III.
Der Übergang zum seelischen Kharakter
der deutschen Gegenwart; allgemeine Mechanik
seelischer Übergangszeiten.
In dem Vortrag der letzten Stunde haben wir die Ent-
wicklung des deutschen Volkes ihrem inneren Kerne nach, durch
die letzten Endes auch alles äußere Geschehen Charakter und
Antrieb empfängt, bis tief ins 19. Jahrhundert hinein verfolgt.
Wir sahen da, wie einer symbolischen Zeit des Seelenlebens —
bis zum 3. Jahrhundert etwa nach Christus — ein Zeitalter
typischer Durchbildung bis hinein in das Jahrhundert der
salischen Kaiser folgte; wie diese Zeit abgelöst wurde durch die
konventionellen Jahrhunderte der Stauferzeit und des späteren
Mittelalters; wie dann der gewaltige Zeitraum des Indivi-
dualismus mit Reformation und Renaissance einsetzte, um
in der Periode der Aufklärung zu enden; wie endlich alledem
seit der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Empfindsamkeit und
Sturm und Drang, mit Klassizismus und Romantik jenes
subjektivistische Zeitalter folgte und um 1870 in seiner ersten
Periode endete, dem wir, in einer jetzt schon klar ausgeprägten
zweiten Periode befindlich, noch heute angehören.
Bei der raschen Vorführung der ungeheuren seelischen
Wandlungen, die im Verlaufe dieser Zeitalter beschlossen liegen,
haben wir dann, mit steigendem Quellenmaterial in wachsender
Breite und Aufmerksamkeit, immer noch einen besonderen
Moment zu verfolgen gesucht, den nämlich, in dem jeweils der
Übergang aus einem Zeitalter in das andere stattfand. Denn
wir konnten auf diesem Gebiete eine anfangs nur unbestimmte
4*
Der Übergang zum seelischen Kharakter
der deutschen Gegenwart; allgemeine Mechanik
seelischer Übergangszeiten.
In dem Vortrag der letzten Stunde haben wir die Ent-
wicklung des deutschen Volkes ihrem inneren Kerne nach, durch
die letzten Endes auch alles äußere Geschehen Charakter und
Antrieb empfängt, bis tief ins 19. Jahrhundert hinein verfolgt.
Wir sahen da, wie einer symbolischen Zeit des Seelenlebens —
bis zum 3. Jahrhundert etwa nach Christus — ein Zeitalter
typischer Durchbildung bis hinein in das Jahrhundert der
salischen Kaiser folgte; wie diese Zeit abgelöst wurde durch die
konventionellen Jahrhunderte der Stauferzeit und des späteren
Mittelalters; wie dann der gewaltige Zeitraum des Indivi-
dualismus mit Reformation und Renaissance einsetzte, um
in der Periode der Aufklärung zu enden; wie endlich alledem
seit der Mitte des 18. Jahrhunderts mit Empfindsamkeit und
Sturm und Drang, mit Klassizismus und Romantik jenes
subjektivistische Zeitalter folgte und um 1870 in seiner ersten
Periode endete, dem wir, in einer jetzt schon klar ausgeprägten
zweiten Periode befindlich, noch heute angehören.
Bei der raschen Vorführung der ungeheuren seelischen
Wandlungen, die im Verlaufe dieser Zeitalter beschlossen liegen,
haben wir dann, mit steigendem Quellenmaterial in wachsender
Breite und Aufmerksamkeit, immer noch einen besonderen
Moment zu verfolgen gesucht, den nämlich, in dem jeweils der
Übergang aus einem Zeitalter in das andere stattfand. Denn
wir konnten auf diesem Gebiete eine anfangs nur unbestimmte
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