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Mitte 1788. Taglich waren mehr als 200 Arbeiter beschäftigt.
Bildsäulen Kari, Theodors und der Minerva, beide vom Hofbild-
hauer Link, zieren dieselbe. Des Kurfürsten Statue ist umgeben
von den Sinnbildern der vaterländischen Flüsse Rhein, Donau,
Neckar und Mosel; zu den Füssen der Weisheits-Göttin siebt man
symbolische Figuren, die Fakultäten der Universität vorstellend".
Aus der Geschichte des Französischen Revolutions-Krieges
knüpft sich eine denkwürdige Erinnerung an die Brücke. Die
Franzosen, geführt von Lorset drangen, 1799, durch die Berg-
strasse vor. Die Macht der Oesterreicher war sehr unbedeutend.
Fechtend zogen sie sich bis Heidelberg zurück und an der Neckar-
Brücke gaben 200 Mann Ungarischer Infanterie, 80 Lhlänen und
eine kleine Abtheilung Trier'scher Jäger Beweise von nicht ge-
Avöhnlichein Heldengeist. Im Verlauf weniger Stunden versuchte
der überlegene Feind sieben Mal den Sturm, um über die Brücke
in die Stadt einzudringen. Das Thor war von aussen mit Wagen
barrikadirt; auf der inneren Seite, wo die kleine Macht der Oester-
reicher in Reih und Glied geordnet stand, wurde dasselbe durch
eine einzige Kanone vertheidigt. Bis tief in die Nacht hinein hatte
das Gefecht gedauert. Alle Kanoniere waren mehr und weniger
schwer verwundet; Infanteristen bedienten das Geschüz. Es lloss
nicht wenig Blut. Viele Franzosen sanken unter dein Kartäschen-
Feuer der Oesterreicher, oder fanden in den Neckariluthen ihr Grab.
Man erzählt sich von ein ein muthvollen Französischen Trommel-
schläger', der, als eine feindliche Kugel ihm den linken Fuss hin-
weg genommen, an das Brücken-Geländer gelehnt, sich nicht
stören Hess, sondern fortfuhr den Sturm-Marsch zu schlagen.
Dagegen stieg ein Uhlanen - Offizier vom Pferde , Meng selbst eine
Trommel über, und rief den Streitenden Math zu. Endlich wichen
die Franzosen vom Kampfplazze. Sie zogen sich bis Handschuhs-
heim zurück.. Erst am Morgen des folgenden Tages, nachdem die
Oesterreicher längst in der Stille der Nacht, die Kanonen-Räder
mit Stroh umwunden, Heidelberg verlassen hatten, besezte der
Feind, nicht ohne grosse Vorsicht, die Stadt. — Der 16. Oktober
17 99 ist im Gedächtnisse der Bewohner Heidelbergs geblieben **.
Die Aussenseite des Brücken-Thores und die Statuen zeigen Kugel-
Spuren in Menge.
* Walpergen lieferte eine Ansicht der Neckarblücke (1 7 8 8).
*'"■ Eine bildliche Darstellung des Brücken-Sturmes von Rottmar»
d. V. — bekannt durch sein schönes Talent für humoristische Darstel-
lungen, für Karrikaturen u. s. w. — verdient gesellen zu werden.
Mitte 1788. Taglich waren mehr als 200 Arbeiter beschäftigt.
Bildsäulen Kari, Theodors und der Minerva, beide vom Hofbild-
hauer Link, zieren dieselbe. Des Kurfürsten Statue ist umgeben
von den Sinnbildern der vaterländischen Flüsse Rhein, Donau,
Neckar und Mosel; zu den Füssen der Weisheits-Göttin siebt man
symbolische Figuren, die Fakultäten der Universität vorstellend".
Aus der Geschichte des Französischen Revolutions-Krieges
knüpft sich eine denkwürdige Erinnerung an die Brücke. Die
Franzosen, geführt von Lorset drangen, 1799, durch die Berg-
strasse vor. Die Macht der Oesterreicher war sehr unbedeutend.
Fechtend zogen sie sich bis Heidelberg zurück und an der Neckar-
Brücke gaben 200 Mann Ungarischer Infanterie, 80 Lhlänen und
eine kleine Abtheilung Trier'scher Jäger Beweise von nicht ge-
Avöhnlichein Heldengeist. Im Verlauf weniger Stunden versuchte
der überlegene Feind sieben Mal den Sturm, um über die Brücke
in die Stadt einzudringen. Das Thor war von aussen mit Wagen
barrikadirt; auf der inneren Seite, wo die kleine Macht der Oester-
reicher in Reih und Glied geordnet stand, wurde dasselbe durch
eine einzige Kanone vertheidigt. Bis tief in die Nacht hinein hatte
das Gefecht gedauert. Alle Kanoniere waren mehr und weniger
schwer verwundet; Infanteristen bedienten das Geschüz. Es lloss
nicht wenig Blut. Viele Franzosen sanken unter dein Kartäschen-
Feuer der Oesterreicher, oder fanden in den Neckariluthen ihr Grab.
Man erzählt sich von ein ein muthvollen Französischen Trommel-
schläger', der, als eine feindliche Kugel ihm den linken Fuss hin-
weg genommen, an das Brücken-Geländer gelehnt, sich nicht
stören Hess, sondern fortfuhr den Sturm-Marsch zu schlagen.
Dagegen stieg ein Uhlanen - Offizier vom Pferde , Meng selbst eine
Trommel über, und rief den Streitenden Math zu. Endlich wichen
die Franzosen vom Kampfplazze. Sie zogen sich bis Handschuhs-
heim zurück.. Erst am Morgen des folgenden Tages, nachdem die
Oesterreicher längst in der Stille der Nacht, die Kanonen-Räder
mit Stroh umwunden, Heidelberg verlassen hatten, besezte der
Feind, nicht ohne grosse Vorsicht, die Stadt. — Der 16. Oktober
17 99 ist im Gedächtnisse der Bewohner Heidelbergs geblieben **.
Die Aussenseite des Brücken-Thores und die Statuen zeigen Kugel-
Spuren in Menge.
* Walpergen lieferte eine Ansicht der Neckarblücke (1 7 8 8).
*'"■ Eine bildliche Darstellung des Brücken-Sturmes von Rottmar»
d. V. — bekannt durch sein schönes Talent für humoristische Darstel-
lungen, für Karrikaturen u. s. w. — verdient gesellen zu werden.