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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 5.1929

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Kintz, J. Ph. A.: Bäder in Heidelberg und Bad Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.41982#0233

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nehme ich dem „Heidelberger Journal", dem Stadtanzeiger seit 1805, wo des
öfteren erlauchte Badegäste der Bürgerschaft gemeldet werden. Auch in dem
„Fremdenbuch für Heidelberg und Umgebung" (von K. C. von Leonhard,
Heidelberg, 1834) fand ich eine Liste der Badegäste.
Bis 1918 sorgten die staatlichen Badegelegenheiten der Universitäts-
kliniken, das Städtische Hallenbad, sowie private Bäder für Badegelegenheit
zu heil-therapeutischen und Reinigungszwecken. Mit der Erbohrung der
Heidelberger Radium-Sol-Therme ist das Badewesen in Heidelberg in neue
Bahnen geleitet worden.
Die Bad Heidelberg A.G. hat über der 1918 (29. August) erbohrten Ra-
dium-Sol-Therme ein neuzeitliches Badehaus von vornehmer Architektur
(Architekt Kuhn, Heidelberg) erstellt und am 15. Iuli 1928 eröffnet. Von
1918—1928 wurden die Radiumbäder in der hydrotherapeutischen Anstalt der
Aniversitätspoliklinik in immer wachsendem Maß verabreicht. Der Amweg:
Quellentnahme — Einfüllung in Transportfaß — Entnahme aus demselben —
Einfüllung in Badeeinrichtung und Leitung in die Wanne und die dadurch
bedingten schwierigen, die Heilkraft der Quellsole in keiner Weise fördernden
Ausnutzungsbedingungen, wurden durch die Errichtung des Bades direkt an
der Quelle, wo das Wasser aus dem schützenden Schoß der Erde direkt in die
Wannen geleitet werden kann, beseitigt und so dem Heilmittel die günstigsten
Bedingungen zur heilungbringenden Wirkung gegeben. Aeber die Geschichte
der Bohrung ist 1927 eine eigene Abhandlung erschienen: „Die Erbohrung der
Heidelberger Radium-Sol-Therme und ihre geologischen Verhältnisse" von
Wilhelm Salomon-Calvi, Direktor des geologisch-paläontologischen Instituts
der Aniversität Heidelberg, gedruckt als 14. Abhandlung der mathematisch-
naturwissenschaftlichen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften.
Diese Arbeit enthält auch eine Reihe von Gutachten über die Quelle, ferner
genaue Darstellungen über die Physikalischen und über die chemischen Verhält-
nisse des Quellwassers. Es ist einwandfrei festgestellt, daß während ein Ge-
halt an (gasförmiger) radioaktiver Emanation vielen Quellen eigentümlich ist,
die Gegenwart der verhältnismäßig beträchtlichen in der Heidelberger Sole
gelösten Mengen an Radium selbst einen einzigartigen Fall darstellt.
Die Bohrung ist bis in eine Tiefe von 1022 Meter geführt und das Bohr-
loch ebenso tief verrohrt. Das Quellwasser hat in der Tiefe 36,75 Grad Eelsius
Temperatur, an der Auslaufstelle bei ständigem Pumpenbetrieb eine solche
von 27—28 Grad.
Die Heilkraft der Heidelberger Radium-Sol-Therme ist erprobt in Form
von Bädern gegen die verschiedenen Formen der rheumatischen und gichtigen
Erkrankungen,» Arteriosklerose, Blutarmut und Frauenkrankheiten, in Form
von Trinkkuren gegen Katarrhe des Magens und Darmes, Verstopfung und
Zuckerkrankheit.
Es sei an dieser Stelle auch noch darauf hingewiesen, daß seit Iahren
schon vorbereitete Versuche, das Radium aus dem Wasser zu gewinnen, zu
vollem Erfolg geführt haben und daß bereits in Kürze an die Herstellung von
Radiumpräparaten wird gegangen werden können.
Möge nach der fchicksalschweren Vergangenheit über eine aufbauende Ge-
genwart eine segensreiche Zukunft erblühen und die neue Kraft mit dazu bei-
tragen, daß aus der „4steickelber§a ckeleta" erstehe die „tz^eickelber^areckiviva".

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