Prozeß mit der Familie Fugger, da Ulrich seinen vertraglichen
Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte. Trotzdem
hat der hervorragende Franzose lange über den Tod Ulrichs
hinaus dem Fuggergönner ein ehrendes Andenken bewahrt,
was ihn selbst nicht minder ehrt. Als er 1593 „Isocratis orationes
et epistolae cum Latina interpretatione Hieronymi Wolfii ab
ipso postremum recognitae“ noch einmal herausgab, schrieb
er an Marcus Fugger, er habe ihn zwar in Heidelberg nicht
erreichen können, aber er vergäße die Wohltaten, die er von
der Familie Fugger empfangen hätte, keineswegs. Besonders
gedenke er Ulrichs als eines Schmuckes der Fugger. Gewiß
habe er ihn zeitweise zu vergessen vermocht. Indessen mahne
gerade Heidelberg an Ulrich, da dieser dort seinen für alle
Wissenschaftsfreunde überaus wertvollen Schatz, die Bibliothek,
hinterlassen habe, einen Schatz, der bei allen die Erinnerung
an Ulrich, ja die höchste ehrenreiche Dankbarkeit hervorrufe,
vor allem begreiflicherweise bei Henricus Stephanus.
Nun, auch für die Leser und Benutzer dieses Buches ist die
zeitweilige Entfremdung, sind die unerfreulichen Schwierig-
keiten, die nach 1568 die Beziehungen zwischen Ulrich Fugger
und Henricus Stephanus lockerten, viel weniger bedeutsam als
die Zeit des fruchtbaren Zusammenarbeitens.
Die Bekanntschaft mit der Familie Estienne mag schon wäh-
rend Ulrichs Studium in Frankreich begonnen haben. Die typo-
graphisch hervorragenden, inhaltlich ungemein wichtigen Ver-
öffentlichungen des Robertus Stephanus (f 1559) wie seines
Sohnes Henricus mußten die Aufmerksamkeit des jungen,
gerade am Griechischen interessierten Augsburger Bibliophilen
erregen. Die Festigung der Beziehungen dürfte in Italien erfolgt
sein. Dort hielten sich Ulrich seit 1543 oder sogar schon früher,
Henricus seit 1547 mehrfach in Venedig, Padua, Florenz usw.
auf, beide auf Bücher und Bibliotheken ihre Blicke richtend,
vielfach mit denselben Gelehrten verkehrend. Genaue Daten
für die Anfänge der Beziehungen konnte ich noch nicht finden.
Von Henricus Stephanus stammt m. E. ein etwa 1555 an Ulrich
gerichtetes Originalschreiben, das, in Urbin. lat. 1039 fol. 32 f.
erhalten und von Ancel veröffentlicht, vornehmlich über poli-
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Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte. Trotzdem
hat der hervorragende Franzose lange über den Tod Ulrichs
hinaus dem Fuggergönner ein ehrendes Andenken bewahrt,
was ihn selbst nicht minder ehrt. Als er 1593 „Isocratis orationes
et epistolae cum Latina interpretatione Hieronymi Wolfii ab
ipso postremum recognitae“ noch einmal herausgab, schrieb
er an Marcus Fugger, er habe ihn zwar in Heidelberg nicht
erreichen können, aber er vergäße die Wohltaten, die er von
der Familie Fugger empfangen hätte, keineswegs. Besonders
gedenke er Ulrichs als eines Schmuckes der Fugger. Gewiß
habe er ihn zeitweise zu vergessen vermocht. Indessen mahne
gerade Heidelberg an Ulrich, da dieser dort seinen für alle
Wissenschaftsfreunde überaus wertvollen Schatz, die Bibliothek,
hinterlassen habe, einen Schatz, der bei allen die Erinnerung
an Ulrich, ja die höchste ehrenreiche Dankbarkeit hervorrufe,
vor allem begreiflicherweise bei Henricus Stephanus.
Nun, auch für die Leser und Benutzer dieses Buches ist die
zeitweilige Entfremdung, sind die unerfreulichen Schwierig-
keiten, die nach 1568 die Beziehungen zwischen Ulrich Fugger
und Henricus Stephanus lockerten, viel weniger bedeutsam als
die Zeit des fruchtbaren Zusammenarbeitens.
Die Bekanntschaft mit der Familie Estienne mag schon wäh-
rend Ulrichs Studium in Frankreich begonnen haben. Die typo-
graphisch hervorragenden, inhaltlich ungemein wichtigen Ver-
öffentlichungen des Robertus Stephanus (f 1559) wie seines
Sohnes Henricus mußten die Aufmerksamkeit des jungen,
gerade am Griechischen interessierten Augsburger Bibliophilen
erregen. Die Festigung der Beziehungen dürfte in Italien erfolgt
sein. Dort hielten sich Ulrich seit 1543 oder sogar schon früher,
Henricus seit 1547 mehrfach in Venedig, Padua, Florenz usw.
auf, beide auf Bücher und Bibliotheken ihre Blicke richtend,
vielfach mit denselben Gelehrten verkehrend. Genaue Daten
für die Anfänge der Beziehungen konnte ich noch nicht finden.
Von Henricus Stephanus stammt m. E. ein etwa 1555 an Ulrich
gerichtetes Originalschreiben, das, in Urbin. lat. 1039 fol. 32 f.
erhalten und von Ancel veröffentlicht, vornehmlich über poli-
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