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Kunsthaus Lempertz <Köln> [Hrsg.]; Kunsthaus Lempertz [Hrsg.]; M. Lempertz' Antiquariat (P. Hanstein) [Mitarb.]
Math. Lempertz'sche Kunstversteigerung: Werke alter Malerei und Plastik: altes Kunstgewerbe ; Versteigerung: 14. Dezember 1926 — Köln, Nr. 247.1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.17748#0013
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Gemälde

Kölnischer Meister um 1370

Dem Meister des Clarenaltares nahestehend

1 Kalvarienberg: Die untere Bildhälfte ist ein hochgestuftes bebautes Felsengelände, das zur
Mitte hin abfällt, die obere Bildhälfte Goldgrund. Ganz vorn in der Mitte erhebt sich das
Kreuz Christi; der Gekreuzigte hängt mit leicht hochgereckten Armen, gekrallten Händen
und nach links gewinkelten Knien, die Füße übereinander genagelt; das Lendentuch bildet
links einen langen, rechts einen kürzeren Zipfel. Rechts und links hinter Christus, um eine
Felsenstufe nach rückwärts gestellt und perspektivisch verkleinert, erheben sich die zwei
andern Kreuze in T-Form. An ihnen hängen die beiden Schächer, die Arme nach rück-
wärts über die Querbalken gebogen und mit über die Brust gezogenen Stricken ver-
bunden. Der Schächer rechts von Christus (linke Bildseite) ist leicht zu Christus hinge-
wendet, der andere abgewendet. Die Lendentücher beider hängen in ähnlicher Weise wie
das Lendentuch Christi. Rechts unter dem Kreuze, mit der Brust über die Felsenstufe
ragend, den Kopf in eigenartiger Verkürzung hochgewendet, ein Mann mit hochgerecktem
Zeigefinger der rechten Hand. Über seine Brust legt sich das von dem römischen Haupt-
mann gehaltene Schriftband: vere filius dei erat, in gotischen Minuskeln. Links unter dem
Kreuz, in gleicher Höhe mit der rechten Figur, ein in Halbfigur sichtbarer Mann mit hoch-
gerecktem linken Arm, halb von hinten gesehen. (Wohl Longinus.) Rechts und links in
den Räumen zwischen Christus und den Schächern, links einer, rechts zwei Engel mit
Vogelflügeln, die, in der unteren Körperhälfte von Wolkenfetzen umhüllt, aus dem Gold-
gründe heraustreten. Aus den beiden oberen Bildecken schweben Engelchöre schräg auf
Christus herab, in gleicher Weise gestaltet, wie die eben beschriebenen; in der linken
Gruppe sehen wir vier, in der rechten sechs Engel. — Unter dem Kreuze Christi, eine
Felsenstufe weiter nach vorn, steht links und rechts je eine Gruppe von fünf bzw. acht
Personen. In der Gruppe links die heiligen Frauen und Johannes: Schlanke Figuren in
anmutigem Linienfluß, besonders reizvoll durch die korrespondierenden Konkaven und
die sie schneidende Vertikale. Unter der rechten, aus acht Personen bestehenden Gruppe
steht am meisten vorn der römische Hauptmann, der ein reich verziertes Schwert mit der
gesenkten Linken, das oben beschriebene Spruchband mit der hochgehobenen Rechten hält.
Links davon, etwas von der Gruppe gelöst, unter dem Kreuz ein Mann in gebückter
Haltung, einen Eimer und eine lange Stange haltend, auf der er den Schwamm zu Christus
hochreicht, Eichenholz. H. 169, B. 111. Abb. Vierfarbentafel

Die Tafel wurde Ende vorigen Jahres in Westfalen von einem bekannten Sammler auf-
gefunden. Sie ist vollständig im originalen Zustand, ohne jegliche Übermalung oder Zutat.
Die Farben sind von ungemeiner Frische und überraschender Leuchtkraft.

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