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Limesblatt.
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halle öffnete, zwischen deren Säuleu auf
den erhaltenen kleineren Sockeln Statuen
oder Inschriftsteine gestanden haben dürf-
ten. Ein neben der Mauer des Centrai-
baues gefundener massiver, mehr als lebens-
grosser Bronzefinger erhielt dadurch eine
eigentümliche Erklärung. Von besonderem
Interesse war es auch, dass an die nörd-
liche Abscblussmaucr des Flankenbaues
sich anschliessend ein kleiner Raum mit
Kanalheizuugsanlage aufgedeckt wurde,
wohl ein Bureau, welches im Winter
wenigstens einigermassen wohnlich gemacht
werden konnte. Denn dass an eigentliche
Wohnräume in den Praetorien der Grenz-
kastelle nicht zu denken ist, bewies auch
hier neben vielen anderen Umständen schon
das gänzliche Fehlen aller Reste von Ge-
brauchsgegenständen. Ob an die südliche
Seite des Centraibaues sich ein ebenso
breiter Flankenbau anschloss, oder ob wie
bei Rückingen und Worth hier die massiven
Mauern nur auf eine kurze Strecke reich-
ten , Hess sich ohne Niederzissen der
unmittelbar anstossenden Wohnhäuser nicht
entscheiden. Auch so ist das Gefundene
vom höchsten Interesse. Die Breite des
ganzen Praetoriums Iässt sich nach den auf-
gedeckten Teilen mit Sicherheit auf 42 m,
die Tiefe der Gesamtanlage bis zur via
principalis auf etwa 50 m berechnen.
Was die übrigen Details betrifft, so
wurde der Abrundungsraditis der Ecken
auf 20 m (nach aussen gemessen) festge-
stellt und in der Nordwestecke ein nach
innen vorspringender hohler Turm von ge-
ringen Dimensionen gefunden. Über die
Existenz von Zwischeutürmen konnte leider
keine Gewissheit erlangt werden, da gerade
an den Stellen, an welchen sich Spuren
derselben zu zeigen scheinen, die Zer-
störung aller Fundamentmauern eine be-
sonders hochgradige war und an anderen,
wo sie anzunehmen wären, der Anbau das
Graben nicht gestattete. Darf man aus
den gefundenen Spuren Folgerungen ziehen,
so scheint das Kastell Türme von geringen
Dimensionen in Abständen von 25 m (von
Mitte zu Mitte) gehabt zu haben.
Von der Umgebung des Kastells wurden
abgesehen von den oben erwähnten Wegen
eine Anzahl von Häusern der Niederlassung
in ihren Kellerräumen nebst den vor ihnen
liegenden Senkgruben aufgedeckt, welche
in geschlossener Front mit schmalen
Zwischenräumen, symmetrisch zur Südfront
des Kastells gestellt, von dem äusseren
Graben nur soweit abstanden, dass der von
der porta principalis nach W. führende
Weg Raum hatte, nach dem ihre Keller-
luken und sicherlich auch die Hausthüren
gerichtet waren, während zu den Keller-
tluiren von dem nach S. liegenden Hof
hölzerne Treppen hinabführten, vor welchen
die Senkgruben lagen.
Die Hoffnung, das bekannte Bade-
gebäude aufzufinden, verwirklichte sich
nicht. AVenn es, worauf alle Spuren hin-
weisen , ebenso wie in Rückingen vor der
porta principalis dextra lag, so ist es teils
von der mittelalterlichen Festungsinauer
bedeckt, teils von deren Gräben, dessen 12 m
breites Profil festgestellt wurde, zerrissen.
Noch manche Anhaltspunkte für die
Topographie des römischen Marköbel
wurden durch Kombination der diesjährigen
Resultate mit den Ergebnissen der früheren
Ausgrabungen gewonnen, vieles wäre noch
zu finden. Für weitere Nachforschungen,
welche eine dankbare Aufgabe des Hanauer
Geschichtsvereins sein dürften, ist nun ein
sicherer Rahmen gegeben, in welchen sich
neu gefundene Spuren, das Gesamtbild
weiter ausführend, leicht einfügen werden
Alles, was bisher festgestellt ist, zeigt,
dass das Marköbeler Kastell wie durch
seine Grösse, so auch durch die Aus-
dehnung seiner bürgerlichen Niederlassung
unter den südwetterauischen Grenzkastellen
zweifellos den ersten Platz einnahm, was
sich wohl aus seiner Lage an dem erwähn-
ten Verkehrswege am einfachsten erklärt.
Die Fundstücke waren die bei solchen .
Ausgrabungen gewöhnlichen; auffallend
war das Fehlen von Stempeln auf den an
Ort und Stelle gebrannten Ziegeln, aus
welchen man mehr oder weniger zwingende
Schlüsse auf die Garnison ziehen könnte.
Gefunden wurden nur 2 Fragmente von
Stempeln der 22. Legion, die aber wegen
ihrer Übereinstimmung mit Fabrikaten aus
Nied in den Typen sowie auch im Ma-
terial des Steins von Interesse sind.
Frankfurt. Wolf f.
Verantwortlicher Keduktour l'rof. Hottuor.
Limesblatt.
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halle öffnete, zwischen deren Säuleu auf
den erhaltenen kleineren Sockeln Statuen
oder Inschriftsteine gestanden haben dürf-
ten. Ein neben der Mauer des Centrai-
baues gefundener massiver, mehr als lebens-
grosser Bronzefinger erhielt dadurch eine
eigentümliche Erklärung. Von besonderem
Interesse war es auch, dass an die nörd-
liche Abscblussmaucr des Flankenbaues
sich anschliessend ein kleiner Raum mit
Kanalheizuugsanlage aufgedeckt wurde,
wohl ein Bureau, welches im Winter
wenigstens einigermassen wohnlich gemacht
werden konnte. Denn dass an eigentliche
Wohnräume in den Praetorien der Grenz-
kastelle nicht zu denken ist, bewies auch
hier neben vielen anderen Umständen schon
das gänzliche Fehlen aller Reste von Ge-
brauchsgegenständen. Ob an die südliche
Seite des Centraibaues sich ein ebenso
breiter Flankenbau anschloss, oder ob wie
bei Rückingen und Worth hier die massiven
Mauern nur auf eine kurze Strecke reich-
ten , Hess sich ohne Niederzissen der
unmittelbar anstossenden Wohnhäuser nicht
entscheiden. Auch so ist das Gefundene
vom höchsten Interesse. Die Breite des
ganzen Praetoriums Iässt sich nach den auf-
gedeckten Teilen mit Sicherheit auf 42 m,
die Tiefe der Gesamtanlage bis zur via
principalis auf etwa 50 m berechnen.
Was die übrigen Details betrifft, so
wurde der Abrundungsraditis der Ecken
auf 20 m (nach aussen gemessen) festge-
stellt und in der Nordwestecke ein nach
innen vorspringender hohler Turm von ge-
ringen Dimensionen gefunden. Über die
Existenz von Zwischeutürmen konnte leider
keine Gewissheit erlangt werden, da gerade
an den Stellen, an welchen sich Spuren
derselben zu zeigen scheinen, die Zer-
störung aller Fundamentmauern eine be-
sonders hochgradige war und an anderen,
wo sie anzunehmen wären, der Anbau das
Graben nicht gestattete. Darf man aus
den gefundenen Spuren Folgerungen ziehen,
so scheint das Kastell Türme von geringen
Dimensionen in Abständen von 25 m (von
Mitte zu Mitte) gehabt zu haben.
Von der Umgebung des Kastells wurden
abgesehen von den oben erwähnten Wegen
eine Anzahl von Häusern der Niederlassung
in ihren Kellerräumen nebst den vor ihnen
liegenden Senkgruben aufgedeckt, welche
in geschlossener Front mit schmalen
Zwischenräumen, symmetrisch zur Südfront
des Kastells gestellt, von dem äusseren
Graben nur soweit abstanden, dass der von
der porta principalis nach W. führende
Weg Raum hatte, nach dem ihre Keller-
luken und sicherlich auch die Hausthüren
gerichtet waren, während zu den Keller-
tluiren von dem nach S. liegenden Hof
hölzerne Treppen hinabführten, vor welchen
die Senkgruben lagen.
Die Hoffnung, das bekannte Bade-
gebäude aufzufinden, verwirklichte sich
nicht. AVenn es, worauf alle Spuren hin-
weisen , ebenso wie in Rückingen vor der
porta principalis dextra lag, so ist es teils
von der mittelalterlichen Festungsinauer
bedeckt, teils von deren Gräben, dessen 12 m
breites Profil festgestellt wurde, zerrissen.
Noch manche Anhaltspunkte für die
Topographie des römischen Marköbel
wurden durch Kombination der diesjährigen
Resultate mit den Ergebnissen der früheren
Ausgrabungen gewonnen, vieles wäre noch
zu finden. Für weitere Nachforschungen,
welche eine dankbare Aufgabe des Hanauer
Geschichtsvereins sein dürften, ist nun ein
sicherer Rahmen gegeben, in welchen sich
neu gefundene Spuren, das Gesamtbild
weiter ausführend, leicht einfügen werden
Alles, was bisher festgestellt ist, zeigt,
dass das Marköbeler Kastell wie durch
seine Grösse, so auch durch die Aus-
dehnung seiner bürgerlichen Niederlassung
unter den südwetterauischen Grenzkastellen
zweifellos den ersten Platz einnahm, was
sich wohl aus seiner Lage an dem erwähn-
ten Verkehrswege am einfachsten erklärt.
Die Fundstücke waren die bei solchen .
Ausgrabungen gewöhnlichen; auffallend
war das Fehlen von Stempeln auf den an
Ort und Stelle gebrannten Ziegeln, aus
welchen man mehr oder weniger zwingende
Schlüsse auf die Garnison ziehen könnte.
Gefunden wurden nur 2 Fragmente von
Stempeln der 22. Legion, die aber wegen
ihrer Übereinstimmung mit Fabrikaten aus
Nied in den Typen sowie auch im Ma-
terial des Steins von Interesse sind.
Frankfurt. Wolf f.
Verantwortlicher Keduktour l'rof. Hottuor.