IV.
Zur Psychologie der Kulturzeilatter überhaupt.
Führen wir uns den seelischen Vorgang, den wir in der
vorigen Stunde in allen seinen Einzelheiten vornehmlich aus
den Übergängen zu dem jetzt blühenden, jüngsten Zeitalter der
deutschen Kultur abstrahieren konnten, noch einmal in kurzen
Zügen vor.
Wir sahen, wie an die Seelen der um 1850 bis etwa
1880 lebenden Geschlechter eine ungeheure Summe bisher un-
bekannter oder wenigstens ungewohnter Reize herandrängte.
Wir nahmen wahr, wie es diesen Seelen schwer wurde, dieser
neuen Zumutungen an ihr Leben Herr zu werden. Ein erstes
Stadium trat ein, in dem wohl die noch nicht allzu große Wucht
des Neuen leidlich mit dem Alten verschmolzen wurde; wenigstens
einer Anzahl hervorragender Geister gelang das. Daneben
machten sich Mischgefühle in breiteren Kreisen geltend: eine
gewisse Sentimentalität verbreitete sich, pessimistische und da-
neben zugleich humoristische Stimmungen wucherten auf. Aber
ein zweites Stadium führte eine solche Übermacht neuer Ein-
drücke herauf, daß diese Mischhaltung verloren ging. Man
unterlag dem verstärkten Angriffe; man verlor sich an die Natur.
Eine Dissoziation der gewohnten Vorstellungskomplexe, eine
Unsicherheit der Strebungen und Willensgefühle, ja der Gefühle
überhaupt war die Folge, die bisherige Dominante der Per-
sönlichkeit zerging, und die Seelen gaben sich bisher unbekannten
Formen der Empfindungen, der Vorstellungen, der Assoziationen
und auch ihrer ganzen Disposition hin. Dabei waren diese
Zur Psychologie der Kulturzeilatter überhaupt.
Führen wir uns den seelischen Vorgang, den wir in der
vorigen Stunde in allen seinen Einzelheiten vornehmlich aus
den Übergängen zu dem jetzt blühenden, jüngsten Zeitalter der
deutschen Kultur abstrahieren konnten, noch einmal in kurzen
Zügen vor.
Wir sahen, wie an die Seelen der um 1850 bis etwa
1880 lebenden Geschlechter eine ungeheure Summe bisher un-
bekannter oder wenigstens ungewohnter Reize herandrängte.
Wir nahmen wahr, wie es diesen Seelen schwer wurde, dieser
neuen Zumutungen an ihr Leben Herr zu werden. Ein erstes
Stadium trat ein, in dem wohl die noch nicht allzu große Wucht
des Neuen leidlich mit dem Alten verschmolzen wurde; wenigstens
einer Anzahl hervorragender Geister gelang das. Daneben
machten sich Mischgefühle in breiteren Kreisen geltend: eine
gewisse Sentimentalität verbreitete sich, pessimistische und da-
neben zugleich humoristische Stimmungen wucherten auf. Aber
ein zweites Stadium führte eine solche Übermacht neuer Ein-
drücke herauf, daß diese Mischhaltung verloren ging. Man
unterlag dem verstärkten Angriffe; man verlor sich an die Natur.
Eine Dissoziation der gewohnten Vorstellungskomplexe, eine
Unsicherheit der Strebungen und Willensgefühle, ja der Gefühle
überhaupt war die Folge, die bisherige Dominante der Per-
sönlichkeit zerging, und die Seelen gaben sich bisher unbekannten
Formen der Empfindungen, der Vorstellungen, der Assoziationen
und auch ihrer ganzen Disposition hin. Dabei waren diese