in der That dic Mäglicstkeit gegeben, in sinnreicher
Wcise den ipack , Warn , l'cnterhaltungsrns, sawie zusanimen
stängenden Bagelgesang zn verbildlicsten. Diese Art Bvgelnaten
schrift lassen wir schan gellen. Aucst die wechselnde Tanhähe
j kann dabei leicstt angedeutet werden durch auf nnd niedergehende
Bicsttung der l>eüsten. Ta besteht beispielsweise der allbekannte
Tlüstlingsrnf der .Üahlineise in Bvigts Natirnng aus einer
! T'vlge schräg neben einander stestcnder Tappelpunkte. Letbst
! Lresaencko und Oimlnrieiräo ist dnrcl) znnestineild stärkeren

! . nnd abnehinend schwächeren Truck der Pnnkte nnd Ztriche an
gedeutet. Tie Tanhähe des BagelgesangeS genan festzustellen
ist ja rein nninäglicst und aucst gar nicht sa wichtig, in der drei-
nnd viergestrichenen Tktave und darüber stinans staben ivir sie
zu snchen. lLs genügt da schan iniinerhin die betreffende Oktave
ader die ungesästren Grenzintervalle gewisserinaßen als Vvr
zeichnung dein aus Punkten und Ttricsten bestehenden Blangbilde
beizufügen und ferner gleichsain als Text, nm die gräßte Tent
lichkeit nnd sicstere Berstündlichkeit zn erziclen, des alten Nauinanns
nnübertrefflich beabacsttete, charakteristiscstc Sprachsilben st,eichen
darnnter zn setzen, z. B. sein tivüdiwüdi der .lkvhl-, zizizirrrr
der Biauineise, zick zick-zick zick-terillilliUiUiU deS Grananuners,
Titititütütutaschitzkabier des lWürzgebier-) Edelfinken u. s. w.

Man sieht, nin heutzntage „vagelsprachenkund" zn werden,

! bedarf es keines Drachenblntes mehr. Wir staben es nacstgerade
sa herrlicst weit gebracstt, der Vagelspracste wissenschaftlich bei
zukvinnien nnd schreiben spsteinatischc Bagelstiininen Bücher. Wenn
z die Bescstüstignng mit dieser unerscstlassenen Wissenschast ihre
Jünger nun aucst nicht zn Siegfneden inacht und Jedem zn einer
Brünstilde verhilst, sv kann sie dach Iedein zu einer Quelle
reinster Tn'uden werden insafern, als sie seine Liebe nnd sein

Berstündnis sür die iiinsikalische Seite des üi'atnrlebens lvesenllicst
zn vertiesen verniag. Barl Söble.

vermilcdtes.

V Scbrikten übcr Ättbetlk.

Tas Ienseits des Künstlers. Ban Tliedrich
v a n H a n S e g g e r. iWien, Karl Kvnegen.)

WaS der Naine Friedricst von Hausegger sür die Ästhetik
der Tanknnst gewarden ist, daß er mit seiner Lasnng „Mnsik
als dlusdruck" nichts weniger als den siegreichen.Kainpfruf gegcn
Hanslicks „PNnsikalisch-Schäncs" bedentel, das brancht nian den
Lesern des .Knnstwarts nicstt erst zu sagen. Taß der vartrefs
licste Grazer Gelehrte aber mit einem nenen Wcrke seiner Teder
als wissenscstastlicste Persänlicstkcit nnd pstilasapstiscster Lstarakter
kaps nunmestr aucst sür das Gesamtgebiet der Ästhekik das gc
warden ist, was man sa mit dem Warte „epachemachend" zn
bczeichnen Pslegt, daß er mit dem varlicgenden Bncste der Führer
nnd Bcgründer ciner vällig nenen Äststetik aller .Künste über
hanpt zn iverden verspricstt, an dessen Untersncstnng eine ganze
Schule mit der Zeit nacst anknüpfen wird, das wird gernde an
dieser Stelle dappelt interessieren.

„Das Schäne ist scstän, aucst wenn es weder geschaut, nacst
empsunden wird", statte nacst ein Hanslick in den fünfzigcr Jnstren
friscstiveg verkündet Das ivar aber cine stachmütige nnd dnzu
leicsttsinnige plststetik, die — gleicst als ab ein .Kant nie gelebt
und geivirkt hütte — sich vstne weiteres einbildete, das .Knnst-
iverk als eine Objektivitnt, isaliert vvm Snb jekte, aus dem blaßen
Tarmalismus seiner abjektiven Erscheinnng stcranS ergründen
zn kännen, und der man nicht erst das Scstapenhauersche i „.Kein
Objekt astne Subjekt nnd nmgekehrt!" entgegen zu halten brauchte,
um sie alsbald schan als innerlicst nnlvahr und wissenschaftlich
unberechtigk zn empfinden. Es dauerte daher anch gar nicstt
lange, sa war ein Helmhaltz van dieser tänend bewegten, im
Grnnde aber dvch taten und leeren Tarm Nrabeske zn der
„Lehre van den Tane mp findun g en" übergegangen. Steinitzer
nntersnchte hierauf die „p s y ch v lagis ch e n Wirk u n g e n" jener
selben mnsikalischen Fvrmen auf daS den .Knnsteindrnck em
pfangende Subjekt, Dreher schrieb seine „Phpsivlogie der Tan
knnst" und Hausegger — nbseits bleibend van dem Scstul und
Gelehrtenstreite einer linduktiven) Ästhetik „van unten" ivider
die ältere sdednktive) Farschungsweise „van vben" — statte
schan damalS jener falschen Ästhctik „van nnßen" daS treffende
Schlagivart einer Ästhetik der Zuknnst „v an innen" entgegen-
gestellt: namentlich aber hatte er in seiner „Musik als Nns-
drnck" die F-ordernng nach einer Pspchalagie des ästhetischen Em
Pfindens, nach einer Naturgescstichte des Pnblikums scharfsinnig
genug erhaben. Bvn der stolzen, unfrucsttbaren, längst unzeit
gemüß gewardenen Fachüsthetik ans wnr man alsa, unbefriedigt
gelassen dnrcst ihr nnzulängliches Wissen nnd ihre negativen Er
gebnisse, ganz falgerichtig znr Vvraussetzungslasen pspcstalagischen
Forschung mittleriveile fartgeschritlen, nnd es ist nacst keine
zwanzig Jahre her, daß nucst der.Kathederweisheit unserer Uui
versitätsgelehrten cine dnnkle Ahnung davan anfzudämmern be
gann, daß die annacst verrammten festen Burgen der üsthetiscsten
Grundprableme mäglicheriveise vam Pspchalagischen Gebiet ans
eingenammen werden kännten — besvnders auf Harwiczens „Psp
chalagische Aualpsen" verwies man damals, nicht ahne Witterung
für das, was nat that, in den .Kallegien jüngerer Dvzenten.

Auch nach ein anderer, geradezu strüflicher Hvchmut be
herrschte nämlich bis dahin die ästhetische Fachivissenschaft, ganz
ebensa wic die nach streng Philvlagischer Methvde arbeitende
trackene Kunsthistarie, der sich mit der Zcit nach bitter rächen
sollte — eine anmaßende, weil gänzlich unangebracstte Ilberlegen
heit des rcgistrserendcn, reprodnzierenden Gelehrten gegenübcr dem

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