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Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus <Berlin> [Hrsg.]
Katalog / Rudolph Lepke's Kunst-Auctions-Haus, Berlin: Galerie Weber, Hamburg: Versteigerung: 20., 21. und 22. Februar 1912 — Berlin, Nr. 1634.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.16463#0049
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LUKAS CRANACH D. A.

Sein Familienname ist nicht bekannt. Cranach wurde er nach seinem Geburtsorte ge-
nannt. Geboren zu Kronach in Oberfranken im Oktober 1472; gestorben zu Weimar den
16. Oktober 1553. Entwickelt unter dem Einfluss der fränkischen und der Donauschule. Er scheint
1502 bis 1504 in Wien gewesen zusein. Seit 1505 kursächsischer Hofmaler in Wittenberg, das
ihn zweimal zum Bürgermeister wählte. Haupt der sächsischen Schule des 16. Jahrhunderts.
1550 folgte er Johann Friedrich dem Grossmütigen in die Gefangenschaft nach Augsburg,
1552 siedelte er mit ihm nach Weimar über.

Amor mit der Honigscheibe. Links der hohle Baumstamm, um den die Bienen
schwärmen. Vor ihm steht der nackte kleine Liebesgott mit purpurroten Flügeln. In der
Linken hält er eine Honigscheibe, auf der eine Biene sitzt. Eine zweite sitzt an seiner
rechten Schulter, eine dritte auf seiner Stirn. Andere umschwärmen ihn. Unter seinen
Füssen spriessen Gräser, rechts blickt man in den Wald.

Bezeichnet links am Baumstamm:

Lindenholz. — H. 0,19; B. 0,13. - (N. 36) — 1878 freihändig aus der Privatsammlung C. D. Wölfl
in Berlin. — Amor als Honigdieb, von den Bienen gestochen, von Venus mit dem Vorbalt getröstet, dass
die Wunden seiner Pfeile noch heftiger schmerzten als Bienenstiche, ist eine der späteren griechischen Lyrik
geläufige Vorstellung. Cranach hat sie — besonders in den Jahren 1530 bis 1534 — häufig zur Darstellung
gebracht. In der Regel steht Venus auf den Bildern dieser Art links neben Amor (z. B. Berlin N. 1190).
Dass auch unser Bild nur ein Bruchstück einer solchen Darstellung ist, ist möglich, aber nicht notwendig.
Die Frage, inwieweit echt bezeichnete Bilder dieser Art von der Hand des alten Cranach selbst oder seines
1537 gestorbenen Sohnes Hans Cranach oder eines anderen Schülers ausgeführt worden, bleibt noch offen.
Vgl. Ed. Flechsig, Cranachstudien, Leipzig 1900 (wo unser Bild übrigens nicht erwähnt wird).

Abbildung im vorliegenden Katalog auf Tafel 16.

Die Verspottung Christi. Ev. Matth. Kap. 27 V. 28—31; Marci Kap. 15 V. 16—20.
Der Heiland sitzt, nur mit der Dornenkrone und dem feuerroten Mantel bekleidet, blutüber-
strömt nach links gebeugt, in kahlem Steingemach. Zwei Henker treiben ihm die Dornen
mit Stecken noch tiefer in die Stirn. Der eine hilft sogar mit dem nackten Fusse nach.
Links drei fratzenschneidende Spötter. Einer von ihnen drückt dem Heilande kniend einen
Stecken als Zepter in die Rechte. Rechts vorn ein Kriegsknecht in Helm und Harnisch,
weiter zurück Schriftgelehrte in orientalischer Tracht. Durch ein Fenster im Mittelgrunde
blickt man in eine reiche Berglandschaft hinaus, in der eine befestigte Stadt im Flusstale liegt.

\ 5" 3 S

Bez. halb rechts unten am Fussboden: ^

Lindenholz. — H. l,06y2; B. 0,84. — (N. 37.) — 1886 von der Versteigerung Sachse in Berlin: Katalog
N. 6. — Vormals in der von Forcherschen Sammlung in Obersteiermark. — 1899 auf der vom Verfasser
dieses Katalogs veranstalteten Cranach-Ausstellung in Dresden N. 68. —

Literatur: In der ersten Auflage dieses Kataloges (1892) als „gutes Bild der Werkstatt Cranachs,
wohl unter des Meisters eigener Beteiligung entstanden". — K. Woermann: Wissenschaftliches Verzeichnis
der CranachAusstellung (Dresden 1899) S. 52 N. 68. — K. Woermann: Die Dresdner Cranach-Ausstellung
in der Ztschrft. für bild. Kunst N. F. XI S. 86 (Leipzig 1900). Hier als eigenhändiges Werk des älteren
Cranach. — W. von Seidlitz: L'exposition Cranach ä Dresde in der Gazette des Beaux Arts 1899 II S. 206
(Paris 1899). Seidlitz glaubte hier die Hand Lukas Cranachs d. J. (1515—1586) zu erkennen. — M. J. Fried-
länder: Die Cranach-Ausstellung in Dresden im Repertorium XXII S. 242 (Berlin 1899). Hier als eigenhändig.
— Ed. Flechsig, Cranachstudien (Leipzig 1900), S. 275. Hier mit Recht als eigenhändiges Werk des älteren
Cranach. — Zu vergleichen die Passionsbilder von 1537—1538 im Berliner Schloss und Museum.

Abbildung: foh. Nöhring, Sammlung Weber, Lübeck um 1898.

In vorliegendem Katalog auf Tafel ij.

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