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Lanckoroński, Karl [Hrsg.]
Städte Pamphyliens und Pisidiens (Band 1): Pamphylien — Wien, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.4610#0144
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Fig- 93- Grundriss des Bühnenhauses in der Dachhöhe.

welche, wie oben erwähnt, von den eigentlichen Fenstern durch das Fehlen der Kalkstein-
einfassungen sich unterscheiden und deren Sohlbänke stark zerfressen sind. Sie mochten
ausserdem als Aussteigöffnungen dienen für die bei den Zeltmasten beschäftigten Arbeiter.
Bauliche Merkmale, welche diese Annahme unterstützen, kann ich nicht anführen; die Höhe
der Mauer machte eine Untersuchung in der Nähe unmöglich.

Fig"- 93 zeigt den Grundriss des Bühnenhauses in der Dachhöhe; nur die Bedachung der
Paraskenien (f) ist mit Sicherheit nachzuweisen; sie waren mit einem Pultdache überdeckt,
was aus der tiefen Lage des noch vorhandenen Traufgesimses hervorgeht (vergleiche auch
Fig. 74).

\\ enn wir oben die Möglichkeit einer Wiederherstellung der Bühnenwand durch asia-
tische Künstler ins Auge fassten, auf welche der Fund von Fliesen hinwies, so gibt es auch
noch andere Anzeichen
mittelalterlicher oder
neuerer Benützung des
Gebäudes. Zunächst
sind die Köpfe, welche
am Mittelgiebel auf der
rauhen Bruchfläche des
abgesprungenen Gesim-
ses ausgemeisselt wur-
den (an der linken Seite sind drei, an der rechten ist ein Kopf sichtbar, Fig. 85), höchst
wahrscheinlich Heiligenköpfe byzantinischen Ursprunges. Aus viel späterer Zeit stammt der
Bewurf, welcher einem grossen Theile der Bühnenwand heute noch anhaftet und auch solche
Theile bedeckt, welche wie die Kanten der Nischen und die Sockel ursprünglich keinen Mörtel-
überzug haben konnten. Stellenweise ist der Bewurf mit einem grossen Zickzack-Ornament in
rother Farbe bemalt, welches auch an der Aussenwand des Bühnenhauses auftritt; das Orna-
ment, sowie der schwache Rest eines gemalten Wappens an der nördlichen Paraskenienwand
deuten auf das spätere Mittelalter.

Wir erwähnen ferner die Zubauten an der Aussenseite der Stirnwände des Zuschauer-
raumes (Tafel NNII)' und endlich diejenigen Zeichen von Benützung des Gebäudes, welche
der neueren Zeit angehören. Zu den letzteren gehören die schon früher erwähnten schmalen
enggestellten Löcher unmittelbar über dem Gebälk der oberen Ordnung und die drei Ver-
tiefungen, welche das Giebelfeld verunzieren, dann die Löcher in den auf der Bühnenwand
stehenden Pfeilern; sie alle deuten auf ein in roher Weise hergestelltes Dach. Ferner sind
einige der Zwischenräume, welche durch die vorspringenden Gebälke der unteren Ordnung
gebildet werden, durch dünne Steintafeln überbrückt, zur Herstellung eines fortlaufenden
Ganges. Endlich erwähnen wir am Zuschauerräume die Reste einer Brustwehr auf der kreis-
förmigen Aussenmauer. (Tafel XX.)

1 Die von Texier gezeichneten Vorbauten an den Portalen des Bühnenhauses sind gleichfalls späteren
Ursprungs.
 
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