Llrn den Faust
nser erstes Heft, das wieder „Kunstwart" schlichtweg heißt! Wieder:
„Friedensausgabe" uud wieder bestimmt, wie ehedem, ein Stelldich-
^^ein für Gedanken zu bieten nicht nur aus allen reichsdeutschen Par--
teien, sondern aus allen Ländern der Erde, wo immer man als Angehörige
der deutschen Sprachgemeinschaft und Kulturverwandtschaft sich verstehn
und sich verständigen will. Welches Thema ist deutscher als das vom Faust?
Welches gehört mehr als dieses in unsre Zeit, da sich erweisen soll, ob wir
auch aus ihrem Wirren und Weh in unserm dunklen Drange des rechten
Weges bewußt sind? Mit betrachtsnder Versenkung darein und mit dem
Versuch eiuer dichtendeu Weiterarbeit von Krästen, die im Fauststoffe
treiben, darf ich die neue Folge des Kunstwarts eröffnen.
Lvv^-Ythen und Sagen können verschieden entstehen, sie können sich
^^annigfaltig und seltsam mischen und befruchten, verengen und
dehnen, entblättern und bereichern, sie können sich veräußerlichen zu
zu langen Geschichten ohne Kern und sie können sich so verflüchtigen,
daß schließlich nichts mehr von ihnen bleibt als ein buntes Kinderspiel
oder ein grauer Aberglaube oder ein verflatternder Schleier Redensart.
Sie können ins Scheinwachsen kommen durch Auballen von andern Sagen-
stoffeu, wie der Schnee, weun er rollt, aber auch ins Wachsen aus der
Lust am Erzählen, als Erzählkunst, und schließlich: sie können wachsen
aus irgend einem Ansichtbaren, das geheimnisvoll schöpferisch in ihrer
Seele treibt. Die Faustsage hat eine Geschichte sowohl des Scheinwachsens
wie des Wachsens aus Erzählerlust, als auch jenes wertvollsten Wachsens, des
Treibens aus einem seelischen Kern in ihrer Tiefe. Im Scheinwachsen
war sie, zumal im Anfang, als mehr und mehr alte und neue Zauber-
geschichten dem tzexenmeister Fausto zugeschrieben wurden, Zaubergeschichten
l
t^ Aprilheft tStS (XXXII.
nser erstes Heft, das wieder „Kunstwart" schlichtweg heißt! Wieder:
„Friedensausgabe" uud wieder bestimmt, wie ehedem, ein Stelldich-
^^ein für Gedanken zu bieten nicht nur aus allen reichsdeutschen Par--
teien, sondern aus allen Ländern der Erde, wo immer man als Angehörige
der deutschen Sprachgemeinschaft und Kulturverwandtschaft sich verstehn
und sich verständigen will. Welches Thema ist deutscher als das vom Faust?
Welches gehört mehr als dieses in unsre Zeit, da sich erweisen soll, ob wir
auch aus ihrem Wirren und Weh in unserm dunklen Drange des rechten
Weges bewußt sind? Mit betrachtsnder Versenkung darein und mit dem
Versuch eiuer dichtendeu Weiterarbeit von Krästen, die im Fauststoffe
treiben, darf ich die neue Folge des Kunstwarts eröffnen.
Lvv^-Ythen und Sagen können verschieden entstehen, sie können sich
^^annigfaltig und seltsam mischen und befruchten, verengen und
dehnen, entblättern und bereichern, sie können sich veräußerlichen zu
zu langen Geschichten ohne Kern und sie können sich so verflüchtigen,
daß schließlich nichts mehr von ihnen bleibt als ein buntes Kinderspiel
oder ein grauer Aberglaube oder ein verflatternder Schleier Redensart.
Sie können ins Scheinwachsen kommen durch Auballen von andern Sagen-
stoffeu, wie der Schnee, weun er rollt, aber auch ins Wachsen aus der
Lust am Erzählen, als Erzählkunst, und schließlich: sie können wachsen
aus irgend einem Ansichtbaren, das geheimnisvoll schöpferisch in ihrer
Seele treibt. Die Faustsage hat eine Geschichte sowohl des Scheinwachsens
wie des Wachsens aus Erzählerlust, als auch jenes wertvollsten Wachsens, des
Treibens aus einem seelischen Kern in ihrer Tiefe. Im Scheinwachsen
war sie, zumal im Anfang, als mehr und mehr alte und neue Zauber-
geschichten dem tzexenmeister Fausto zugeschrieben wurden, Zaubergeschichten
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t^ Aprilheft tStS (XXXII.